Das Leloir Projekt

„Sarah Vaughan & Clifford Brown“ + „Helen Merrill with Clifford Brown“

von Frank Becker

Cover-Foto © Jean-Pierre Leloir
Lullaby of Birdland
 
Sarah Vaughan & Clifford Brown - Ein geniales Duo
 
Frankreichs legendärer Jazz-Fotograf Jean Pierre Leloir wird, wie von uns ja schon hinlänglich berichtet, vom Label Jazz Images mit einer einzigartigen CD/LP-Kollektion von 100 klassischen Jazz-Alben des Mainstream gewürdigt. Die limitierte Auswahl der teils bahnbrechenden Alben aus den 1950er und 60er Jahre ist erlesen und würdigt nicht nur einige der größten Jazz-Musiker des 20. Jahrhunderts und ihre zeitlosen Plattenaufnahmen, sie stellt zugleich über die Titelfotos der Alben und jeweils ein Foto im Inneren des Digipack bzw. des Klapp-Cover der LP Jean Pierre Leloir vor, der die Musiker über Jahrzehnte mit der Kamera begleitet hat.
 
Jazz-Lady und Blues-Ikone Sarah Vaughan (1924-1990) hat mit nahezu allen Größen des US-Jazz, Solisten wie Orchestern, Plattenaufnahmen gemacht, hier 1954 mit dem lyrischen Trompeter Clifford Brown und einer All-Star-Besetzung unter Leitung von Ernie Wilkins.
Das unvergleichlich spröde Vibrato von Sarah Vaughans Stimme zwischen Mezzo und Alt geht schon beim Opener, Kurt Weills „September Song“ unter die Haut – und es bleibt nicht der einzige genußreiche Titel dieses herrlich Albums mit neun (+1) überwiegend bekannten Standards – denken wir nur an „Lullaby of Birdland“, „April in Paris“, oder „Embraceable You“, für die der Tenorsaxophonist Ernie Wilkins, der bei cen Aufnahmen den Platz am Saxophon Paul Quinichette überlassen hat, die Arrangements geschrieben hat.
Bei den mehr als 50 Jahre alten Studio-Aufnahmen, die in hervorragender Qualität auf 180 Gramm Vinyl gepreßt wurden, zeigt die großartige Sängerin ihr ganzes künstlerisches Spektrum von Blues, Ballade, Bebop und Scat.
Völlig unnötig übrigens, den authentischen Eindruck der Original-LP mit einem „Bonus“-Titel zu verwässern, so schön auch die 1956er Einspielung des „September Song“ sein mag. Die Platte sollte schon wegen des unnachahmlichen Schmelzes ihrer Stimme in keiner Platten-Sammlung fehlen. Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Sarah Vaughan & Clifford Brown
© Jazz Images 2016 / 1954 EmArcy
Sarah Vaughan (voc) – Clifford Brown (tp) - Herbie Mann (fl) - Paul Quinichette (ts) - Jimmy Jones (p) - Roy Haynes (dr) – Joe Benjamin (b) – Ernie Wilkins (arr, cond)
 
A-Seite:
1. September Song (Kurt Weill-Maxwell Anderson) 5:46 – 2. Lullaby Of Birdland (George Shearing-George David Weiss) 4:00 – 3. I’m Glad There Is You (Jimmy Dorsey-Paul Mertz) 5:10 – 4. You’re Not The Kind (Will Hudson-Irving Mills) 4:43 – 5. Jim (Caesar Petrillo-Vincent Rose-Nelson Shawn) 5:51
B-Seite:
1. He’s My Guy (Don Raye-Gene Depaul) 4:12 - 2. April In Paris (E. Y. “Yip” Harburg-Vernon Duke) 6:21 - 3. It’s Crazy (Dorothy Fields-Richard Rodgers) 4:57 - 4. Embraceable You (George & Ira Gershwin) 4:50 - 5. September Song [Orchestral Version] (Kurt Weill-Maxwell Anderson) 3:06


Da möchte ich gleich ein weiteres Album aus der Leloir-Serie von Jazz Images mit einer der großen Jazz-Sängerinnen der 1950er und wiederum Clifford Brown (Trompete) anschließen lassen: „Helen Merrill with Clifford Brown“. Bewährt ebenfalls dabei Jimmy Jones am Klavier.
Helen Merrill pflegt die lyrischere, rhapsodische Seite des gesungenen Jazz. Bei ihr  trägt sicher auch die Begleitung durch den Lyriker Clifford Brown sowie den sensiblen Gitarristen Barry Galbraith zum gefühlvoll „verhängten“ Sound bei. Milt Hinton am Kontrabaß tut das seine dazu. Ein charaktervolles, spritziges Lineup, wie man sieht: Helen Merrill stehen neben den Genannten außerdem Danny Bank (Flöte), Oscar Pettiford (Kontrabaß), Osie Johnson und Bobby Donaldson/Osie Johnson (Schlagzeug) zur Seite. Als Arrangeur und Dirigent machte sich bei den Aufnahmen 1954 der einzigartige Quincy Jones verdient.
Wenn auch aus dem selben Aufnahmejahr (1954 EmArcy) und mit zum Teil gleicher hochkarätiger Begleitung, kann Helen Merrill kaum den Rang der Kollegin Sarah Vaughan erreichen und bleibt in deren Schatten. Immerhin ein interessanter Vergleich. Und auch hier wieder ein unnötiger „Bonus“ (Dearly Beloved) aus dem Jahr 1957.

„Helen Merrill with Clifford Brown“
© Jazz Images 2016 / 1954 EmArcy

Helen Merrill (voc) - Clifford Brown (tp) - Danny Bank (fl) - Jimmy Jones (p) - Barry Galbraith (g) - Milt Hinton / Oscar Pettiford (b) - Osie Johnson / Bobby Donaldson (dr)

A-Seite:
1. Don't Explain - 2. You'd Be So Nice To Come Home To - 3. What's New - 4. Falling In Love With Love
B-Seite
5. Yesterdays - 6. Born To Be Blue - 7. 'S Wonderful - 8. Dearly Beloved
 

Weitere Informationen:  www.jazzimagesrecords.com  -  www.in-akustik.com