Literarische Pralinen

Franz Hohler – „Ein Feuer im Garten“

von Frank Becker

Literarische Pralinen
 
Franz Hohlers neue Kurzerzählungen
 
Für solche tiefgründigen kleinen Erzählungen, die ein ganz leises, nichtsdestoweniger lange nachschwingendes Lächeln erzeugen, liebe ich Franz Hohler. Einzigartig seine knappe, dennoch bilderreiche Sprache, präzise seine Beobachtungen, amüsant entlarvend seine aufmerksame rasche Rundumerfassung von Situationen und Normalitäten, überbordend sein Ideenreichtum, der doch immer aus dem Leben schöpft.

Die wirklich kurze Titelgeschichte „Ein Feuer im Garten“, die das Genre auf den Punkt bringt, eröffnet diese Sammlung ganz neuer, sehr oft autobiographischer Kurzerzählungen. Sie ist in ihrer lakonischen Konsequenz beispielhaft für Franz Hohlers Kunst der kleinen Prosa, die er in allen ihren Facetten, den märchenhaften und den nüchtern erscheinenden seit Jahrzehnten beherrscht wie sonst keiner. Immer hält er zum Ende eine kleine Überraschung bereit, manchmal schillernd, nach einem mit weit ausholender Bewegung gestalteten traumhaft funkelnden Phantasiebogen, manchmal lakonisch, wie mit gespitztem Bleistift abgehakt – aber immer wunderbar pointiert. Franz Hohler zeigt sich in vielen seiner Texte als Geistesverwandter von Erwin Grosche – kein Wunder, daß beide sich 2015 in Mainz zu einem Gedenkabend für ihren Freund und Kollegen Hanns Dieter Hüsch zusammengetan haben.

52 kurze und noch kürzere kleine Abenteuer, etwas längere Erinnerungen aus seinem Leben („Aufwachsen“), Reise-Impressionen („Bremen“), Märchen („Der König“), philosophische Betrachtungen („Glück“), Alltags-Kämpfe (Schalter aus!“), phantastische Utopien („Notbremse“) und intelligente Späße haben meist augenzwinkernd („Nächstenliebe“) den Weg zwischen zwei gemeinsame Buchdeckel gefunden. Auch das geliebte Cello kommt wieder vor. Es ist die Zahl der Wochen im Jahr, eine Zahl, die ihm gefällt (vgl. „52 Wanderungen“). Nun müssen Sie sich aber nicht auf eine Geschichte pro Woche begnügen, sondern sollten sie je nach Lust wie kleine literarische Pralinen naschen, gemütlich im Lesesessel beim Tee oder schnell noch vor dem Ausknipsen der Nachttischlampe im Bett. Sie machen ihren Tag, ihre Nacht damit schöner – versprochen.

Wenn Sie dieses Buch gleich heute bei Ihrem Buchhändler bestellen, kann es schon morgen unter ihrem Weihnachtsbaum liegen und Ihnen die herrlich langen Feiertage vergolden. Es bekommt als letztes Buch in diesem Jahr und höchst verdient unsere Auszeichnung, den Musenkuß.
 
Franz Hohler – „Ein Feuer im Garten“
Neue Kurzerzählungen
© 2015 Luchterhand Literaturverlag, 128 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-630-87452-4
17,99 € [D] / 18,50 € [A] | 24,50 sFr
Weitere Ausgaben: eBook (epub)
 
Weitere Informationen:  www.randomhouse.de