60. Geburtstag des Theaters Münster

Das Gebäude war der erste vollständige Theaterneubau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

von Andreas Rehnolt

Theater Münster 1956 - Foto © Theater Münster

Jubiläums-Gala zum 60. Geburtstag des Theaters Münster

Das Gebäude war der erste vollständige Theaterneubau in Deutschland
nach dem Zweiten Weltkrieg
 
Von Andreas Rehnolt
 
Münster - Das Theater im westfälischen Münster feiert am 6. Februar mit einer großen Jubiläums-Gala seinen 60. Geburtstag. Das Gebäude war der erste vollständige Theaterneubau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Als am 4. Februar 1956 die Melodien von Mozarts „Zauberflöte“ im neuen Theater erklangen, war von einem „Donnerschlag“ die Rede. Der bezog sich allerdings nicht auf Papagenos Bariton oder die Arien der Königin der Nacht, sondern auf die für die damaligen Verhältnisse „gewagte“ Architektur.
Der damals moderne kastenartige Bau mit emporragendem rundem Bühnenhaus, der historische Mauerreste des zerstörten Lorzing-Theaters einfaßt, begeisterte damals die internationale Fachwelt. Die Londoner Tageszeitung „Times“ etwa sprach von dem Neubau sogar als einem Theater „wie ein Märchenschloß“. Die damaligen Stadtväter votierten Anfang der 1950er Jahre gegen eine originalgetreue Rekonstruktion. Am Standort des Lortzing-Theaters im ehemaligen Adelshof der Familie von Romberg an der Neubrückenstraße sollte vielmehr etwas ganz neues entstehen.
 
Ein junges Architektenteam aus Harald Deilmann, Max von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau bekam den Zuschlag für das damals 5,3 Millionen D-Mark teure Projekt. Zur offiziellen Eröffnung mit viel lokaler und überregionaler Prominenz gab die Deutsche Bundespost sogar einen Sonderstempel heraus. Die Mittel für den Neubau waren zu rund 80 Prozent mit einem Darlehen gedeckt worden. Die Gesellschaft der Musik- und Theaterfreunde sammelte immerhin stolze 125.000 D-Mark. Kein Geringerer als der weltberühmte Dirigent Herbert von Karajan gratulierte dem damaligen Intendanten Bruno von Niessen, „daß es Ihnen gelungen ist, für künstlerische Zwecke in Münster so viel Geld freizumachen.“
Zum „Großen Haus“ für Oper, Konzerte und Theater mit 955 Sitzplätzen kam 1971 das „Kleine Haus“ mit rund 280 Plätzen hinzu. Inzwischen ist das Theater ein Fünf-Sparten-Haus mit Schauspiel, Oper, Tanz, Konzerten und dem Jungen-Theater. Insgesamt arbeiten hier aktuell etwa 330 Mitarbeiter aus 38 verschiedenen Nationen. In der laufenden Spielzeit stehen insgesamt 32 Premieren und elf Wiederaufnahmen sowie die Konzerte des Sinfonieorchesters Münster auf dem Spielplan.
 
Seit August 2012 wird das Theater Münster von Generalintendant Ulrich Peters geleitet. Dessen Vertrag wurde im Herbst vergangenen Jahres bis zum Ende der Spielzeit 2012/22 verlängert. Peters habe „anerkannt hervorragende Arbeit geleistet“, das künstlerische Niveau des Theaters Münster gesichert und seine Arbeit werde „mit hohem Publikumszuspruch“ gewürdigt, hieß es bei zur Begründung der Vertragsverlängerung. Knapp 150.000 Besucher kamen in der letzten Spielzeit ins Theater, dazu noch einmal gut 37.000 Besucher zu den Konzerten. Insgesamt bedeutet das eine Auslastung von 75,29 Prozent, wie der stellvertretende Verwaltungsdirektor des Theaters, Thomas Braun auf Anfrage mitteilte.
Die in Münster geborene Sängerin Ute Lemper gratuliert der Westfalen-Metropole am 6. Februar zum 60. Geburtstag des Theaters auf der Jubiläumsgala mit einem Konzert unter dem Titel „Zwischen gestern und morgen“. Bei einer symbolischen Reise durch verschiedene Zeiten, Kontinente und Kulturen will Lemper, die heute in New York lebt, große Chansons interpretieren und eigene Kompositionen vorstellen. So hat die Sängerin ihre eigenen Lieder und Liedzyklen unter anderem zu Texten des chilenischen Literatur-Nobelpreisträgers Pablo Neruda, des anarchischen Charles Bukowski und des wunderbaren Paulo Coelho geschrieben, die Brücken zwischen dem Gestern und dem Morgen schlagen. Die Einnahmen der Gala werden gespendet, hieß es aus dem Theater, das längst unter Denkmalschutz gestellt wurde.