Anatol Herzfeld zum 85. Geburtstag

Bilder von Frank Becker zu einem Bericht

von Andreas Rehnolt

Anatol Herzog, Wächter - Foto © Frank Becker

Der Künstler und überzeugte Christ Anatol Herzfeld
wird heute 85 Jahre alt
 
Für den Beuys-Schüler ist Kunst ein Begriff
„der alles durchdringt und überall lauert“
 
 
Neuss - Der Künstler und frühere Beuys-Schüler Anatol Herzfeld wird am 21. Januar 85 Jahre alt. Der 1931 im ostpreußischen Insterburg geborene Anatol wuchs als Kind in einer bibelfesten Pflegefamilie auf und bezeichnet sich noch heut nicht als fromm oder religiös sondern als überzeugten Christen. Ihm sei die Bibel „so wichtig wie sein Amboß“ in seinem Atelier auf der Museumsinsel Hombroich bei Neuss und sie liege immer griffbereit, betont der Künstler, der mit bürgerlichem Vornamen Karl-Heinz heißt. 
 
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kam er mit der Familie ins Rheinland, wo er zunächst eine Ausbildung als Kunstschmied absolvierte. Später trat er in den Polizeidienst ein und verbrachte viele Jahre als Polizist mit einem Puppenspiel-Programm unter anderem zur Verkehrserziehung in den Schulen. Nebenbei studierte er an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie. Seinen Lehrer Joseph Beuys traf Anatol Herzfeld zum ersten Mal nachts um 03.00 Uhr zusammen mit seinen Künstlerfreunden Norbert Tadeusz und Blinky Palermo.
1973 baute er gemeinsam mit anderen Beuys-Schülern aus einem gewaltigen Pappelstamm einen Einbaum (Das Blaue Wunder), mit dem die Studenten „ihren“ Professor nach einem Streit mit dem damaligen Wissenschaftsminister Johannes Rau (SPD) über den Rhein zurück zur Kunstakademie ruderten. Anatol wurde Meisterschüler bei Beuys und wie den sieht man auch ihn selten ohne Hut, einen Stetson. Der Stetson, Latzhose und kräftiger Schnauzbart sind Markenzeichen des Künstlers, der vorrangig mit Holz, Eisen und Stein arbeitet.


Anatol Herzogs Werkstatt - Foto © Frank Becker
 
Sein Werk reicht von Zeichnungen und Radierungen über Malerei bis zu Multiples und großen Plastiken. Dabei nimmt er oft Bezug auf zeitaktuelle, politische und gesellschaftliche Themen, häufig aus dem sozialen Bereich. Drei Symbole kehren in seiner Kunst, die von Kennern als „ehrlich“ und „unaufgeregt“ bezeichnet wird, oft wieder. Die Kreuzblume als Symbol für die Kraft des Lebens, der Fisch als Sinnbild des auferstandenen Christus und der Schmetterling in seiner Ursprungsform als Raupe oder Puppe und in der Endstufe der Metamorphose als bunter Schmetterling. Für Anatol sind die drei Entwicklungsstufen des Schmetterlings auch Symbole für das Werden und Vergehen, für Geburt und Tod.
Kunst ist für Anatol Herzfeld ein Begriff, „der alles durchdringt und überall lauert.“ Seine Plastiken, die häufig auf renaturierten Militär- oder Industriegeländen stehen, strahlen trotz ihrer Größe Ruhe aus. Etwa seine „Wächter“-Figuren, Phantasiegestalten aus Metall. Auch seine Arbeit aus dem Jahr 1988 mit dem Titel „Die Kirche“ zählt dazu. Sie besteht aus 30 Findlingen und befindet sich auf der Museumsinsel Hombroich. 1991 schuf der Künstler sein „Triptychon“. Es stellt einen gefesselten Jesus dar, eingerahmt von seinen Anklägern Pilatus und Kaiphas. Dieses Werk befindet sich in der Krypta der St. Agnes-Kirche in Köln. Nahe seinem Atelier steht auch sein „König David“, mit mehreren Menschenfiguren in der Hand. Auch ein gewaltiger blauer Davidstern befindet sich dort am Rande einer Wiese.

 
Anatol Herzog, Das Parlament - Foto © Frank Becker
 
Der Künstler zählte zudem 1975 zu den Gründern der Freien Akademie Oldenburg, welche die althergebrachten Aufnahmeprüfungen für potentielle Studenten abschaffte. Dreimal nahm Anatol an der documenta in Kassel teil. Von 1979 bis 1981 hatte er selbst einen Lehrauftrag an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Ausgezeichnet wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 1992 mit dem Lovis-Corinth-Preis. Zudem war er eine Zeit lang Honorar-Professor an der University of South Dakota und ist Ehrenbürger dieser Stadt. Für den bodenständigen Künstler Anatol Herzfeld, der bis zu seiner Pensionierung auch Polizist blieb, gilt bis heute, daß „wach zu sein, statt zu schlafen“ den Künstler und den Polizisten miteinander verbindet.

 
Anatol Herzog, Irrtum Nr. 1 - Foto © Frank Becker
 
Redaktion: Sabine Kaufmann