Eine Hommage a Mastermind Bowie

„Let’s Rock“ - Ein Ballettabend von Richard Lowe

von Daniel Diekhans

Foto: Veranstalter

„Let’s Rock“
Ein Ballettabend von Richard Lowe
 
Das Detmolder Ballett zelebriert dicht und packend
die Musik von Mastermind Bowie
 
Inszenierung und Choreographie: Richard Lowe - Bühne: Manfred Kaderk - Kostüme: Tessa Veronika Janus - Video: Martin Kemner - Live-Musik: Ruslana Pavlovska
Mit dem Ballettensemble des Detmolder Landestheaters:
Marc Balló y Cateura, Karina Campos Sabas, Gisela de Paz Solvas, Gaëtan Chailly, Caroline Lusken, Jérôme Peytour, Charline Pinxteren-Dujardin, Keegan Raven May, Narcis Subatella Sanchez
 
David Bowie hat seine Songs und Bühnenshows mit faszinierend schillernden Alter Egos bevölkert: Major Tom, Ziggy Stardust, Thin White Duke und vielen mehr. Mit „Let’s Rock“ ehren Regisseur Richard Lowe und die Tänzer des Detmolder Landestheaters Bowie, den Meister der Vielschichtigkeit, der letztes Jahr kurz nach der Veröffentlichung seines Albums „Blackstar“ starb.
Am vergangenen Mittwoch ging die getanzte Hommage im Remscheider Teo Otto Theater über die Bühne. Der ausverkaufte Saal erlebte einen dichten, packenden Ballettabend zu den Songs der schillernden Pop-Ikone. Mit einem silbernen Glitzervorhang und einer seitlichen Scheinwerferbatterie sorgt Manfred Kaderk für Disco-Atmosphäre. Bewegliche Bühnenwände in Grau stehen dagegen für Bowies Jahre in West-Berlin, die ihn zum Songjuwel „Heroes“ inspirierten. Am Ende ging auch das Publikum begeistert im Rhythmus von „Dancing In The Street“ mit, dem musikalischen Gipfeltreffen von Bowie und Mick Jagger.
Noch einmal sieht man das Ensemble in den opulenten Kostümen von Tessa Veronika Janus. Es ist eine Parade schreiend bunter Outfits und ausgefallener Perücken, von Rüschenhemden, Glanzstoffen und Lackleder. Jeder einzelne Tänzer glänzt mit einer virtuosen Einlage, „friert“ dann aber ein, verharrt in seiner Position.


Foto: Veranstalter
 
Nur einer tanzt weiter bis zum donnernden Schlußapplaus – Solo-Tänzer Gaëtan Chailly. Richard Lowe hat ihm die Rolle des Masterminds Bowie auf den Leib geschrieben, der sich unter seine Alter Egos mischt oder sie aus der Distanz mit stillem Vergnügen betrachtet. Wenn Chailly alleine tanzt, probiert er selber Rollen aus. Als wolle er die Geschlechtergrenzen verwischen, changiert er zwischen „weiblich“ zarten und triumphierend „männlichen“ Gesten. Eine Rolle zieht sich aber durch das ganze Stück: Chailly spielt den ans Bett gefesselten Kranken, der sein Gesicht verzweifelt hinter einer Maske zu verbergen sucht. Zu Beginn müssen zwei Statisten sein Krankenbett von der Waagerechten in die Senkrechte heben. Dann erst kann er befreit tanzen.
Es ist nur eines der nachdrücklichen Bilder, die die Schwächen und die Zerrissenheit des realen David Bowie widerspiegeln. „Großer Rock und große Angst gehören zusammen“, soll der Musiker einmal gesagt haben. Großartig auf jeden Fall ist der Soundtrack von „Let’s Rock“. Der Bogen spannt sich von „Space Oddity“, aus dem die Tänzer mit entrückt langsamen Bewegungen einen „Space Dance“ machen, bis zum düsteren Schwanengesang in „Lazarus“.
Zu den epischen Klängen von Pink Floyd wirbeln die Tänzer weite Tücher. Rot leuchten ihre langen Ziggy-Stardust-Perücken und aus dem Wirbel tritt Chailly in einem neuen Kostüm hervor. „Metamorphosis“ (Verwandlung) heißen denn auch die Miniaturen von Philip Glass, mit dem Keyboarderin Ruslana Pavlovska die Tänzer auf der Bühne live begleitet.
Ein weiteres Element sind die Videoprojektionen von Manfred Kemner. Überlebensgroß zeigen sie den Star – aber auch die Gesichter der Tänzer, die den knapp zweistündigen Abend zu einem echten Vergnügen machten.
 
Weitere Informationen: www.landestheater-detmold.de