Zoomania

„Zoomania“ von Byron Howard und Rich Moore

von Renate Wagner

Zoomania
(Zootropolis / USA 2016)
Animation

Regie:
Byron Howard, Rich Moore
 
Disney und die Tierchen, das hat eine legendäre Tradition – Bambi und Klopfer, Simba und das Paar Timon and Pumbaa („Hakuna Matata“), Wonne ohne Ende, lustig, lieb und manchmal ein bißchen traurig, aber jedenfalls herzerquickend. Aber die Zeiten haben sich seit „Bambi“ und auch „König der Löwen“ geändert. Nur eines läßt man sich in diesem Konzern allerdings nicht vergällen – angesichts von grotesken, verzerrten Animationen, die man oft auf der Leinwand sieht, wird bei Disney noch immer so herrlich „schön“ gezeichnet wie früher. Die Figuren sind liebenswürdig und drollig, manchmal ein wenig schräg und hintergründig, aber immer eine Wonne anzusehen.
Aber die Geschichten sind andere geworden. „Zoomania“, im Original „Zootropolis“, ist ein politisches Gleichnis, schlicht genug, aber doch eher für erwachsene Zuschauer gedacht. Die können nämlich die Feinheiten, mit denen Verhaltensweisen geschildert werden, erst richtig würdigen.
 
Für Kinder ist es natürlich auch schön: Daß da ein kleiner Hase, bzw. eine Häsin (mit goldigen Riesenaugen), unbedingt Polizistin werden will! Die Eltern sind, wie es bei Hasen nun einmal konstitutionell so ist, ein bißchen furchtsam, aber sie werden (siehe die Füchse) schon wissen, warum. Aber sie lassen das Töchterchen ziehen, denn Karriere macht man nur in der großen Stadt.
Ja, auch in Disneys Welt ist in Zootropolis, der Mega-City, wo es Tiere aller Art gibt, die politische Korrektheit eingebrochen. Man nimmt die Kleine Judy Hopps, weil man muß (die anderen „Polizisten“-Tiere sind natürlich die Riesigen im Angebot, der Löwe als Polizeipräsident und Nashörner, Elefanten und sonstige Giganten), und läßt sie merken, wie wenig man von ihr hält. Soll sie doch Strafzettel schreiben – dabei will sie doch so ambitioniert das Böse bekämpfen! (Kleine Bemerkung nebenbei: Man ist ganz hier und heute – Handy und Skypen spielen mit!).
Die ganz große Kunst der Disney-Macher bestand stets darin, die Tiere so zu vermenschlichen, daß man bei den Handlungen wie in einem normalen Film „mitgeht“, weil die Geschichte sich so logisch entwickelt, weil die Charaktere so phantastisch charakterisiert werden: In diesem Fall ist es Nick Wilde, der Fuchs, der nicht nur in seiner Falschheit, Listigkeit und am Ende mit seinem guten Herzen hervorragend gezeichnet wird, ein hoch differenziertes (Menschen)Bild von bestrickender Zwielichtigkeit – das ist dann doch auch die Geschichte eines Außenseiters, dem a priori niemandem etwas Gutes zutraut und der dann logischerweise nichts Gutes zur Gesellschaft beiträgt.
 
Ist es nur eine Kindergeschichte, wenn sich die Häsin und der Fuchs zusammen tun müssen, um die wahrlich Bösen zu finden (die dann auch im Schafspelz hausen können) – und ist das Thema so fremd, daß mit gezielter Propaganda (Terror-Angst etwa) die Emotionen so aufgeheizt werden, daß sie überkochen und man die Tierchen mühelos gegen einander hetzen kann? „Das mit der Angst funktioniert immer“, meint der / die für solche Manipulationen Zuständige.
Man fragt sich sogar, ob das, was die Regisseure Byron Howard und Rich Moore hier in wahrer Spielfilm-Länge (mehr als eindreiviertel Stunden) auf die Leinwand bringen, nur eine politische Parabel ist, sondern am Ende auch ein Anti-Trump-Warnfilm?
Das wahre Leben ist chaotisch, wird ganz richtig festgestellt, wenn das Disney-Happyend unvermeidlich ist. Der Film soll schließlich nicht nur Erwachsene amüsieren, sondern auch den Kindern gefallen. Und wie die Tiere in ihrer Vielfalt bei Disney auf die Leinwand kommen, ist natürlich immer noch ein (nostalgisches) Vergnügen für sich.
 
 
Renate Wagner