Dürftig in schönem Ambiente

„Inferno“ von Ron Howard

von Renate Wagner

Inferno
(USA – 2016)

Regie: Ron Howard
Mit: Tom Hanks, Felicity Jones, Ben Foster, Omar Sy, Sidse Babett Knudsen u.a.
 
Daß jemand Bestseller schreibt, die sich millionenfach verkaufen, heißt noch lange nicht, daß er ein großer Autor ist – im Gegenteil. Als solcher schaffte er das wohl nicht auf Millionen Nachtkästen. Man muß schon, wie Dan Brown, jemand sein, der einfach einen wehen Punkt des Zeitgeistes trifft und diesen ohne sonderliche Ansprüche bedient. Das war und ist die Esoterik-Welle.
Im „Da Vinci Code“ (Kinoname: „Sakrileg“) hat er die alte Theorie, daß Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war und eine Dynastie gründete, schon von seinem fiktiven „Professor Robert Langdon“ verfolgen lassen. Im Kino spielte ihn Tom Hanks, der Erfolg war so nachdrücklich, daß Fortsetzungen unvermeidlich waren. „Illuminati“ mit demselben Team folgten, und nun ist „Inferno“ an der Reihe.
Im Kino geht der Mix aus oberflächlicher Geschichte, viel verschrobener Symbolik und schönem Ambiente (hier vor allem Venedig und Istanbul) also weiter, Hanks / Langdon ist wieder da, Ron Howard führt, wie schon bei den Vorgängern, routiniert Regie – nur die Geschichten scheinen immer dürftiger zu werden.
Sei’s drum, wie schön, wenn man aus dem Tiefschlaf nach einem Überfall erwacht, zwar sein Gedächtnis nicht wieder hat, wohl aber von einer hübschen Ärztin, die dich wohl kennt, gerettet wird: Tom Hanks und Felicity Jones sind unterwegs auf der Flucht vor Killern (sie hat übrigens, in einem interessanteren Film, nämlich „Die Entdeckung der Unendlichkeit“, die Ehefrau von Stephen Hawkings gespielt). Die reizvolle Britin darf auch noch für einen Clou sorgen – nein, keine Spoiler in der Kritik, die Sache ist ohnedies schon wenig aufregend genug.
 
Das alles beginnt in Florenz, Langdon muß seine Kenntnis der Symbole auf Dantes Höllenkreis zuspitzen, weshalb auch des Dichters Totenmaske wichtig wird und gestohlen werden muß – man darf natürlich nicht eine logische Frage stellen, auch nie „Wie kommt das zu dem?“, sonst ruiniert man sich den ganzen Spaß, mit Langdon davon- und auf irgendetwas zuzulaufen, womit natürlich die Welt vor dem Bösen gerettet werden muß. (Denn es gibt immer Verrückte, die meinen, es ginge der Menschheit besser, wenn weniger von uns auf diesem Erdkreis herumkröchen – und die eine gewaltsame Reduktion, etwa durch Seuchen, ernsthaft ins Auge fassen… Man glaubt Ben Foster als bösem Wissenschaftler gern, daß er solches plant.)
Von Florenz und seinem Palazzo Vecchio führt der Weg nach Venedig (ein Glück, daß dieses Italien einen so prachtvollen Hintergrund für Filme abgibt), schließlich landet man in Istanbul, wo die Hagia Sophia und die antike Zisterne (unter Wasser findet das dramatische Finale statt, Splash!) es mit den anderen Schauplätzen aufnehmen, und Hans Zimmers Musik rauscht so dramatisch auf wie nur möglich.
Langdon wird dauernd von undurchsichtigen Bösewichten gejagt, hat aber noch Lust auf eine Kurzzeitromanze mit einer total undurchsichtigen Geheimdienstchefin (die Dänin Sidse Babett Knudsen, die mit Hanks schon für „Ein Hologramm für den König“ vor der Kamera stand). Tatsächlich soll man nie wissen, wer da zu den Guten und wer zu den Bösen zählt.
Hauptsache, Langdon überlebt und steht noch für einige solcher Filme zur Verfügung. Sie machen ja doch Geld, auch wenn sie so dürftig sind wie dieser.
 
 
Renate Wagner