Bela reist am Abend ab

Eine Erinnerung an Carola Lepping

von Frank Becker und Robert Sernatini

Carola Lepping - Foto © Frank Becker
Heute wäre die Schriftstellerin Carola Lepping 95 Jahre alt geworden. Alle die sie kannten, hätten es ihr und eigennützig auch sich gewünscht, daß sie diesen Tag erlebt hätte - sie hätte noch viel mehr zu erzählen gehabt. Einige Manuskripte und Romanprojekte lagen zur Veröffentlichung bereit, in den Schubladen ihrer Schränke. Zur Erinnerung an diesen liebenswerten Menschen, die außergewöhnlich beschenkte Autorin wiederholen wir zu ihrem 95. Geburtstag die beiden Artikel, mit denen die Musenblätter zu Lebzeiten und nach ihrem Tod ihr einzigartiges schriftstellerisches Schaffen würdigen durften. In einem getrennten Artikel, den wir ebenfalls heute veröffentlichen, stellen wir ihren brillanten Erstling „Bela reist am Abend ab“ vor.
 
 
COR
Ein Roman
 
Alljährlich einmal wird die Literatur per Datum 23. April mit dem weltweiten „Tag des Buches“ gefeiert. So, wie der Tag des Baumes, der Tag des Sports oder der Weltfrauentag. Danach: Business as usual.
Platz und Zeit reichen auch nicht annähernd, um der Wichtigkeit des Buches, der Literatur gerecht werden zu können - schon gar nicht, um Bücher vorzustellen, die, vielleicht, weil sie nicht von den großen Verlagen auf den Markt gebracht und beworben werden, eher ein Dasein in der zweiten Reihe der öffentlichen Aufmerksamkeit führen. Dabei glänzen Perlen oft im Verborgenen.
Ich möchte das Datum nutzen, Ihnen eine Autorin und ihr Werk, vor allem aber einen Roman vorzustellen, der zum Schönsten gehört, was die deutsche Literatur in den letzten fünfzig Jahren hervorgebracht hat, ein sprachgewaltiges Opus von ebenso gewaltigem Umfang, eine Prosa, der ein angemessener Platz neben der gerühmter Autoren wie Thomas Mann, Robert Musil, Hermann Broch oder Robert Walser gebührt. Es ist „Cor“ von Carola Lepping, ein Buch, wie es nur alle paar Jahrzehnte einem Glücklichen gelingt. Aber voraus einiges über die Autorin, ihr Leben und ihr wenn auch bis dato noch schmales, so doch gewichtiges Œuvre.

„Ein wenig Fortune gehört schon dazu“
 
Wichtige Wochen ihres Lebens habe sie in Paris verbracht, erzählt Carola Lepping. Das war 1958. Von den Reisen, die sie in den 50er Jahren mit
dem Preisgeld des Zürcher Charles-Veillon-Preises finanzieren konnte, brachte sie eine große Liebe zu der in unendlichen Facetten glänzenden und von lebendigen Schicksalen erfüllten Stadt an der Seine und zu den stillen Landschaftsbildern des
Impressionisten Alfred Sisley mit. 50 Jahre lang hatte sie diese Liebe bewahrt, bis sie 2004 nach 5-jähriger Arbeit an alten Typoskripten zunächst ihre Kunst- Impressionen zu einer Sammlung brillanter Erzählungen gerinnen lassen konnte: „Huldigung an Sisley“.
In ihrer mit Büchern, Bildern und Erinnerungsstücken bis in den kleinsten Winkel ausgefüllten Wohnung in einem alten bergischen Schieferhaus in Hückeswagen wird bei Tee und Gebäck aus einem Interview schnell ein angeregtes Gespräch über die unendlich vielen Dinge, die ein langes Leben mit sich bringt. Carola Lepping, mit flinkem, an allem interessiertem Blick, jetzt immerhin 86 Jahre alt, stammt aus Elberfeld. 1941 bekam sie kriegsbedingt nach nur drei Semestern Studium eine Stelle als Volksschullehrerin in Hückeswagen, die sie bis zu ihrer Pensionierung 1981 behielt. Erst als 1943 das Haus ihrer Familie in Wuppertal den Bomben zum Opfer fiel, zog sie in die bergische Kleinstadt um. 1946 wurde die literaturkundige Lehrerin von den Engländern als Stadtbibliothekarin eingesetzt. Bis 1991 behielt sie diese Stelle. „Die Schule und die Bibliothek waren immer mein Leben“.

Der Charles Veillon-Preis
 
In der Literaturwelt tauchte ihr Name erstmals 1953 auf, als sich die junge Frau um den Charles Veillon-Preis bewarb, ihn zwar nicht gewann, doch immerhin belobigt wurde. Werner Bergengruen, dem sie 1949 einen ersten Entwurf gegeben hatte, gehörte zu ihren Förderern ebenso wie Karl Schmid. Schon 1954 reichte sie ein weiteres, unfertiges Skript: „Bela reist am Abend ab“ ein, bekam eine Frist gesetzt - und gewann1955 mit den Stimmen von u.a. Albrecht Goes, Karl Heinrich Waggerl, Wilhelm Hausenstein und Carl J. Burckhardt den begehrten Literaturpreis, den nach ihr auch Johannes Bobrowski, Alfred Andersch, Heinrich Böll und Max Frisch bekamen.  Auch Thomas Mann setzte sich dafür ein, ihr den Preis zuzusprechen. Der Verlag S. Fischer nahm später das Buch an und brachte es äußerst erfolgreich auf dem Literaturmarkt unter.
 
Mit der Rangierlok zur Preisverleihung
 
Carola Lepping erinnert sich: Durch den Ortspolizisten benachrichtigt (Telefon hatte ja noch kaum jemand), konnte die junge Lehrerin in der Nacht vor der Verleihung auf einer Rangierlok der Bahn nach Köln mitfahren, wo sie den Express nach Zürich erreichte. Das Reisegeld streckte der
Rektor ihrer Schule vor, gute Strümpfe borgte seine Frau. Alles war damals noch Abenteuer. In den Jahren danach veröffentlichte Carola Lepping im regionalen Rahmen kunstgeschichtliche und heimatkundliche Texte u.a. in „Neues Rheinland“, „Almanach für Literatur und Theologie“ und den Sammlungen „Erzähler unserer Zeit“ und „Deutsche Lyrik und Prosa nach 1945“.
Andere fertiggestellte Romane: „Annette Keppler – Bericht einer beschwerlichen Reise“ und „Großer schwarzer Vogel du“ - sowie Texte wie „Im Bildersaal“ und „Aufzeichnungen aus einer Nekropole“, die stets ihre Schwester Gerda für sie tippte, blieben unveröffentlicht. Zwei Auflagen erlebte das Bilderbuch „Das alte Haus auf Hartkopfsbever“ von Ilse Noor, zu dem sie den Text schrieb. Das lange liegengebliebene Skript zu  „Syrische Reise“ hat im späten Sog des vor knapp zwei Jahren ebenfalls spät erschienenen „Cor“ erst jetzt einen Verleger gefunden und soll noch in diesem Sommer erscheinen. Der Roman „Cor“, an dem Carola Lepping von 1967-1975 gearbeitet hatte und der ursprünglich wie ihr Erfolgsroman „Bela reist am Abend ab“ bei S. Fischer scheinen sollte, blieb durch den Verkauf des Verlages an Holtzbrinck dort liegen, wanderte ebenfalls wieder in die Schublade. Carola Leppings Opus magnum wäre also um ein Haar dem Vergessen ausgeliefert, unveröffentlicht geblieben. Wer ihn jetzt, 33 Jahre später liest, wird ermessen können, welcher Verlust das für die Literatur gewesen wäre.
 
Ein Phoenix
 
Ja, nennen wir ihn ruhig einen Phoenix, diesen zauberhaften, verzaubernden Roman, mit dem Carola Lepping uns beschenkt, ein halbes Menschenleben, nachdem sie ihn unter dem Eindruck der großen Stadt Paris geschrieben hat. Ich nannte das faszinierende, geheimnisvolle Werk ihr Opus magnum, das sei hier noch einmal mit Nachdruck unterstrichen. Das Haus in der Rue Saint Dominique No. 7, im 7. Arrondissement, das wir auf dem Umschlagbild des 1.200 g schweren Buches sehen, gab den Anstoß zu dem Entwurf eines vielschichtigen Gesellschaftsbildes, das mehr als nur von Menschen erzählt, es läßt sie leben, fühlen, leiden, sich freuen. Es läßt sie lieben und zweifeln, Hoffnung schöpfen und verlieren, Gespräche mit sich selbst, mit anderen und mit dem Mond, dem guten Freund führen. Und uns, die Leser mit ihnen. Wer „Cor“ liest, wird sich der Atmosphäre des Viertels um die Rue Vaneau, die Rue de la Chaise und die Rue Sèvres nicht entziehen können, wird mit den vielen Einsamen in das Dauerhotel „Mädchen von Arc“ einziehen, in dem sich auf sieben Etagen, sorgsam bewacht vom Portier Monsieur Joseph, Schicksale begegnen, verflechten, verlieren.
 
Eine Sinfonie
 
„Cor“ ist eine Sinfonie von Bildern, ein unaufhörlich sprudelnder Quell genußvoll zu lesender, zu verkostender wundervoller Worte (viele davon delikate Schöpfungen), kunstvoll geformter Sätze, Beschreibungen und Impressionen in einer ganz raren, so nur sehr, sehr selten zu findenden Sprache - und immer wieder Bilder um Bilder - ein Rausch. Es ist der große Entwurf einer verlorenen und doch merkwürdig geborgenen Gesellschaft aus Verlorenen, Gefangenen, Suchenden, Hoffenden und Ver-rückten in der kleinen Vaneau, Teil einer großen Stadt, die nie schläft. Zugleich ist „Cor“ ein Dokument, Zeuge und humorvoller Chronist einer bewegten, erwachenden Zeit neuer Kunstformen, Literaturen, Musik: „...ganz unbefangen flöten sie hier Telemann. Durch das grellgelbe, wildgeklebte Plakat starrend, sieht der fremde Student dem schwankenden zierlichen Gebilde der Leidenschaftslosigkeit zu. Flötenmusik. (...) Das gelbe Plakat verkündet eine Veranstaltung der Gruppe HO4 XYM3, einer literarischen Vereinigung von exklusiver Haltung. Das Autorenteam Iks, Ypsilon, Zet wird über die Kampfansage der Rasterliteratur an die Nuancenliteratur referieren... (...) Irgendwann in der Nacht macht der Turm Schluß.“
 
Nachtbilder
 
Nachtbilder, Traumbilder eröffnen den 810 Seiten währenden, in keinem Moment in seiner Bewegung, seiner Spannung nachlassenden Reigen. Carola Lepping läßt ihre aufmerksame Erzählerin nie ihren Beobachtungsposten verlassen, berichtet, läßt zu den zwischenmenschlichen Vorgängen oft mehr als nur eine Perspektive zu, ein raffiniertes Stilmittel, das erst viel später von Film und Literatur in dieser Form entdeckt wurde. Kostbare Passagen wie die Beschreibung der Centifolia, der Definition der Freiheit, von der Schriftstellerin Maria Pandini umrissen oder subtile
Traumbilder aus der Welt der Psychoanalyse reihen sich zu einer endlosen Kette sprachlicher Perlen. Durchaus auch weiß Cor um das Wesen der Liebe, die Hitze der Erotik: „Antoine und Follie - das Beieinander der Schenkel, das Näherkommen des fremden Knies, die schwere Last der feuchtgewordenen anderen Hand. (...) die Musette - die Musette beginnt  sie füllt alle Zwischenräume der Stille. Die Hand an dem fremden Gesicht, von der Klammer der fremden Hände gehalten und hineingeführt. (...)“  - - -
„Höhepunkt des Abenteuers: Wie Claire sich plötzlich auf ihr Lager begibt, sich entschlossen ihres blauen Nachtgewandes entledigt und, einem unsäglich drängenden und süßen Befehl gehorchend, weit sich öffnet. Wie der junge Mann auf dem Dach, an die Brandmauer des großen verlassenen Hauses im Hintergrund gelehnt, sich von seinem Arbeitszeug befreit und Claire das neue, das herrliche und fremde Geschöpf zeigt, mit dem er in Claires fernem und unbekanntem Land reisen wird. Glück und Seligkeit beider. Und Claire hebt ihren Leib... (...) Und auch Claire hat längst ihr Lager verlassen, hat sich der offenen Fenstertür genähert und legt sich auf die Dielen und gibt sich ganz und weit, zwei schlanke weiße Deichselstangen, und nun sind sie gezügelt, ach, und nun reisen sie...“
So wie die Rue Vaneau mit ihren Menschen voller immer neuer Wunder ist, zeigt sich auch Carola Leppings Sprache: „Der junge Mann im großen Nachthaus unter dem Monde gegenüber dem ‘Mädchen von Arc’, der junge Mann fährt auf - er hat seinen Wecker überschlafen, und Madame Anelet steht vor ihm und schüttelt ihn sanft. Und er schließt die Augen und fühlt sich übermüde und will den Tag noch nicht, und er sieht in ihr sanftes Gesicht und fällt zurück und erbittet mit geschlossenen Augen noch eine kleine Gnadenfrist. (...) Ja - für alle, ob sie ihn nun wünschen, ob sie ihn fürchten: es ist nun Tag.“   ---  „Monsieur Champagnat, unterwegs von einer Konferenz zur anderen, erkennt, vor dem Rotlicht vom Boulevard des Italiens und Boulevard de Strasbourg den Wagen stoppend, die Grausamkeit der Stadt...Die fugenlose Hast ihres Tages, die tödliche Eleganz ihres perlfarbenen, luftleeren, nachmittäglichen Himmels.“
 
Kostbar - ein Meisterwerk
 
Es wäre so mit Auszügen fortzufahren. Cors Leben, ihre Zeit in de Vaneau, dem ‘Mädchen von Arc’ entwickelt sich in der Begegnung mit neuen Menschen dramatisch. Sie wird leiden, sie wird sich und die Welt verlieren, sie wird Hilfe bekommen. Carola Lepping öffnet Fenster und Türen, damit wir hineinsehen, den Menschen beim Leben zuschauen können, wie es Hanns Dieter Hüsch so gerne getan hat. Die sieben Stockwerke des ‘Mädchen von Arc’ nehmen sich nicht so unheimlich aus, wie die Dino Buzzatis in seinem Roman „Sette piani“, der 1966 erstmals in deutscher Sprache erschien, bergen aber nicht weniger Geheimnisse. Satz, Schriftbild und Orthographie hat die Lektorin des Wenz Verlages in Dreieich als wichtiges Gestaltungsmittel der Vorlage und dem Wunsch der Autorin entsprechend nicht angetastet - und damit dem Roman und seiner Dramaturgie das gelassen, was einen wichtigen Teil seiner Eigenart ausmacht. „Cor“ ist ein Meisterwerk - eines der kostbarsten Bücher der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts.
 
Frank Becker, 23.4.2008
 
 
Trauer um Carola Lepping
 
Gestern erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod Carola Leppings, die eine Woche vor Vollendung ihres 88. Lebensjahrs in Hückeswagen gestorben ist. Erst kürzlich war sie von ihrer Wohnung im Herzen der Altstadt in das Seniorenheim Johannesstift umgezogen. Hier wollte sie den Abend ihres Lebens umsorgt verbringen. Es war ihr nicht vergönnt, die Fürsorge, die sie zeitlebens anderen geschenkt hatte, selber zu genießen.
Carola Lepping hat in den erfüllten Jahren ihres Lebens einen bleibenden Platz im Herzen der Hückeswagener und ihrer Stadt  erworben. Sie hat darüber hinaus etwas geschafft, was nur Wenigen vergönnt ist: sie hat ein großes literarisches Werk hinterlassen, das weit über ihre Lebensspanne und die regionalen Grenzen ihrer Heimat seine Gültigkeit behalten wird.
 
Ein erfülltes Leben

Am 14. Mai 1921 in Elberfeld geboren, kam sie als 20-jährige schon 1941 kriegsbedingt nach Hückeswagen, wo sie als Lehrerin eingesetzt wurde und für das weitere Leben Wurzeln schlug. Ab 1943 lebte sie ständig hier, fand eine neue Heimat, der sie sehr verbunden war und Aufgaben, die sie mit vielen Generationen junger Hückeswagener zusammenbrachte: zunächst als Lehrerin, dann als Bibliothekarin und schließlich als Autorin wurde Carola Lepping Bestandteil der Hückeswagener Kultur und Gesellschaft. „Die Schule und die Bibliothek waren immer mein Leben“, äußerte Carola Lepping im Jahr 2005 in einem Interview. Hie und da schrieb sie für regionale Blätter. Ihr lokalbezogenes Bilder-Buch „Das alte Haus auf Hartkopsbever“ aus dem Jahr 1970 wurde zu einem regionalen Dauerbrenner.
 
Charles Veillon-Preis

In der großen Literaturwelt tauchte ihr Name erstmals 1953 auf, als sich die junge Frau um den renommierten Charles Veillon-Preis bewarb, ihn zwar nicht gewann, doch belobigt wurde. Werner Bergengruen, dem sie 1949 einen ersten Entwurf gegeben hatte, gehörte zu ihren Förderern ebenso wie Karl Schmid, der ihr Talent erkannte. Schon 1954 reichte sie ein weiteres, unfertiges Skript: „Bela reist am Abend ab“ ein, bekam eine sechswöchige Frist zur Fertigstellung gesetzt und gewann1955 mit den Stimmen von u.a. Albrecht Goes, Karl Schmid, Karl Heinrich Waggerl und Carl J. Burckhardt den begehrten Literaturpreis, den später auch Johannes Bobrowski, Alfred Andersch, Heinrich Böll und Max Frisch bekamen. Auch Thomas Mann setzte sich brieflich dafür ein, ihr den Preis zuzusprechen.
Durch den Hückeswagener Ortspolizisten Lienenkämper quasi in letzter Minute von der hohen Ehre benachrichtigt (Telefon hatte ja 1955 kaum jemand), konnte die junge Volksschullehrerin noch in der Nacht vor der Verleihung auf einer Rangierlok der Bahn nach Köln mitfahren, wo sie den Expreß nach Zürich erreichte. Das Reisegeld streckte der Rektor ihrer Schule vor, gute Strümpfe borgte seine Frau.
 
Opus magnum

Das Preisgeld legte Carola Lepping in einer mehrmonatigen Studienreise nach Paris an, eine Ausgabe, von der sie, wie sie im persönlichen Gespräch immer wieder betonte, stets profitiert habe.
Ihr von sprachlichen Wundern und tiefen Gefühlen übervoller Roman „Cor“ wuchs auf dem Boden dieser Pariser Zeit. Von dort und späteren Reisen brachte Carola Lepping so viel Impressionen und Ideen mit, daß es für eine Serie von Publikationen gereicht hätte; das meiste blieb jedoch in der Schublade, bis sie im mittlerweile schon hohen Alter von 85 Jahren den Entschluß faßte, ihre literarischen Herzensangelegenheiten, wenn auch spät, zu publizieren. Der Künstler-Roman „Huldigung an Sisley“ erschien 2004, ihr Lebenswerk und Opus magnum, der Roman „Cor“ aus dem Jahr 1964 wurde 2006 vom Medu-Verlag in Dreieich in einer mustergültigen Ausgabe vorgelegt und 2008 folgte der Reiseroman „Syrische Reise“, der in eine längst vergessene Welt im Nahen Osten mitnimmt. Weitere Romane – „Annette Keppler, Bericht einer beschwerlichen Reise“ und „Großer schwarzer Vogel du“ blieben unveröffentlicht.


Carola Lepping -  1921-2009 - Foto © Frank Becker


Literarisches Vermächtnis

Allein die vier Bücher „Bela reist am Abend ab“, „Huldigung an Sisley“, „Cor“ und „Syrische Reise“ sind nicht die schlechteste Bilanz eines ohnehin erfüllten Lebens. Man darf hoffen, daß auch ihr Vermächtnis noch publiziert werden wird. Hückeswagen verliert mit Carola Lepping einen liebenswerten Menschen und eine große Autorin. Die Stadt wird sie sehr vermissen. In ihren Büchern wird sie weiterleben.

Robert Sernatini, 7.5.2009

Bibliographie:
- „Bela reist am Abend ab“ - © 1956 S. Fischer Verlag, 149 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag, antiquarisch noch in wenigen Exemplaren zu bekommen
- „Das alte Haus auf Hartkopsbever“ - 1970 Middelhauve Verlag, Broschur, antiquarisch zu bekommen
„Huldigung an Sisley“ -  © 2004 Carola Lepping/Books on Demand, 218 Seiten, gebunden, mit farbiger Deckelillustration, ISBN 3-8334-1878-8 28,- €
- „COR“, © 2006 Wenz Verlag, 810 Seiten, geb. m. Schutzumschlag, ISBN 3-937791-15-9, 24,80 €
- „Syrische Reise“ - © 2008 MEDU Verlag (noch nicht erschienen), 385 Seiten Broschur, ISBN: 3938926619, 12,80 €