Große Leidenschaften

Bundesjugendballett und Bergische Symphoniker beeindruckten ihr Publikum

von Daniel Diekhans

Große Leidenschaften
und akrobatische Figuren
 
Bundesjugendballett und Bergische Symphoniker
beeindruckten ihr Publikum
 
John Lennon soll einmal gesagt haben: „Über Musik zu schreiben ist wie Architektur zu tanzen.“ Was aber, wenn es um Musik und Tanz geht? Für den Rezensenten erst recht eine Herausforderung.
Als die acht jungen Tänzer des Bundesjugendballetts (BJB) mit den Bergischen Symphonikern auftraten, wurde aus der Herausforderung ein Vergnügen. Der Premiere im Konzerthaus Solingen folgte ein zweiter Tanzabend im Remscheider Teo Otto Theater. 300 Zuschauer erlebten hier erstklassige Choreographien zur Musik von Bach bis Pop – und waren begeistert. Nach fast zwei Stunden erhoben sich alle von ihren Sitzen und jubelten.
 
Der große John Neumeier gründete das Bundesjugendballett 2011, um Talenten zwischen 18 und 23 Jahren eine Chance zu geben. Neben Repertoirestücken von ihm und anderen BJB-Choreographen gab es in Remscheid auch etwas ganz Neues zu sehen. Wubkje Kuindersma machte aus Arnold Schönbergs Streichsextett „Verklärte Nacht“ ein spannungsreiches Tanzstück.
Musiker und Tänzer traten hier sogar gemeinsam auf. Rechts auf der Bühne nahmen Dirigent Peter Kuhn und seine Musiker Platz. Links spielte sich ein stummes Drama um Tänzerin Minju Kang ab.
Schon das Gedicht, das Schönbergs feinnervig-romantische Komposition anregte, sprach von Untreue und ungewollter Schwangerschaft. Die 20-jährige Kang verkörperte eine Frau, die zwischen mehreren Männern stand. Mal mit dem einen, mal mit dem anderen tanzte sie ein leidenschaftliches Duo. Und dann trat noch ein dritter Mann hinzu.
Im Solo, begleitet vom 1. Geiger Mihalj Kekenj, versuchte sie sich einen Freiraum zu verschaffen. Zwischen den Tänzern kam es zum Kampf. Sie hoben sich hoch, drückten sich weg. Schließlich löste sich die Spannung. Tänzerin und Tänzer bewegten sich eng umschlungen. Doch das Ende dieser „Vielliebe“ blieb offen.
 
Auch bei Greg Blackmons „And for all the lost ones“ gab es Livemusik auf der Bühne. Antonia Sobik vom BJB-Team sang einen Song der isländischen Band Sigur Rós, der das Tempo der Choreographie vorgab. Mit Tanzpartnerin Teresa Silva Dias schritt Minju Kang einen Kreis ab. In seinen Grenzen bewegte sich das Duo in synchronen Tanzfiguren.
Mit Neumeiers „Candide“ zeigte das Ensemble sein Können. Während sich die Bläser im Orchestergraben einen Wettstreit lieferten, übten sich die Tanzpaare in Hebefiguren und einem großen Rundtanz, der immer schneller wurde.
Tanzen sei ein sinnliches Statement, erklärte Kevin Haigen, künstlerischer Leiter des BJB, nach der Vorstellung. Vielleicht dachte er da an Neumeiers Version von Bachs 3. Suite. Das Werk mit der „Air“, aus der Procul Harum ihren Hit „A Whiter Shade Of Pale“ bastelten.
Festliche, hell strahlende Klänge, bei dem die Tänzerinnen mit Pirouetten und dem Tanzen auf der Spitze beeindruckte. Den Tänzern gelangen geradezu akrobatische Figuren. So sah man, wie ein Tänzer das Gewicht seiner Partnerin nur mit einer Hand trug. Und trotz dieser Kraftakte huschte Pascal Schmidt und seinen Kollegen immer wieder ein entspanntes Lächeln über die Lippen.
 
Weitere Informationen unter www.bundesjugendballett.de