Rettung in der 2. Halbzeit

Pasta e basta - Ein italienischer Liederabend zu Gast in Remscheid

von Frank Becker

v.l.: Dietmar Loeffler, Tommaso Cacciapuoti, Sascha Rotermund - Foto © Roland Keusch

Rettung in der 2. Halbzeit
 
Pasta e basta
Ein italienischer Liederabend von Dietmar Loeffler
Ein Gastspiel der Hamburger Kammerspiele


Franz Wittenbrink hat es mit seinen Themenabenden vorgemacht, wer kennt nicht seine legendären „Sekretärinnen“. Dietmar Loeffler, ein vorzüglicher Pianist, notabene, ist jedoch mit seinem im Kielwasser Wittenbrinks dümpelnden „Italienischen Liederabend“ der Hamburger Kammerspiele in ziemliche Untiefen geraten. Vollgestopft mit Unfertigem, phantasielos und ohne jeden Esprit reiht die zusammengeschusterte kleine Küchenshow in immerhin gut zwei Stunden netto und einem beinahe peinlichen Handlungsrahmen eine Kette Gassenhauer und Ohrwürmer der italienischen Schlagerwelt zwischen 1950 und 2000 aneinander. Dabei unübersehbar rechts auf der Bühne des städtischen Theaters eine mannshohe Werbetafel für eine Nudel-Marke. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Tommaso Cacciapuoti, Sascha Rotermund, Carolin Fartenbacher, Love Newkirk und eben Dietmar Loeffler am Klavier bildeten am Samstag das Ensemble der Hamburger Kammerspiele bei ihrem Gastspiel im Remscheider Teo Otto Theater, das die Küche eines italienischen Restaurants als Kulisse nimmt, wo auf dem Flügel Gemüse geschnetzelt wird, während im Hintergrund ein echter Koch – eine zugegeben brillante Idee – ein Pasta-Gericht zubereitet und verführerische Düfte durchs Theater ziehen. Für diesen Abend hatte man den Remscheider Gastronomen Salvatore Lerose gewinnen können, eine Lokalgröße durch die von ihm ins Leben gerufene „Lerose-Stiftung“ zur Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und Familien. Während er schmurgelt und rührt, singt die Küchen-Crew mehr oder weniger effektiv ihre Lieder von Adriano Celentanos „Azzurro“ über Minas „Parole“ und Rita Pavones „Wenn ich ein Junge wär“ bis Eros Ramazottis „Se batasse una canzone“ herunter, im ersten Teil des Abends eher zum Fremdschämen, was dem überwiegend uninspiriert langweiligen Abspulen des Programms geschuldet war. Die wenigen Ausnahmen waren hier das a-cappella-Trio „Bella donna“, Toto Cotugnos „Laciate mi cantare“ und Carolin Fortenbachers Parodie auf Connys Sehnsuchtsballade „Zwei kleine Italiener“.

Mißtrauisch geworden ging der Kritiker zaghaft in die 2. Halbzeit, die zwar mit ebenso flachem Humor und einer völlig unangebrachten billigen Rassimus-Kritik, aber mit etwas mehr Schwung und achtbaren sanglichen wie interpretatorischen Qualitäten aufwarten konnte. Lucio Dallas „Te voglio bene assai“ (Caruso) geriet Tommaso Cacciapuoti ebenso wie seine Interpretation von „Se batasse una canzone“, Fortenbacher konnte mit einer weiteren Parodie punkten: Rita Pavones „Wenn ich ein Junge wär“ und Sascha Rotermund, die herausragende Figur des Abends, begeisterte die Zuhörer mit einer Lesung aus Giuseppe Tomasi di Lampedusas „Il Gattopardo“, der Passage nämlich über Duft, Konsistenz, Geschmack und Erotik einer Makkaroni-Pastete. Das Publikum ging begeistert mit, genoß die von der Bühne in den Saal getragenen frischen Pasta Pecorino-Portionen und quittierte das „Ciao, ciao“ zum versöhnlichen Schluß mit herzlichem Applaus.