Sympathischer Verweigerer und chaotischer „Bürgerschreck“ Erinnerung an den Chemnitzer Maler und Zeichner
„Ich weigerte mich…“ – so begann eines seiner Gedichte, die Gerhard Klampäckel anläßlich der Vernissage seiner ersten bundesdeutschen Einzelausstellung am 5. November 1987 in Düsseldorf las. Es war seinerzeit nur eine kleine Werkschau, die meine Frau und ich auf den Weg bringen konnten, aber mit dieser Ausstellung bei dem Düsseldorfer Buchhändler und Galeristen Viktor Jankowski hatte Klampäckel zum wiederholten Male der DDR-Staatsräson den Gehorsam verweigert. Irgendwelche restriktiven Kunstausfuhrbestimmungen existierten für ihn nicht, und bei Behörden unterwürfig um eine Ausstellungsgenehmigung im Westen zu bitten, sah er schon deshalb als abwegig an, weil er sich das „Nein“ nicht anhören wollte. So hatte er im Herbst ’87 seine Blätter einfach zusammengerollt und vor den DDR-Grenzern bei der Kontrolle kaltblütig unter dem Mantel im Eisenbahnabteil versteckt.
Von Chemnitz über Wuppertal nach Düsseldorf Für uns, die wir den Künstler damals bereits seit zwanzig Jahren kannten, war Gerhard Klampäckel Bohemien und chaotischer „Bürgerschreck“ zugleich. 1919 auf Samoa geboren, hatte er vielleicht einen Schuß Südseeblut abbekommen. Er war kein Gruppentyp, mehr ein einzelgängerischer Menschenfreund – offen, zugänglich und kollegial, dabei in hohem Maße anspruchslos an äußere Lebensumstände, auch im Konsumverhalten ein Verweigerer – sein baufälliges Atelierhäuschen und sein verrostetes Fahrrad waren Legenden. Aller Zwang, aller Druck war ihm im Leben, in der Politik und vor allem in der Kunst zuwider, deshalb dieses „Ich weigerte mich“ und sein Bemühen um ein „künstlerisches Modell einer Welt voll menschlicher Liebe gegen eine Welt der Zwänge und Abhängigkeiten“. Im Nachhinein sind wir froh darüber, daß wir damals Gerhard Klampäckel dabei unterstützen konnten, einen Fuß in den Türspalt des bundesdeutschen Kunstmarktes zu stellen. Aber auch diese Welt mit ihrem Schicki-Micki-Gehabe in der Kunst, ihren Lachshäppchen und klirrenden Sektkelchen bei den Vernissagen war nicht seine Welt. Gerhard Klampäckel behauptete nicht, daß er in seinen künstlerischen Botschaften die letzte Wahrheit gefunden habe. Manches bewegte sich auf dem schmalen Grat zwischen tiefem Ernst und konfus-heiterer Clownerie, wie es die beiden Ausstellungseinladungen für Nürnberg von 1989 mit dem zweideutigen Titel “Ubi bene ibi patria“ (frei etwa: Wo es mir gut geht, ist mein Vaterland) und für die Chemnitzer Industrie- und Handelskammer von 1996 belegen. Über sich selbst lachen zu können, war seine Stärke. Und so ist auch ein Brief an uns vom Februar ’92 zu verstehen, wo er schrieb: „ Schade eigentlich, daß der Galerist in Düsseldorf pleite gegangen ist und mit ihm meine schönen Arbeiten. Dahin – perdu!“
Porträt-Foto: © Margot Koller Informationen über Gerhard Klampäckel unter: www.gerhard.klampaeckel.de Übrigens: zum zehnten Todestag von Gerhard Klampäckel wird in Chemnitz in der Kapelle auf dem St.-Andreas-Friedhof - hier auf dem Friedhof liegt Gerhard Klampäckel begraben und in der Kapelle gibt es seit etlichen Jahren schon regelmäßig Ausstellungen - eine kleine Ausstellung mit Arbeiten von GK gezeigt. Bernd Weise - Galerie und Kunsthandel in Chemnitz - unterstützt bzw. berät Maria Klampäckel wieder bei der Auswahl. |