Aus den Kochtöpfen der Omayyaden, Abbasiden, Osmanen, Safawiden und Moghuln

Peter Heine – „Köstlicher Orient“

von Robert Sernatini

Zum Nachkochen geeignet
 
Wir alle haben uns, glaube ich, nach anfänglicher Zurückhaltung und vorsichtigem Probieren  längst daran gewöhnt, daß man in Deutschland heute sozusagen an jeder Ecke orientalische Küche genießen kann. Das ging so wie bei mir ganz bestimmt auch bei all den anderen, die nie in den Ländern zu Gast waren, deren Gerichte uns nun aufgetischt wurden, mit vielerlei angenehm prickelnden Überraschungen für Nase und Gaumen vor sich. Denn was arabische, osmanische, persische oder Moghul-Küche zu bieten haben, lebt von exotischen Gewürzen jenseits von Pfeffer und Curry, von ungewohnten Gemüsen, fremden Fetten und Nährmitteln. Döner und Falafel, Dolma und Biryani, Couscous, Hummus und viele andere mehr haben dank der willkommenen Einwanderer aus dem Vorderen Orient unsere Speisekarte bereichert. Allenthalben sind sie anzutreffen – mitunter kommt es mir vor, schon häufiger als Eisbein und Gulasch – und werden gerne auch von den deutschen „Eingeborenen“ genommen, die sich aus der Schnitzel-Hörigkeit haben befreien können. Das wird nicht zuletzt an der leichteren orientalischen Küche und an ihrem Einfallsreichtum sowie der freundlichen Gastlichkeit der Wirte liegen. Ich jedenfalls möchte auf „meinen Türken“, der ein Kurde ist und auf die gelegentliche Einkehr im arabischen und afghanischen Restaurant nicht mehr verzichten.
 
Der weitgereiste Islam-Wissenschaftler Peter Heine kennt, weil er „auch ein  leidenschaftlicher Esser ist“ natürlich die Eßkultur und Küche der Länder des Orients, über deren Kultur er forscht und schreibt, aus dem ff. - und die Menschen, die sie seit zahllosen Generationen (Heine umreißt einen Zeitraum von 1500 Jahren) traditionell und immer verfeinerter zubereiten. Mit seinem höchst unterhaltsamen Küchen-Cicerone „Köstlicher Orient“ lädt er zu einer kulinarischen Reise zu den Köstlichkeiten Nord- und Westafrikas, Arabiens, der osmanischen Welt und Afghanistans/Indiens ein. Peter Heine schlägt appetitliche Brücken, über die man sehr gerne geht.
Peter Heine erklärt, warum Muslime und Juden kein Schweinefleisch essen, einem Glas Rotwein aber durchaus nicht abgeneigt sind – ich kenne, notabene, nicht wenige Muslime, die auch einer Currywurst sehr positiv gegenüberstehen. Er erklärt auch Herkunft und Gebrauch von Gewürzen und Reis, schildert, was in den Kochtöpfen der Omayyaden, Abbasiden, Osmanen, Safawiden und Moghuln zubereitet wurde und warum Almosen zum guten Benehmen bei Tisch gehörten. Über 100 Rezepte – zum Nachkochen geeignet! – machen Appetit und lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Neben seinem ernormen Unterhaltungs- und Informationswert ist es auch ein haptisch und optisch besonders ansprechend gemachtes Buch, das seiner Köstlichkeit wegen unsere Auszeichnung erhält: den Musenkuß. Danke, Herr Heine!
 
Peter Heine – „Köstlicher Orient“
Eine Geschichte der Esskultur. Mit über 100 Rezepten
© 2016 Verlag Klaus Wagenbach, 240 Seiten, farbig bedrucktes Ganzleinen, 16 x 24 cm, Lesebändchen, zweifarbiger Druck mit Vignetten – Rezept- und Zutatenverzeichnis, Zeittafel, Quellenhinweise  -  ISBN 978-3-8031-3661-9
29,90 €
 
Weitere Informationen: www.wagenbach.de