Das Städtische Orchester probt
Während der Dirigent bestimmt, wer welches Instrument spielen soll, erwächst ihm Opposition aus den Reihen der Musiker, die ausnahmslos zum Bongotrommelspielen entschlossen sind. Natürlich trifft ein solches Begehren auf die barscheste Ablehnung durch den Dirigenten. Die Fronten sind verhärtet, ein Kompromiß ist schier undenkbar. Wie aus einem Munde ruft die gesamte Orchesterbelegschaft: „Wir sind es herzlich leid, Därme zu streichen und in Rohre zu blasen, seien sie metallen oder von Holz. Wir alle wollen Bongotrommeln spielen!“ Schon erfüllt wildes Getrommel den Orchestergraben. Wenn je Autorität gefordert war, dann hier und jetzt. Mit Donnerstimme droht der Dirigent seinen Schützlingen, er werde, falls sie sich nicht seinem Kommando unterwürfen, all ihren Bongotrommeln Haare wachsen lassen. „Das wollen wir aber nicht“, sagen die Orchestermitglieder. Angesichts ihrer Renitenz macht der Dirigent seine Drohung wahr: er läßt tatsächlich allen Bongos Haare wachsen! Nun räsonieren die Musiker, weil ihre Trommeln nur noch ganz dumpf und leise klingen. Der Dirigent befiehlt: „Schafft die Bongotrommeln zum Theaterfriseur und laßt sie rasieren.“ Text und Illustration © Eugen Egner |
Eugen Egner - Foto © Frank Becker Eugen Egner, * 10.10.1951 in Ingelfingen Dichter phantastischer Prosa (Auswahl: "Androiden auf Milchbasis", "Gift Gottes", "Die Eisenberg-Konstante", "Aus der Welt der Menschen", "Der Universums-Stulp") Erfinder glaubhafter Biographien ("Die Tagebücher des W.A. Mozart", "Aus dem Tagebuch eines Trinkers") Hörspiel-Autor (u.a. "Das Schattenfräulein", "Was macht eigentlich Harry Absolut?") Zeichner (u.a. "Meisterwerke der grauen Periode", "Als die Erlkönige sich Freiheiten herausnahmen", "Gefährliche Gitarristen") selbst gefährlicher Stromgitarrist |