Zart

Ein Foto von Gerhard Notzem zu einem Gedicht

von Udo Weinbörner

Foto © Gerhard Notzem

Zart
 
Komm, laß uns so tun, als könnten wir
ewig leben, für einen Moment nur,
als könne uns nichts geschehen,
ich hab´s so satt, das Abschiednehmen,
und mag mich zu der Sonne drehn´.
Komm, laß uns lachen himmelblau,
kreischend kugeln über Wiesen,
kunterbunt kreist uns die Welt im Kopf,
und wenn wir springen, sind wir Riesen.
Komm, küß mich heiß nicht lau,
laß uns das Leben schmecken,
in deinen Armen, liebste Frau,
kann nichts und niemand mich erschrecken.
Zart, ganz zart, wie meine erste Liebe
will ich dich berühren,
zart, so zart, mit meinem Blick
dich einmal noch verführen,
ganz schüchtern wie am ersten Tag
den Arm um deine Taille legen,
flüsternd nur von Liebe träumen,
wo doch mein Herz bereits mit jedem Schlag
lauter trommelt als der Regen.
Auf weißem Blatt will ich dir Briefe schreiben,
blau wie der Sommertage Licht,
um zart, sehr zart, auf ewig dir zu bleiben,
zerdrück' im Traum dir die Flügel nicht.
 
Udo Weinbörner