Blickwechsel zwischen Malerei und Fotografie

Bilder von Nataly Hahn und Fotografien von Eberhard Vogler

Red.
Blickwechsel zwischen Malerei und Fotografie
 
Ausstellung: „Blickwechsel“
Mit Bildern von Nataly Hahn und Eberhard Vogler
 
bis Ende Juni 2017 in der Uni-Kneipe des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal
 
Während Eberhard Vogler für seine Fotografien vorwiegend Motive aus der Architektur wählt und den morbiden Charme von verwitterten Fenstern und Türen, sowie den Reiz von zerfallenem Mauerwerk „im Blick“ hat, geht es in den abstrakten Acrylwerken von Nataly Hahn um die Darstellung imaginärer Innen- und Außenwelten. Der „Blick“ ist hier auf die Durchdringung und die Verbindung dieser Welten gerichtet. Dafür verwendet sie gerne Sand, Spachtelmasse und Marmormehl.
Trotz der unterschiedlichen Kunstrichtungen und Herangehensweisen, gibt es hier viele Gemeinsamkeiten zu entdecken. Beide Künstler teilen die Faszination für Struktur, Material und eine gewisse Reduktion auf das Wesentliche.
Den Moment festzuhalten bzw. einen „JETZT“-Zustand aufzuzeigen ist beiden ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeiten.
 
Zu den Bildern von Nataly Hahn
 
Nataly Hahn zeigt abstrakte Acryl-Arbeiten zum Thema imaginäre Innen- und Außenwelten. Im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung stehen die Durchdringung des Raumes und die Durchlässigkeit des Inneren und Äußeren.
 
Zitat der Künstlerin:
„Das Innen und das Außen bedingen und bewirken sich gegenseitig und sollen so zu einem Ganzen auf der Leinwand materialisieren und erfahrbar werden.“
Aus diesem Grund verwendet sie oftmals Sand, Spachtelmasse und Marmormehl und schafft durch die Prozesse von Schichtung und Übermalung erst die Materialität und die Substanz, die aus ihrer Sicht eine Durchdringung des Ganzen erst ermöglicht und erfahrbar sein. Im Prozeß kommt es zu einer Verbindung von Farben, Flächen und Formen. Die Farbpalette der Künstlerin ist dabei ganz bewußt reduziert. Jede Farbe bekommt eine eigene Bedeutung und weist auf innere und äußere Aspekte hin.
Das zeigt sich z.B. in den Bildern im Gästeraum. Hier dominiert die Farbe Blau, die hier für Tiefe, für das Mentale, für die Sehnsucht, aber auch für den Moment der Freiheit steht. Mit dieser Farbe gelingt es den imaginären Raum zu überwinden und frei zu werden. Bezeichnend sind auch die Titel der Bilder, die „Frei ist das Blau“, Neue Blaue Wege“ oder „Blaue Träume“ lauten.
Auch in den Bilder mit dem Titel „kleinen Innen- und Außenwelten“ oder den „Kreisfragmenten“ weisen die Farben wie z.B. das Blau auf den mentalen und das Rot auf den emotionalen Anteil hin. Das Gelb steht für die Verbindung zwischen den Welten (und der Polaritäten).

 
Hier im Wupperstübchen ist die Farbwahl zwar erneut reduziert, doch fällt bei einigen Bildern der Schwarz-Weiß-Kontrast auf, den die Künstlerin hier als Ausdrucksmittel in die Darstellung einsetzt. Die  Auseinandersetzung der Durchdringung soll spürbar werden, einmal durch das Material (von Sand, Spachtelmasse u. Marmormehl) im Untergrund, aber auch durch die Farben. Schwarze, weiße und ockerfarbene Fragmente erscheinen im Raum, deuten auf etwas hin. Das Schwarz steht hier für die Materie, das Weiß für den Raum als Möglichkeit. Ocker oder Gelb sind ein verbindendes Element. Dabei ist es der Künstlerin wichtig, sich nicht starr festzulegen, was die Farbwahl, Fläche oder Form betrifft, sondern frei ihren Empfindungen nachgehen zu können. Das kann mal gestisch-expressiv, mal spielerisch oder einfach suchend-findend sein.
In der Ausstellung werden ca. 20 Werke von Nataly Hahn präsentiert, die uns eine kleine, aber feine Auswahl ihres Schaffens zeigen.

 
Zu den Bildern von Eberhard Vogler
 
Eberhard Vogler zeigt Fotografien, die er auf Reisen durch Griechenland und Spanien aufgenommen hat.
 
Fotos im Gästeraum: „Für die Ausstellung im Gästeraum habe ich Architekturaufnahmen zusammengestellt. Gezeigt werden 12 Farbfotografien im Format 30 x 45 cm, die ich 2015 auf der griechischen Insel Kos aufgenommen habe. Die zwölf von mir fotografierten Hotels, Tavernen und Wohnhäuser befinden sich in einem Schwebezustand. Sie stehen stellvertretend für ein ganzes Land, das sich zwischen Staatsbankrott und Rettung befindet. Einst belebte und beliebte Hotels und Tavernen wurden verlassen und werden gemieden. Hübsche und ansehnliche Gebäude, die zu ihren besten Zeiten der Stolz eines ganzen Ortes waren, werden zu einem Schandfleck für eine ganze Region. Gepflegte Gebäude verlieren ihren Glanz, verwahrlosen und werden ihrem Verfall ausgesetzt. Wo zu besseren Tagen noch viele Menschen „Arbeit und Brot" fanden, herrscht nun Arbeitslosigkeit.
An begonnenen Bauvorhaben wurde nicht weitergearbeitet. Sie wurden zu Ruinen und verschandeln die Landschaft. Was als neues Heim für ihre zukünftigen Bewohner gedacht war, verkommt zu einem Mahnmal.
Werden diese Gebäude fertiggestellt, wieder in Betrieb genommen oder endgültig aufgegeben und somit sich selbst und der Natur überlassen? Wer weiß das schon? Im Moment befinden sie sich in einem Zustand „dazwischen".“


Foto © Eberhard Vogler
 
Fotos im Wupperstübchen: „Für die Ausstellung im Wupperstübchen habe ich Detailaufnahmen zusammengestellt. Gezeigt werden 6 Farbfotografien im Format 30 x 45 cm, die ich 2013 auf der spanischen Insel Teneriffa aufgenommen habe.“
Der schöne Schein, der auf Hochglanz polierten Häuser, ist nicht die Welt von Eberhard Vogler. In seiner Ausstellung zeigt er mit seinen Fotografien vielmehr Gebäude, denen morbider Charme anhängt. Blätternde Farbe an Türen und Wänden üben auf ihn eine Faszination aus. Sein individueller Stil zeichnet sich durch die besondere Liebe zum Detail aus. Seine Motive sind wie durch eine Lupe fotografiert. Dadurch wirken sie wie abstrakte Formen, mal geometrisch exakt, mal wie Aquarellfarben, die ineinander verlaufen sind. Mit geschultem Blick fängt er Details ein, stellt so neue Strukturen und Muster her, die durch den gekonnten Einsatz von Licht und Perspektive in Szene gesetzt werden. Die blätternde Farbe bildet ein gegliedertes Muster, Schatten ergeben eine geometrische Struktur. Die aus dem konkreten Zusammenhang entnommenen unbearbeiteten Fotos werden so zu abstrakten Farbflächen. Die Farbpalette von Eberhard Vogler ist begrenzt. Die farbigen Bilder sind teilweise sogar monochrom oder enthalten neben schwarz und weiß nur eine Farbe. Was einst schön, berühmt und glänzend war, vergeht. Der Betrachter spürt, alle diese Motive haben eine Geschichte, die sie erzählen können. Welche, das mag sich jeder selber denken.
 
Zitat des Künstlers: „Das Fotografieren ist für mich eine große Leidenschaft. Ich bin ständig auf der Suche nach neuen Motiven. Die Fotografie eröffnet mir die Möglichkeit, etwas in einem anderen Licht erscheinen zu lassen: ich entdecke ein Motiv, wähle dann einen Ausschnitt und erschaffe so ein neues Bild. Ich komponiere meine Bildausschnitte während der Aufnahme, eine Ausschnittveränderung am PC findet nicht statt.“