Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen

Valérie Favre in der Von der Heydt-Kunsthalle Barmen

Red./Bec.

Valerie Favre - Foto © Frank Becker
Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen
(Martin Luther)
 
Valérie Favre in der
Von der Heydt-Kunsthalle Barmen
28. August – 8. Januar 2017
 
In der Reihe der Positionen aktueller Malerei zeigt die Von der Heydt-Kunsthalle einen Überblick über das jüngere Werk von Valérie Favre (* 1959) genauer: der letzten zehn Jahre. Die in Berlin lebende, als Professorin für Malerei an der Universität der Künste Berlin lehrende Schweizer Künstlerin greift in ihrer kraftvollen Malerei u.a. Motive der Malerei- und Filmgeschichte als Archetypen der Phantasie auf. Suizidale Beobachtungen, Totentänze und das Welttheater finden intensiven Niederschlag in ihren oft düsteren, von Todessymbolik bestimmten Bildern, die das Memento mori, den barocken Vanitas-Gedanken in sich tragen. Das theatralische Potential bekannter Gemälde wie Goyas „Hexenflug“ – in „Ghost“ zitiert - oder Rembrandts „Kreuzabnahme“ ist für Valerie Favre der Ausgangspunkt zu vielteiligen Bildserien. In fast augenzwinkerndem Humor greift Valerie Favre z.B. Jacques-Louis Davids Die Ermordung Jean-Paul Marats durch Charlotte Corday“ in einer grotesken Doppelung auf:
 
Unterschiedliche Malweisen  – figurativ, abstrahierend oder auch üppig rein farbmalerisch wie in der dreiteiligen Reihe „Balls and Tunnels“ – sind bei Favre vereint. In ihrer aktuellen Serie der „Théâtres“ entwickelt sie eine ganze Kette von Metaphern für das Leben als lustvolles und tragisches Spiel: Eine bunte Truppe aus Figurinen, Spielleuten und Gnomen steht dicht gedrängt auf einer schmalen Bühne, doch sie kopieren nur das Leben. Die Harlekine und Weißclowns haben leere Augenhöhlen, gar Totenschädel, manchen ist das Gesicht weggerissen. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.

Max Beckmanns Bild „Großes Varieté“ oder Otto Dix‘ „An die Schönheit“, beide aus der Sammlung des Von der Heydt-Museums, lassen sich zum Vergleich heranziehen. Festgehalten sind hier Panoramen, in denen die Farbmaterie die flüchtig erscheinenden, vorübergehenden Figuren bannt, bevor sie endgültig Freund Hein folgen. Oft wird eine gestalterische Nähe zu Francis Bacon sichtbar.
Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang die ungemein positive Lebenssicht und Heiterkeit der sympathischen Künstlerin, die ihr Werk schlüssig und mit Eloquenz zu erläutern vermag.
 
Zur Ausstellung erscheint im Kettler Verlag mit Unterstützung der Schweizer Kulturstiftung prohelvetia und des Kunst- und Museumsvereins Wuppertal für nur 15,- € ein beachtlicher Katalog mit Texten von Dr. Beate Eickhoff, Thomas Hirsch und Valérie Favre.


Valerie Favre - Foto © Frank Becker
 
Vernissage: Sonntag, 28. August 2016, 11.30 Uhr, Von der Heydt-Kunsthalle, Geschwister-Scholl-Platz 4-6, 42275 Wuppertal-Barmen. Die Künstlerin ist anwesend.

Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr, Mo geschlossen