Besser als ein Krimi

Thomas Kriesche – „Büchermorde – Mordsbücher“

von Frank Becker

Wer liest, mordet nicht?
 
Am Weihnachtstag werden – zu Recht – wieder viele spannende Kriminalromane unter dem Baum liegen und manch ein Beschenkter wird sich nach dem festlichen Essen und der Bescherung für den Rest des Abends in seine Leseecke zurückziehen und schmökern. Bevor es aber soweit ist, möchte ich Ihnen unbedingt noch ein Buch besonders ans Leser-Herz legen, das Sie sich ganz noch schnell wünschen (oder selber kaufen) sollten: im Verlag Lambert Schneider (WBG) ist ein äußerst empfehlenswertes höchst unterhaltsames und zugleich unerhört spannender Band über das Genre Kriminalroman, seine historischen und literarischen Hintergründe, über etliche Kriminalfälle im Zusammenhang mit Büchern und über bekannte Krimi-Autoren erschienen: Thomas Kniesche „Büchermorde – Mordsbücher“. Es ist, wohlgemerkt, kein Krimi, aber ein tatsächlicher Kriminalroman könnte spannender nicht sein.

Thomas Kniesche verfügt als passionierter Leser über enormes Krimi-Wissen, was ihn in die Lage versetzt, kundig Fäden zwischen Autoren von E.A. Poe und Gustvae Flaubert über Agatha Christie und Gwen Bristow bis Donna Leon und Umberto Eco zu ziehen. „Die Liebe zum Buch und die Neigung zum Verbrechen gehen nur allzu oft eine unheilige Allianz ein. Da wundert es nicht, dass Bücher zur Mordwaffe werden, Bibliothekare Detektiv spielen und biedere Professoren für seltene Erstausgaben töten. Ein mörderischer Streifzug durch die Geschichte des Kriminalromans, kurzweilig, informativ und blutig!“ schreibt der Verlag dazu und weiter: „Wer liest mordet nicht? Irrtum! Unzählige Kriminalromane beweisen das Gegenteil.“ Nicht nur Romane stellt Thomas Kniesche vor, auch manch einen Blick in die Geschichte des wirklichen Verbrechens läßt er seine Leser tun, indem er u.a. die klassische Sammlung von Kriminalfällen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, den „Pitaval“ (nach François Gayot de Pitaval) und dessen Nachfolger, den „Neuen Pitaval“ über Kriminalfälle der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (hrsg. von Julius Eduard Hitzig) vorstellt. Die waren so ein Erfolg, daß mehrfach Neuauflagen, aber auch Fortsetzungen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts (u.a. hrsg. von Ernst Hoferichter, Gerhart Hermann Mostar und Robert Adolf Stemmle).

Kennen Sie die blutige Geschichte des Bibliomanen Don Vincente – oder die des kaum minder manischen Sammlers Johann Georg (Magister) Tinnius? Beide wurden ihrer Manie wegen zu Verbrechern, skrupellosen Mördern. Interessant, daß sich zwei deutsche Antiquariate ausgerechnet nach diesen beiden benannt haben. Was soll uns das erzählen? Aber zurück zum Buch. Wir begegnen in dem herrlichen Buch legendär gewordenen Detektiven wie Sherlock Holmes, William von Baskerville, Spenser, Guido Brunetti oder Bruder Cadfael und da es um Bücher geht, natürlich auch dem Privatdetektiv und Antiquar Georg Wilsberg, und wir machen kompakt, aber aufschlußreich die Bekanntschaft mit den bekanntesten Krimi-Autorinnen und –Autoren Amerikas und Europas. Man staunt, wie viele mörderische Romane sich um das Buch drehen.
 
Um Bücher und düstere Verbrechen also geht es – die, welche Sie als Roman in der Hand halten und solche, die im Roman zum Objekt der Begierde oder zum Schlüssel des Verbrechens werden. Tatorte sind Bibliotheken, Klöster, Universitäten, Buchläden und alle möglichen anderen Orte. Thomas Kniesches Buch „Büchermorde – Mordsbücher“ ist absolut kein Mordmotiv, auch wenn es ihm viele Autoren neiden werden. Es ist ein Kompendium, ein Cicerone durch die Kriminalliteratur, der so gelungen ist, daß er unsere Auszeichnung, dem „Musenkuß“ redlich verdient hat.
 
Thomas Kniesche – „Büchermorde – Mordsbücher“
© 2016 Lambert Schneider Darmstadt, 144 Seiten, gebunden, mit selbstverständlich blutroten Vignetten,12 x 19 cm, Fadenheftung, Lesebändchen, Bibliographie, Anmerkungen
ISBN: 9783650401601
16,95
 
Weitere Informationen:  www.wbg-verlage.de