Winnie Pooh wird 90 Jahre alt

1926 erschien das erste von A. A. Milne geschriebene Abenteuer des beliebten Bären

von Andreas Rehnolt/Bec.

Foto © Frank Becker
Der Kinderbuch-Bär
Winnie-the-Pooh
wird 90 Jahre alt
 
Am 14. Oktober 1926 erschien in England
das erste
Buch von A.A. Milne mit den
Abenteuern
des beliebten Bären.
 
 
Here is Edward Bear, coming downstairs now,
bump, bump, bump on the back of his head,
behind Christopher Robin. It is, as far as he knows,
the only way of coming downstairs...


Im Hundertmorgenwald wird heute, am 14. Oktober ein großes Fest gefeiert. Immerhin begeht der be- und geliebte Bär „Winnie-the-Pooh“ dann seinen 90. Geburtstag. Genau an dem Tag im Jahr 1926 nämlich erschien in Großbritannien das erste Kinderbuch des Autors A. A. Milne (1882-1956) über den Bären, der seitdem samt seinen zahlreichen Freunden rund um die Erde geliebt wird und seit Generationen als Buchausgabe, Plüschfigur oder Disney-Zeichentrickfilm in kaum einem Haushalt fehlt.
 
Autor Alan Alexander Milne, Bühnenschriftsteller, Essayist und Verfasser leichter Poesie schuf den Klassiker der Kinderliteratur für seinen kleinen Sohn Christopher Robin, der mit genau diesem Namen in den Geschichten um Pooh und seine Freunde immer an und auf der Seite des kleinen Bären war. Christopher Robin, die menschliche Hauptfigur der Geschichten war mit der Idee des Vaters nie wirklich glücklich geworden. Er blieb nach der Veröffentlichung der ersten Geschichte fast bis zu seinem Lebensende am 20. April 1996 für alle Fans stets der Kinderbuchheld, ein Blondschopf im Vorschulalter, zu dem seine tierischen Freunde Ferkel Piglet, Kaninchen, Esel I-Aah, Tiger Tigger, Eule und natürlich Pooh kameradschaftlich aufblickten. Der Junge, der einen Teddy (Edward Bear) zum Spielzeug hatte, beklagte sein Los später in drei eigenen Büchern.
So schrieb er unter anderem: „Als ich drei war, war mein Vater drei. Als ich sechs war, war er sechs .... er brauchte mich, um seinen fünfzig Jahren zu entkommen.“ Christoper Robin als lebendiger Mensch hatte nach seinen eigenen Angaben „das Pech, der berühmteste kleine Junge der Weltliteratur“ zu sein. Im September 1981 enthüllte er dennoch eine lebensgroße Bronze-Skulptur von Winnie im London Zoo. Er hatte dort nämlich 1924 die amerikanische Schwarzbärin „Winnie“ kennen gelernt, die seinen Vater überhaupt auf die Idee zu der Geschichte gebracht haben soll.
Die Idee, die Spielzeuge seines Sohnes zum Leben zu erwecken, soll angeblich von der Mutter des Jungen gestammt haben. A. A.Milne setzte sie

© 1991 The Bath Press
mit feinfühligem und gewissenhaftem Geschick um. Das zog eine äußerst ernsthafte Anerkennung seines Werkes nach sich. Die Kinder überall auf der Welt haben Pooh und seine Gefährten in ihr Herz geschlossen. Die nicht minder berühmten Zeichnungen zu den Pooh-Geschichten stammten übrigens von Ernest H. Shepard (1879-1976). Er ist der zweite Vater von Winnie-the-Pooh, von Christoper Robin, dem Ferkel, dem Känguruh, seinem Jungen Klein-Ruh und all den anderen Tieren.
Pooh ist ein gutmütiger, etwas langsamer und vergeßlicher Zeitgenosse, der in seiner Freizeit vor allem gefällige Lyrik verfaßt und stets darauf aus ist, Honig zu naschen. In einer von Harry Rowohlt liebevoll übersetzten Fassung der Pooh-Geschichten heißt es dazu: „Sing Ho! Der Bär  soll leben! Es ist mir egal, ob Schnee oder Regen. Meine Nase riecht Honig auf allen Wegen. Singt Ho! Leben soll Pu! Er braucht einen kleinen Mundvoll ab und zu.“
 
Winnie-the-Pooh, im Deutschen „Pu“ oder Puuh“ sorgte im den 1950er-1960er Jahren mit seinem zweiten Buch „Pooh baut ein Haus“ auch dafür, daß die Nachkriegskinder in Deutschland beim Lernen einen bärigen Freund an ihrer Seite hatten. Zudem gibt es eine ganze Reihe von Ratgeber-Büchern mit Pooh dem Bären und auch zahlreiche Mundart-Ausgaben bis hin zur ins Lateinische übersetzten Lizenzausgabe. Unter anderem gibt es  Ratgeber mit dem Titel „Pu in Nadelstreifen - bärenstarkes Management“, „Pu der Bär oder wie man ewig jung bleibt“ oder „Pu der Bär oder wie man das Leben meistert.“ Zumindest die beiden letzteren stammen von A. A. Milne, der noch diverse weitere Ratgeber mit Pu geschrieben hat.
 
1996 erschien die hoch gelobte Gesamt-Neuübersetzung „Pu der Bär“ von Harry Rowohlt. Die beiden Gedichtbände wurden 1999 in einem gemeinsamen Band unter dem Titel „Ich und Du, der Bär heißt Pu“ übersetzt. Von 1966 bis 1983 wurde die Buchvorlage fünf Mal von der Walt Disney Company für 25-miniütige Zeichentrickfilme bearbeitet. Es gab danach auch russische Adaptionen und die sehr erfolgreiche Disney-Serie „Neue Abenteuer mit Winnie Puuh“, die vier Staffeln mit insgesamt 52 Folgen umfaßte. Es folgten drei weitere Pu-Filme in Spielfilmlänge.
Pu der Bär wurde im April 2006 mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. Die ersten Skizzen von Winnie-the-Pooh sind im Trinity College im eglischen Cambridge zu besichtigen, und im polnischen Warschau gibt es sogar eine „Pu-der-Bär-Straße“.

So they went off together. But wherever they go, and whatever happens zo them on the way,
in that enchanted place on the top of the forest a little boy and his Bear will always be playing.
 
Redaktion: Frank Becker