Swing und Eleganz, Seele und Parlando

Nina Reiter – „Night, sleep, death and the Stars“

von Frank Becker

Nightmare Suite
 
Ein Debüt-Album von solcher Intensität und Qualität hat es lange nicht gegeben. Die erst 25 Jahre alte Österreicherin Nina Reiter, die bereits mit (verständlicher) Auszeichnung Bachelor- und MA-Studien (Jazz-Gesang und Kontrabaß) in Wien und Luzern abgeschlossen hat, legt mit „Night, sleep, death and the Stars“ (eine Zeile Walt Whitmans) eines der außergewöhnlichsten und musikalisch anspruchsvollsten aktuellen lyrischen Jazz-Alben vor. Mit einer exquisiten Mischung eigener Kompositionen und Texte mit Interpretationen klassischer Jazz-Titel wie „I mean you“ von Thelonious Monk oder Dizzy Gillespies „A Night in Tunesia“ setzt die zudem begnadete Sängerin Maßstäbe. Ob ihr brillanter Scat in Monks Standard, ihr Dialog mit dem Schlagzeug von Peter Primus Frosch in Gillespies ewigem Meisterwerk oder ihr eigener tiefschwarzer Opener „City of Orgies“, Nina Reiters Akzente sind von besonderer Delikatesse, haben Swing und Eleganz, Seele und Parlando.
Das Zentrum des Albums, wenn auch bereits an zweiter Stelle der Titelliste, ist zweifelsohne ihre mit 16:30 Minuten episch faszinierende „Nightmare Suite“, genial konzipiert und hinreißend auch von ihren erlesen begleitenden Sidemen gegeben. Bedauerlicherweise liegt nur ein schmales Informationsblatt ohne die Texte bei, an dieser Stelle hätte das Label nicht sparsam sein sollen.
 
Aus den Liner Notes von Unit Records, die ich hier mit Überzeugung zitiere, weil ich es nicht treffender hätte zusammenfassen können: „Inspiriert durch Gedichte Walt Whitmans und die nächtlichen Geschehnisse ihrer Alpträume wendet sich die österreichische Sängerin und Komponistin Nina Reiter in ihrem aktuellen Programm `Night, Sleep, Death and the Stars´ dunkleren Schauplätzen zu. Bei den Vertonungen einiger ausgewählter Gedichte Walt Whitmans und in ihren eigenen Texten wird Reiters spielerischer Umgang mit Wörtern greifbar. So finden sich auch Stücke des 1997 in Luzern verstorbenen Komponisten und Musikers Mani Planzer im Programm wieder, die Reiter in ihrer Schweizer Wahlheimat entdeckte und mit Texten versah. Mit Stephan Plecher, Benjamin Zalud und Peter Primus Frosch steht ihr ein starkes und langjährig eingespieltes Trio zur Seite, das nicht nur begleitend fungiert sondern Reiters instrumentale Rolle innerhalb des Bandgefüges unterstützt. Nina Reiters `Night, Sleep, Death and the Stars´  beleuchtet die poetische Seite der dunklen Nacht und besticht dabei durch die musikalische Authentizität und Präsenz der gesamten Band.“
 
Nina Reiter gebührt für „Night, Sleep, Death and the Stars“ unser Prädikat: der Musenkuß.
 
Nina Reiter – „Night, sleep, death and the Stars“
© 2016 Unit Records
 
Nina Reiter (voc) - Stephan Plecher (p) - Benjamin Zalud (b) - Peter Primus Frosch (dr) - Toni Amadeaus Bechtold (ts)
 
1 City of orgies (Reiter/Walt Whitman) - 2 The nightmare suite (Reiter) - 3 Dear old Stockholm Trad./Reiter) - 4 Moving on (Reiter) - 5 I mean you (Thelonious Monk) - 6 Il girondolone (Planzer/Reiter) - 7 Night in Tunisia (Gillespie)
Gesamtzeit:  53:00
 
Weitere Informationen:  www.unitrecords.com  -  www.nina-reiter.com