„Artige Kunst“ ab 4. November in Bochum

Kunst und Politik im Nationalsozialismus

von Andreas Rehnolt/Bec.

Hans Happ, Infanterie © German Art Gallery The Netherlands
Ausstellung „Artige Kunst“
ab 4. November in Bochum
 
Die Ausstellung zu Kunst und Politik im Nationalsozialismus 
ist danach auch in Rostock und Regensburg zu sehen
 
Bochum - „Artige Kunst“ ist der Titel einer Ausstellung, die ab 4. November in den Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum zu sehen ist. Die Ausstellung setzt sich bis zum 9. April nächsten Jahres kritisch-analytisch mit der Kunstpolitik im Nationalsozialismus auseinander, die „für das Selbstbild des Regimes wesentlich war“.
Der Titel „artige Kunst“ regt nach Auffassung der Kuratoren als Gegenbegriff zur diffamierenden NS-Terminologie der „entarteten“ Kunst dazu an, über das Verhältnis von Kunst und Politik sowie von Widerständigkeit und Gehorsam nachzudenken. Gezeigt werden exemplarische Werke der offiziell geduldeten und geförderten Kunst der NS-Zeit, dazu in konfrontativer Gegenüberstellung Werke von verfolgten oder verfemten Künstlern, die ein kritisches Gegenbild zur überwiegenden Einfältigkeit der systemkonformen Kunst entworfen haben. 

Die Ausstellung könne zeigen, daß größten Teilen der hier versammelten „artigen“ Kunst ein kritisch hinterfragendes Potential ebenso fehlt wie ein humanistischer Anspruch. In mehr oder weniger ungeschickter Stilverspätung werden unter anderem ländlich-familiäre Idyllen heraufbeschworen, Sportler bei der körperlichen Ertüchtigung gezeigt, Bauprojekte des sogenannten „Tausendjährigen Reichs“ illustriert oder mythologisch inspirierte Szenen ins Bild gesetzt.
Macht man sich bewußt, daß diese Werke entstanden, während gleichzeitig die brutale Ausgrenzung und Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen stattfand, während der Zweite Weltkrieg vorbereitet wurde oder schon ausgelöst war und während Millionen Menschen in Konzentrationslagern gefoltert und ermordet wurden, dann wird die „innere Falschheit“ dieser Kunst offensichtlich.
Gerade in dieser Falschheit oder Verlogenheit liegt eine wesentliche politische Bestimmung der „artigen“ Kunst. Indem sie weite Bereiche der gesellschaftlichen Realität ausblendete oder beschönigte, konnte sie systemstabilisierend wirken und in Zeiten von Krieg, Terror und Massenmord die erwünschte Entlastungsfunktion einnehmen. Die Ausstellung zeigt unter anderem Werke von Werke von Josef Albers, Willi Baumeister, Claus Bergen (Marinemaler), Max Beckmann, Arno Breker (Monumentalskulpturen), Otto Dix, Otto Freundlich, George Grosz, Sepp Happ (Kriegsmaler), Erich Heckel, Paul Junghanns (Genre Bauernleben), Paul Klee, Marg Moll, Karel Niestrath, Felix Nussbaum, Franz Radziwill, Ivo Saliger, Hans Schmitz-Wiedenbrück (Kriegsmaler), Karl Schmidt-Rottluff, Karl Schwesig, Kurt Schwitters, Max Slevogt, Marianne Werefkin und anderen mehr.


Hans Schmitz-Wiedenbrück, Familienbild, vor1939 © German Art Gallery, The Netherlands


Arno Breker, Kameradschaft - Foto © 1992 Frank Becker
 
Die Ausstellung ist mittwochs bis freitags von 14 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum - Schlossstraße 13 - 44795 Bochum - Tel: 0234 - 2988901
 
Weitere Stationen der Ausstellung
Kunsthalle Rostock: 27. April – 18. Juni 2017
Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg: 14. Juli  –29. Oktober 2017