Benzin im Blut

Alexander Franc Storz - „Hallo Meister - Von Werkstätten, Autohäusern und Mechanikern mit Benzin im Blut“

von Frank Becker

Benzin im Blut
 
Erinnern Sie sich vielleicht noch an Ihren ersten „Käfer“? Das war bei den etwas älteren unserer Leser vielleicht in den Sechzigern, als es langsam für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde, ein eigenes Auto zu besitzen, am Anfang natürlich noch gebraucht. Damals konnte man zur Not kleine Reparaturen (auf jeden Fall am Volkswagen) noch selber erledigen. Im übrigen halfen Fach-Werkstätten oder der Tankwart nebenan, denn das Handwerk als Auto-Mechaniker war von jungen Männern begehrt und solide. Alexander Franc Storz hat zur Zeit, als eine Autoreparatur noch nicht an Kabeln und Rechnern hing, sondern mit Hand und Augenmaß gemacht wurde, Fotos aus privaten Alben, Werbungen und Erinnerungen von Zeitzeugen zu einem reich bebilderten, unterhaltsamen und informativen Buch zusammengetragen.
 „Es gab noch Stellmacher und Autoschlosser, Lehrlinge, die artig die Werkstatt ausfegten, und Autos, die auch ohne Computer-Diagnosegerät angefaßt werden konnten. Motoren, die kaum 50.000 Kilometer hielten, und Autos, die schon nach zwei Jahren so verrottet waren, daß große Reparaturen notwendig waren, bildeten die Kehrseite“ schreibt er – und so war das auch. Kleine und gelegentlich auch größere Reparaturen, Lackierarbeiten oder die Beseitigung von Blechschäden konnten oft an der Tankstelle in Auftrag gegeben werden, denn der Tankwart als Lehrberuf umfaßte auch das. Damals hörte sich der Mechaniker das Auto an, drückte an allen vier Ecken und wußte, wo der Fehler lag. Heute wird der Wagen zur Diagnose an einen Computer angeschlossen, der ihm sagt, was er tun muß – und der nebenbei die Abgaswerte des Motors fälscht.

Das soll nicht die Fähigkeiten, Kenntnisse und Leistung der Kfz.-Mechaniker von heute schmälern, die jetzt Elektroniker und Mechatroniker heißen. Das Buch will einfach nur Zeigen, wie es früher einmal war, als das Auswechseln einer verrußten Zündkerze oder des Keilriemens noch ein Klacks war, als im Zuge des deutschen Wirtschaftswunders glas- und chromglänzende Autohäuser entstanden, Auto-Waschanlagen die samstägliche Autowäsche auf der Straße ablösten und das Auto vom Luxus- zum Prestige-Objekt für nahezu jedermann wurde. Auf mehr als 300 Fotos zeigt Alexander F. Storz diese Welt der vier Räder im Alltag und im Luxus-Segment, mit Reparaturwerkstätten, Neu- und Gebrauchtwagenhandel (besonders interessant die Kapitel über die DDR und die Ami-Schlitten im US-besetzten Westdeutschland). Eine tolle nostalgische Reise.


Foto © Die Lichbildwerkstatt
 
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Alexander F. Storz – „Hallo Meister - Von Werkstätten, Autohäusern und Mechanikern mit Benzin im Blut“
© 2014 Motorbuch Verlag, 175 Seiten, gebunden, 259 s/w-Bilder und 54 Farbbilder - ISBN: 978-3-613-03690-1
19,95 €
Weitere Informationen: www.paul-pietsch-verlage.de


Foto © Die Lichbildwerkstatt

Wir danken der „Lichtbildwerkstatt“ in Wuppertal für die Genehmigung,
die Fotos aus einer Ford- und einer BMW-Werkstatt Anfang der Sechziger Jahre zu veröffentlichen.