Acid

Max Bronski – „Mad Dog Boogie“

von Frank Becker

Umschlaggestaltung: Robert Ott Design
Acid
 
Mad Dog Boogie
 Der neue Krimi von Max Bronski
 
Ich ging hinüber an meine spärlich besetzte Hausbar und goß mir einen
Rest Grappa ein, der die letzten Jahre unbeschadet überstanden hatte.
Man konnte nicht immer nur kämpfen, man mußte sich auch mal
den Helm vollgießen.
 
Nun ist es endlich raus, ein lange gehütetes Pseudonym (wie einst im Fall –ky) wurde gelüftet: Hinter Max Bronski steckt der Autor Franz Maria Sonner. In seinem neuen Krimi „Mad Dog Boogie“ ist nicht unser alter Freund Gossec der hartnäckige Ermittler, sondern ein Psychoanalytiker, der den seit 30 Jahren in therapeutischer Behandlung auf Gut Betzing untergebrachten Ex-Rock-Star Alex Dunbar betreut. Der, einst ein genialer Gitarrist, hat sich und seine Musik in den drogenreichen Siebzigern mit allem gepusht, was damals zu haben war: Acid, Grass, Trips und Pillen. Er ist im Schicki-Micki-München auf einem Drogentrip hängengeblieben und erinnert sich an nichts mehr, vor allem nicht daran, daß er wahrscheinlich im psychedelischen Rausch das schönste Mädchen Münchens erschlagen hat, Gisa. „Schuldunfähig“ war die Expertise, seither dämmert er in einer Psychose und pflegt mit Ben, einem jungen Punk, der an Tourette leidet, und Willi, einem Koloß mit dem Gemüt eines Kindes, die Blumenzucht von Gut Betzing.
 
Als Ben ihm in einem Tourette-Anfall eine Schaufel über den Schädel haut, steht es erst auf der Kippe zwischen Leben und Tod, doch dann kehrt mit dem Leben auch die Erinnerung zurück, und Alex ist sich sicher, den Mord nicht begangen zu haben. Parallel zu seinem Therapeuten, nebenbei einem früher glühenden Fan und Plattensammler seiner Musik, der versucht, ihm einen Zugang zur Erinnerung zu verschaffen, beginnt er nachzuforschen.
Eingebettet in eine vielschichtige Handlung mit beinahe nervösen Zeitsprüngen und zig Handlungsorten zeichnet Max Bronski um die fiktive Person des ebenso fiktiven Alex Dunbar und seiner Manager, Band-Kollegen und „Freunde“ ein faszinierendes Bild jener Zeit, der Drogenexperimente, Figuren und Szene, in der musikalisch alles möglich schien, vor und hinter den Kulissen der Musikindustrie, ihren Erfolgen, Zusammenbrüchen und Lügen. Wer in den 70ern Rockmusik gehört hat, wird die Strömungen und sich selbst wiederfinden. Wer schließlich wirklich für Gisas Tod verantwortlich war, tritt vor dem sich auflösenden Nebel im Kopf von Alex fast in den Hintergrund.
 
Ein fesselnder Roman über die 70er Jahre und ihre Rock-Musik, deren Protagonisten und eine völlig verrückte Zeit von Sex und Drugs und Rock n Roll. Bronski/Sonner zeigt sich als Kenner der Szene und Zeit, und er hat sich durch Fachleute der Psychiatrie fundiert beraten lassen. Ab heute im Buchhandel. Nicht zuletzt wegen der genialen Umschlaggestaltung heute auch unser Buch der Woche.
 
Max Bronski – „Mad Dog Boogie“
© 2015 Antje Kunstmann Verlag, 208 Seiten, Klappenbroschur - ISBN 978-3-95614-056-3
16,95 €
 
Weitere Informationen: www.kunstmann.de