Adolph von Menzel zum 200. Geburtstag

Eine Ausstellung im Stadtmuseum Berlin

von Andreas Rehnolt

© Bundesarchiv Bild 183-R30367 
Vor 200 Jahren wurde der Maler
Adolph von Menzel geboren
 
Das Stadtmuseum Berlin zeigt bis zum 28. März
eine Ausstellung über den Künstler und sein Werk
 
Berlin - Adolph von Menzel war im 19. Jahrhundert einer der berühmtesten deutschen Künstler. Er galt als Maler Preußens und Friedrich des Großen. Aber der Einzelgänger war auch ein sensibler Beobachter des Alltags, der Stadt, der Industrialisierung. Es war ein Sensationserfolg: Das Bild „Stehende Rüstungen“ von Adolph von Menzel (1815-1905) wurde Ende vergangenen Jahres für mehr als drei Millionen Euro inklusive Aufgeld im Auktionshaus Villa Grisebach versteigert, geschätzt war es auf 100.000 Euro. Zum 200. Geburtstag zeigt das Stadtmuseum Berlin bis zum 28. März  die Ausstellung „Ich. Menzel“.
 „Alte Rüstungen schlagen Junge Wilde“ titelte das Kunstmagazin „art“. Der Maler und Grafiker Menzel gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts - und wird auf dem Kunstmarkt offenbar noch heute geschätzt. Vor 200 Jahren, am 8. Dezember 1815, wurde er in Breslau geboren. Bekannt wurde er als Maler Preußens und Friedrich des Großen. Aber Adolph von Menzel malte im Revolutionsjahr 1848 auch die „Aufbahrung der Märzgefallenen“ und dokumentierte mit dem „Eisenwalzwerk“ (1875) den Beginn des Industriezeitalters.
 
Schon im Alter von 14 Jahren beginnt er, in der Steindruckerei seines Vaters zu arbeiten. Nach einem Umzug nach Berlin und dem frühen Tod des Vaters muss Menzel mit 16 Jahren die Werkstatt des Vaters fortführen und für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Dennoch besucht er 1833 die Königliche Akademie der Künste und wird schon bald in den „Verein der Jüngeren Künstler“ aufgenommen. 1846 stirbt die Mutter, die Geschwister Menzel führen fortan einen gemeinsamen Haushalt.
In dieser frühen Phase seines künstlerischen Schaffens widmet er sich der Ölmalerei. Vor allem seine Illustrationen zu Franz Theodor Kuglers mehrbändiger Geschichte von Friedrich dem Großen (1712-1786) haben ihn zu seiner Zeit berühmt gemacht. 1849 beginnt Menzel dann mit seiner Gemäldefolge über Leben und Wirken des Preußenkönigs, den sogenannten Fridericus-Rex-Bildern, die er mit dem Gemälde „Tafelrunde Friedrich des Großen in Sanssouci“ beendete. Menzels Bild vom Flötenkonzert prägt das Image des Preußenkönigs als Feingeist - auch wenn es so wie auf dem Bild vermutlich nie stattgefunden hat.


Adolph Menzel, Flötenkonzert Friedrichs des Großen in Sanssouci (1852)
 
Auch Menzels Porträts und die Darstellungen eines großbürgerlichen Lebensstils in der wirtschaftlich aufstrebenden Metropole Berlin trafen auf begeisterte Käufer. „In der Berliner Gesellschaft, die etwas sich hielt und es sich leisten konnte, gehörte es zum guten Ton, ein Menzel-Bild zu besitzen“, hieß es anläßlich einer Versteigerung von Menzel-Arbeiten im März 2012 in München. Als Künstler war er ein Star in seiner Zeit, privat galt Menzel als Einzelgänger. Zeitlebens litt er unter seiner Kleinwüchsigkeit, er war nur 1,40 Meter groß.
Großes Interesse hatte er an den Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Zeit der Industrialisierung. Dennoch war er sicherlich kein Kritiker des Fortschritts, der sich mit seinen Bildern auf die Seite der Benachteiligten stellte. Vielmehr sind seine Werke als Dokumentationen zu verstehen. Entsprechend ging es dem Maler immer auch um die möglichst genaue Wiedergabe des Gesehenen.
 
„Mit gezieltem Blick auf das Alltägliche eröffnete er der Berliner Malerei ein neues Themenfeld“, urteilt das Stadtmuseum Berlin, wo seit dem 3. Dezember eine Menzel-Ausstellung zu sehen ist. Es sei seine Aufmerksamkeit für die triviale Seite der menschlichen Existenz, die ihn nach heutigem Verständnis so modern mache.
Menzels Bedeutung manifestiert sich wohl am besten in zwei Werken: Das eine mit dem Titel „Aufbahrung der Märzgefallenen“ stammt aus dem Revolutionsjahr 1848, es gilt als eines der ersten Werke politisch engagierter Malerei in Deutschland. Das zweite Werk mit dem Titel „Das Eisenwalzwerk“ entstand zwischen 1872 und 1875, für Kritiker ist es die erste künstlerisch gültige Industriedarstellung in der europäischen Bildkunst.


Adolf Menzel, Die Aufbahrung der Märzgefallenen (1848)

1853 wurde der Maler in die Königliche Akademie der Künste aufgenommen, er wurde Professor und später Senatsmitglied. 1861 erhielt er seinen einzigen staatlichen Auftrag: Er schuf das offizielle Monumentalbild der Krönung von Wilhelm I. zum König von Preußen in Königsberg.
1884 fand schließlich in Berlin die erste große Ausstellung zu seinem Werk statt, der viele weitere im In- und Ausland folgten. Hoch geehrt, Mitglied der Akademien in Paris und London, wurde seine Laufbahn als Künstler 1898 mit der Erhebung in den Adelsstand gekrönt. Am 9. Februar 1905 starb der Maler in Berlin. Wilhelm I., der in ihm einen Verherrlicher des Preußentums sah, ordnete ein Staatsbegräbnis an und folgte mit seiner Familie dem Sarg. Menzels Ehrengrabstätte befindet sich auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II.
 
Zuletzt hat Adolph von Menzel im Februar 2015 Schlagzeilen gemacht. Um sein Gemälde „Pariser Wochentag“, das sich seit 1935 in der Gemäldesammlung der Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf befindet, hatte es einen jahrelangen Raubkunststreit gegeben. Die Erbengemeinschaft des jüdischen Bankiers George Behrens forderte eine Rückgabe. Im Februar entschied nun die „Beratende Kommission für die Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz“, die Rückgabe nicht zu empfehlen. Das Gemälde bleibt in Düsseldorf - als „Schlüsselwerk des modernen Großstadtbildes“, wie eine Sprecherin der Stiftung es beschrieb.


Adolph Menzel, Eisenwalzwerk (1875)
 
Zum 200. Geburtstag zeigt das Stadtmuseum Berlin  bis zum 28.3. 2016 die Ausstellung „Ich. Menzel“.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.