„Schlösser, die im Monde liegen“

Eine kleine Berliner Operettenrevue

von Frank Becker

v.l.: Johannes Braun, Karin Westfal, Philip Lüsebrink, Kristin Riegelsberger

„Schlösser, die im Monde liegen“
Ein Streifzug durch die Berliner Operette
 
Buch, Regie, Kostüme: Philip Lüsebrink – Bühne: Sebastian Titze – Musikalische Leitung: Herbert Kauschka – Choreographie: Karin Westfal und Philip Lüsebrink
Mit: Kristin Riegelsberger, Karin Westfal, Philip Lüsebrink, Johannes Braun
Musik: Herbert Kauschka (Klavier) - Marcus Kauschka (Violine) - Medard Krajecki (Kontrabaß)
 
Walter und Willi Kollo, Paul Lincke, Nico Dostal, Friedrich Schröder, Paul Abraham und Eduard Künneke: Namen, die musikalische Legenden sind und noch immer ein zahlreiches Publikum ins Theater locken. Das Hamburger Theater „Engelsaal“ bringt mit nur vier Sängern/Sängerinnen und drei Musikern eine charmante kleine Revue auf die Bühne, die deren Lieder und Operetten sehr reizvoll aufleben läßt. Die Truppe war am vergangenen Sonntag im Remscheider Teo Otto-Theater zu Gast – und fand ein ausverkauftes Haus vor.
Das Foyer des 1907 eröffneten Hotels Adlon, in dessen Mauern sich der  deutsche Kaiser Wilhelm II und Staatsgäste wie Könige und Präsidenten, Politiker und Künstler (u.a. Charlie Chaplin, Josephine Baker, Claire Waldoff und Zarah Leander) sowie die oben genannten Komponisten gleichermaßen wohlfühlten, ist die elegante Szene, in der Kristin Riegelsberger, Karin Westfal, Philip Lüsebrink und Johannes Braun einen flotten Querschnitt durch die Welt der Berliner Lieder und Operetten präsentieren. Philip Lüsebrink gibt mit Haltung den diskreten Concierge. In kleine Spielszenen eingebettet und mit ansehnlichen Choreographien von Karin Westfal und Philip Lüsebrink machen die in rascher Folge schwungvoll vorgetragenen Filmschlager, Lieder und Operetten-Auszüge so richtig unbeschwert Spaß.
 
Walter Kollos Evergreens „Zwei rote Rosen, ein zarter Kuß“, „Ach Jott, was sind die Männer dumm“ oder „Die kleine Bank am Großen Stern“ und der ebenso aus seiner Feder stammende beliebte Nonsens-Schlager „Mein Papagei frißt keine harten Eier“ gehören ebenso zum Repertoire dieses kleinen abwechslungsreichen „Kessels Buntes“ wie Melodien aus „Viktoria und ihr Husar“ und „Die Blume von Hawaii“ von Paul Abraham, „Clivia“ von Nico Dostal mit „Man muß mal ab und zu verreisen“, „Wie einst im Mai“ von Walter Kollo, Friedrich Schröders „Hochzeitsnacht im Paradies“ oder „Frau Luna“ von Paul Lincke mit den herrlichen Liedern „Das ist die Berliner Luft“, „Schlösser, die im Monde liegen“ und „Schenk mir doch ein kleines bißchen Liebe“.
Bei der Ankündigung von Friedrich Schröders „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ aus dem Film „Sieben Ohrfeigen“ mit Lilian Harvey und Willy Fritsch ging ein kollektiver Seufzer durch den Saal – man spürte, Romantik ist noch immer gefragt.
Ein besonderes Lob muß man neben dem flotten Programm den phantastischen Kostümen zollen, die Philip Lüsebrink mit sicherer Hand und gutem Geschmack entworfen hat. Hier stimmte wie bei den Liedern alles bis ins Detail. Chapeau!
 
Weitere Informationen:  www.engelsaal.de