Kino-Vergnügen der guten alten Art

„The Nice Guys“ von Shane Black

von Renate Wagner

The Nice Guys
(USA - 2016 )

Drehbuch und Regie: Shane Black
Mit: Russell Crowe, Ryan Gosling, Kim Basinger u.a.
 
Polizisten treten auf der Filmleinwand gerne im Doppelpack auf, warum also nicht auch die Privatdetektive? Zumal die so genannten „Buddy“-Filme am besten funktionieren, wenn zwei gleich starke Persönlichkeiten sich streiten und mögen und Fäuste und Pointen fliegen lassen. Das hat schon legendäre Paarungen ins Kino gebracht haben. Russell Crowe und Ryan Gosling haben nun die gute Chance, in der ersten Reihe dabei zu sein.
Hollywood als Schauplatz an sich war früher schöner, und man merkt, daß man geradezu aufatmet, wenn Filme in die Vergangenheit gehen – wenn in Siebziger Jahren nicht alles per Handy erledigt werden konnte, sondern man noch ein bißchen vor Ort recherchieren mußte. Dann konnte man den Bösen gleich eines auf die Nase geben…
 
Shane Black war lange Schauspieler, dann Drehbuchautor (u.a. für eine der klassischen Buddy-Kombinationen, Mel Gibson und Danny Glover in „Lethal Weapon“), jetzt versucht er sich, nach den irrwitzigen „Kiss Kiss, Bang Bang“ und dem erfolgreichen „Iron Man 3“, wieder als Regisseur, bei eigenem Drehbuch, versteht sich. Daß er den Film etwas konfus beginnen läßt, hat seine guten Gründe – er muß uns die Helden vorstellen und seinen Stil etablieren.
Zuerst Russell Crowe als Jackson Healy, wobei der 52jährige seinen Fans einen gelinden Schock bereitet. Ein schlanker Mann war er ja nie, aber zwischen kräftig und so „mächtig“ wie nun besteht ein Unterschied. Wahrscheinlich muß er sich künftig per „Bully“ spitznamen lassen, und wenn man nicht genau aufpaßt, hält man ihn glatt für John Goodman. Einiges an seinem Sex-Appeal hat er solcherart eingebüßt, allerdings nichts an seinem Witz und seiner brillanten Schauspielkunst. Crowe spielt einen nicht sehr souveränen Detektiv, der lieber ohne Umschweife gleich zuschlägt, was nicht so sympathisch wäre, täte er es nicht so charmant. Und ein junges Mädchen (Margaret Qualley), das ihn darum bittet, daß sie nicht gefunden werden will, während andere sie dringlich suchen… das ist dann der Ausgangspunkt der Geschichte (die als Prolog einen Autounfall bietet, der sich gewaschen hat – komisch betrachtet).
 
In die Geschichte des jungen Mädchens, das von seiner Mutter gesucht wird, ist auch Privatdetektiv Holland March verwickelt, den Ryan Gosling so smart und alert spielt, daß man ihn für einen Schwulen halten könnte, schleppte er nicht einen großen Teil des Filmes seine 13jährige Tochter Holly (Angourie Rice) hinter sich her, und die ist nun wirklich erfrischend. Ja, Teenager in den Siebzigern waren offenbar noch nicht so raunzig und unausstehlich wie heute, sondern flott im Kopf mit dabei. Sie putzt die Handlung, die die beiden Detektive sehr wider Willen zusammen spannt, enorm auf.
Schnell wird klar, was man ohnedies längst weiß, daß Shane Black es mit absurd-schwarzer Komik hat, wozu sich Hollywood als Schauplatz natürlich besonders eignet – man purzelt von einer verrückten Szene in die nächste. Wenn dann noch die herrliche Nostalgie-Ästhetik dazu kommt, die volle Schrägheit des Geschehens ausgekostet wird und das Ganze so luxusbesetzt ist (Kim Basinger, seltsam unverändert seit Jahrzehnten, spielt eine ganz „Böse“!!!!), dann ist das ein höheres Vergnügen für ein Publikum, das die intelligenten Filme von früher schätzt. Und alle anderen bekommen noch jede Menge Prügeleien als Draufgabe – sie sind einfach inhalts-immanent.
Wenn es da eine Fortsetzung gibt – schließlich gründen unsere beiden Detektive am Ende eine Agentur unter dem Titel „The Nice Guys“ – ist man als Zuschauer sofort dabei!
 
 
Renate Wagner