Unterhaltung für Jung wie Alt

„Der Nachtschreck“ - Kinderoper von Corinna Jarosch in Wuppertal

von Daniel Diekhans

Foto © Uwe Stratmann

Unterhaltung für Jung wie Alt
 
Frei nach Jacques Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“:
„Der Nachtschreck“, Kinderoper von Corinna Jarosch,
(Für Kinder ab 8 Jahren)
 
Musikalische Leitung: Alexander Steinitz - Inszenierung: Corinna Jarosch - Bühne: Marc Löhrer - Kostüme: Rike Zöllner - Licht: Henning Priemer - Chorleitung: Jens Bingert - Fotos: Uwe Stratmann
 
Besetzung: Hoffmann, ein Junge (Johannes Grau) – Nikki (Sandra Borgarts) – Antonia (Nina Koufochristou) – Der Nachtschreck (Peter Paul) – Das Traummännlein (James Wood) – Hoffmanns Spiegelbild (Michael Krinner)
Chor und Statisterie der Wuppertaler Bühnen; Sinfonieorchester Wuppertal
 
Kindgerecht
 
Zündende Melodien, treffsichere Pointen und gleich mehrere tragische Liebesgeschichten – „Hoffmanns Erzählungen“ hat alles, was eine gute Oper ausmacht. Für Kinder ist das Drama um den Romantiker E.T.A. Hoffmann jedoch eher ungeeignet. Dank Corinna Jarosch gibt es jetzt eine kindgerechte Adaption des Klassikers mit neuen deutschen Texten. Die Spielleiterin an den Wuppertaler Bühnen gab ihr den Titel „Der Nachtschreck“.
Premiere hatte „Der Nachtschreck“ schon letzte Woche Freitag. Eine siebzigminütige Kurzoper um den Jungen Hoffmann (Johannes Grau), der kaum noch Schlaf findet. Kein Wunder! Das gute Traummännlein (James Wood) kämpft mit dem bösen Sandmann (Peter Paul) darum, wer seine Träume bestimmt. Irgendwann geraten Phantasie und Wirklichkeit durcheinander. Mit ein paar Freunden macht sich Hoffmann auf in die Welt der Träume, um dem Sandmann endgültig das Handwerk zu legen.
 
Gestern saßen 300 Schüler und ihre Lehrer im „Nachtschreck“ und erlebten einen doppelten Hoffmann. Nicht nur weil der junge Held – typisch Schauerromantik – auf der Bühne einem Doppelgänger begegnet. Nein, eigentlich war Sänger Johannes Grau an diesem Tag krank. „Er will aber trotzdem für euch spielen“, erklärte Regisseurin Jarosch vor Beginn der Vorstellung. Also lieh ihm Gast-Tenor Hugo Mallet vom ersten Rang aus seine Stimme.
Nicht immer gelang es Grau, Mallets Gesang lippensynchron zu mimen. Doch das spielte bald keine Rolle mehr, denn die bunte Szenenfolge verlangte vom Publikum volle Aufmerksamkeit.
Besonders für die Kleinen hatte der „Nachtschreck“ großen Schauwert. „Boah!“, riefen die Kinder, als Sandmann aus der Versenkung des Bühnenbodens auftauchte. Für Staunen sorgte auch Doppelgänger Michael Krinner, der vor seinem Kampf mit Hoffmann eine Bühnenwand durchbrach.
Der erwachsene Zuschauer hatte zusätzlich seinen Spaß daran, Elemente aus „Hoffmanns Erzählungen“ wiederzuerkennen. Im „Nachtschreck“ erschien der Studenten- als Schülerchor und aus Niklaus, der Hosenrolle des Originals, wurde Hoffmanns burschikose Schulfreundin Nikki. Genau das Richtige für Mezzosopranistin Sandra Borgarts. Auch Olympia hatte ihren Auftritt. Sopranistin Nina Koufochristou stellte sie in kunstvoller Choreographie als Robotermädchen dar.
 

Foto © Uwe Stratmann

Auch stimmlich konnte das Ensemble überzeugen. Während sich Darsteller Johannes Grau ins Zeug legte, interpretierte Hugo Mallet sicher und nuanciert die Titelpartie. Nach guten Einzelleistungen brachten Borgarts und Koufochristou die unverwüstliche „Barcarole“ gemeinsam zum Glänzen. Dem Bösewicht gab Bariton Peter Paul eine volltönende Stimme. Sein Gegenspieler James Wood konnte da mit seinem Tenor nicht immer mithalten.
Getragen wurden die Solisten vom Opernchor, der mal als Schulklasse, mal als Gruppe guter Traumgeister auftrat. Viel Sinn für Offenbachs Schwung und Leichtigkeit bewies das Sinfonieorchester Wuppertal, das von Alexander Steinitz – sonst als erster Kapellmeister am Theater Krefeld und Mönchengladbach tätig – geleitet wurde. Eine mehr als ordentliche Leistung.
 
Weitere Termine
Corinna Jaroschs „Der Nachtschreck“ ist noch einige Male im Wuppertaler Opernhaus zu sehen. So am 16., 17. und 18. März jeweils um 10 Uhr und schließlich am Sonntag, 20. März, um 16 Uhr.
 
Weitere Informationen unter: www.wuppertaler-buehnen.de
 
Daniel Diekhans