Baudelaire und seine Zeit im Bild

Bernard Dieterle – „Charles Baudelaire“

von Frank Becker

© 2016 Deutscher Kunstverlag
Charles Baudelaire
 
Zum 150. Todestag des Schriftstellers
am 31. August 2017
 
Charles Baudelaire (1821–1867) ist ein Ereignis. Der Schöpfer der Gedichtsammlung „Die Blumen des Bösen“ und der lyrischen Prosa in „Spleen von Paris“, Übersetzer von Edgar Allan Poe und Bewunderer von Eugène Delacroix ist ein wegweisendes Phänomen für die gesamte europäische Dichtung. Seine eigene Biographie bleibt jedoch ohne bedeutsame Wendungen und große Auftritte, die sich beobachten oder fotografisch fixieren und als Marksteine zu einem konventionellen Lebenslauf fügen ließen. Ausschlaggebend waren vielmehr persönliche Begegnungen von erschütternder Tiefe, die kongeniale Auseinandersetzung mit Werken der bildenden Kunst, der Literatur – und immer wieder das intensive Studieren des Mikrokosmos Paris. Es sind diese Momentaufnahmen, anhand derer Bernard Dieterle den Weg Baudelaires erkundet.“
 
Das, was der Deutsche Kunstverlag der anschaulichen Bild-Biographie des französischen Ausnahme-Lyrikers von Bernard Dieterle als zusammenfassenden erläuternden Kurztext mitgibt, ist Baudelaire, in knapper Summe auf den Punkt gebracht. Es beschreibt den eigenbrötlerischen Poeten recht genau. Bernard Dieterle hat für sein Buch über Baudelaire einen anderen Ansatz als andere Biographen gefunden – er zieht, ein geschickter Schachzug und glücklicher Umstand, eine Vielzahl aussagekräftiger Bilddokumente hinzu, um Baudelaires Welt zu illustrieren, sein Umfeld begreifbar zu machen und ihn selbst durch das unbestechliche Auge der Kamera zu betrachten. Denn weil er in das Zeitalter der frühen Photographie hineingeboren wurde, hat auch Charles Baudelaire sich wie einige seiner im Buch genannten und gezeigten berühmten Zeitgenossen, u.a. Théophile Gautier, Victor Hugo, Eugène Delacroix, Honoré de Balzac, Edgar Allan Poe und Gustave Courbet auf Daguerreotypien und Photographien portraitieren lassen. Bernard läßt den von Étienne Carjat und Felix Nadar vielfach abgelichteten Dichter in seinem melancholischen Wesen vor unseren Augen Gestalt annehmen. 1861/62 jedoch huscht ein ganz leises Lächeln über Baudelaires Züge, das sich 1863 wiederholt - Carjat hat es beide Male für die Ewigkeit gebannt.
Aber auch Gemälde seiner Freunde aus dieser Zeit des künstlerischen Umbruchs zeigen Baudelaire, so hat ihn Gustave Courbet 1848 und 1855 als interessante „Randfigur“ gemalt, jeweils in Lektüre vertieft, ein Mann, der sich wenig für den künstlerischen Betrieb um sich herum zu interessieren scheint. Noch 1844 erscheint Baudelaire auf einem Gemälde von Émile Deroy als selbstbewußter, leicht arroganter Dandy, kaum 20 Jahre später tritt er bei Édouard Manet als biederen Bürger in Gehrock und Zylinder im Kreise Gleichgesinnter beim Konzert in den Tuleriengärten auf. 
 
Bernard Dieterle umschließt die Porträts, Graphiken, Gemälde und die daguerrotypierten Darstellungen von Paris mit griffigen Beschreibungen von Werk und Lebensstationen Charles Baudelaires. Eine detaillierte Zeittafel zu Baudelaires Leben und Werk am Schluß des Bandes ist hilfreiches Werkzeug. Am 31. August 1867 ist Charles Baudelaire gestorben. Sein Grab liegt auf dem Pariser Cimetière Montparnasse.
Bernard Dieterles Baudelaire-Porträt bringt den Menschen und Dichter näher. Das höchst lesenswerte Buch besticht durch seine kompakte, uneitle Form. Unsere Anerkennung dafür ist unser Prädikat, der Musenkuß.
 
Bernard Dieterle – „Charles Baudelaire“
© 2016 Deutscher Kunstverlag, 96 Seiten, Hardcover mit 66 Schwarzweiß- und Duplex-Abbildungen, 21 x 28 cm  -  ISBN: 978-3-422-07374-6
22,- € (D)
 
Weitere Informationen:  www.deutscherkunstverlag.de