...und alle schießen. Und schießen. Und schießen.

„Free Fire“ von Ben Wheatley

von Renate Wagner

Free Fire
(GB 2017)

Regie: Ben Wheatley
Mit: Brie Larson, Cillian Murphy, Armie Hammer, Babou Ceesay, Sam Riley, Enzo Cilenti, Jack Reynor, Sharlto Copley, Noah Taylor u.a.
 
Es sind die Briten, die Filme auf die Leinwand knallen, die mehr oder minder Nonsens sind, aber verführerisch genug verpackt – „Trainspotting“ ist ein typisches Beispiel dafür. Charakteristischerweise werden alle Drehbuchvorgaben, die etwa bei den Amerikanern schwer klischiert walten, unterwandert. So auch in „Free Fire“ von Regisseur Ben Wheatley, wo Gangster sich nicht wie Gangster, sondern wie dumme Buben benehmen.
 
Zuerst wirkt alles einigermaßen professionell: Justine („Oscar“-Preisträgerin Brie Larson versucht, sich cool zu geben, lernt aber bald das Fürchten) ist offenbar Agentin, die einen Deal vermittelt. Zwei IRA-Iren, Chris (Cillian Murphy) und Frank (Michael Smiley), wollen in Boston Waffen kaufen (wir sind in den siebziger Jahren, heute sind ja alle – hoffentlich – brav). Vernon (Sharlto Copley) und Martin (der farbige Babou Ceesay) sind die Händler, Ord (Armie Hammer) ist auch dabei, und es gibt eine Menge Schießzeug in der Halle.
Und unsere IRA-Jungs haben noch Bernie (Enzo Cilenti) und Stevo (Sam Riley) im Hintergrund – das ergibt langsam eine ganz schöne Mannschaft. Eine Tasche mit Geld ist auch dabei – nun sollte man doch meinen, die Kerle probieren die Waffen aus, zahlen und verdrücken sich schnellstmöglich. Da wäre professionell. Aber, Pech, da sind dann noch Gordon (Noah Taylor) und Harry (Jack Reynor) – ehrlich, jetzt wird es für den Zuschauer langsam unübersichtlich, die schweren Jungs auseinander zu halten.
Noch dazu, wenn plötzlich irgendwelche von ihnen auf einander los gehen, weil sie noch eine Rechnung offen haben – und dann alle schießen. Und schießen. Und schießen. Mit geringen Feuerpausen. Da überlegt sich eine Agentin, ob sie wohl – sie ist schließlich eine Frau – da noch unbeschädigt heraus kommt. Die anderen schreien, fluchen (im Original gibt es keinen Satz ohne „Fuck“), stöhnen, denn irgendwelche Wunden bekommt jeder ab. Was ihnen auch gotteslästerliches Lachen entlockt, denn man hat den Eindruck, diese späten Buben finden das alles mehr lustig als lebensbedrohend…
 
Aufwendig ist der Film nicht, außer der riesigen Lagerhalle gibt es faktisch keinen Schauplatz. Das Geballere allerdings wollte als solches choreographiert sein und punktgenau mit Pointen versetzt. (Täte ihm leid, daß sein Freund jetzt tot sei, meint einer der Schießwütigen. Worauf der vermeintlich Tote den Kopf hebt und krächzt: „Noch nicht!“)
Keine Frage, solche Filme sind nicht für jedermann. Aber wer den schrägen Humor dafür besitzt, der wird eineinhalb Stunden lang vergnügt beim filmisch wirklich gekonnten Dauer-Schießen zusehen.
 
 
 
Renate Wagner