Es wird dauernd gekämpft - und genervt und gelangweilt

„King Arthur: Legend Of The Sword“ von Guy Ritchie

von Renate Wagner

King Arthur: Legend Of The Sword
(USA 2016)

Regie: Guy Ritchie
Mit: Charlie Hunnam, Jude Law, Eric Bana, Àstrid Bergès-Frisbey,
Djimon Hounsou, Tom Wu u.a.
 
Natürlich gibt es „ewige“ Geschichten, die immer und immer wieder erzählt werden können, und die Legende um König Artus ist zweifellos ein solcher Mythos. Man sollte ihn nur gut erzählen, und daran ist Regisseur Guy Ritchie (dem der „Sherlock Holmes“ doch eigentlich sehr passabel geraten ist) nun tatsächlich gescheitert. Wäre er ein Theaterregisseur, würde man sagen, er hätte sein Thema mit Regietheatermätzchen versaut. Im Kino – wo man außerdem ein Millionenpublikum in aller Welt anvisiert – kommt so etwas seltener vor. (Oder nur bei Regisseuren, die – wie etwa Terrence Malick – stolz das Banner vor sich tragen: „Ich mache unverständliche Filme!“)
 
Was tut nun Ritchie gestrichene zwei Stunden lang? Er erzählt eine unendlich wirre, aber dabei einförmige, von zahlreichen Rückblenden zerhackte Geschichte, deren Dialoge gewissermaßen absichtsvoll künstlich wirken. Außerdem History als Fantasy, optisch übrigens meist in Zwielicht getaucht (und 3D-Brillen machen das Kinoerlebnis bekanntlich noch dunkler und in der Folge ermüdender).
Meist wird gekämpft, ohne daß man genau wüßte, wer mit wem warum gerade. Gleich zu Beginn tauchen Elefanten auf, die so riesig sind, daß es sie höchstens in Comics gibt. Wir haben, so einigermaßen erkennbar, als Angegriffenen den König Uther Pendragon (Eric Bana) vor uns, der seine Frau durch ein Monster verliert, das ihr einen Speer in den Leib schleudert, was ihren kleinen Sohn lebenslang in seine Träume verfolgen wird. Bevor sich der König in einen Stein verwandelt, in den er sein Schwert Excalibur steckt (nicht genau fragen, wie das alles geht – alles verläuft so schnell und laut, daß man ohnedies nicht mitdenken kann), legt er Söhnchen Klein-Arthur in ein Boot. Als der Junge aufwacht und wie Moses im Schilfkorb von drei netten Nutten gefunden wird, ist er offenbar in London. Wird adoptiert und wächst als Straßenjunge auf, der an Kampfeskünsten lernt, was man zum Überleben braucht.
Es gibt keinen Merlin, es gibt nur den bösen Gegner: Jude Law, neben Eric Bana der einzig bekannte Schauspieler in dem Film, spielt König Vortigern, der immerhin bösen, schlangenartigen Geistern im See zwei Frauen (einmal die Gattin, einmal die Tochter) eigenhändig opfert, um seinen Sieg zu sichern. Im übrigen fällt es Law nicht schwer, einen zynischen, sadistischen Machtmenschen hinzustellen – die einzige darstellerische Leistung des Films, die irgendwie greift.
 
Jung-Arthur, der Knabe, ist herangewachsen, und der Film ist politisch korrekt – bei einem Asiaten mit dem schlichten Namen George (Tom Wu) lernt er Kampfkünste, und als er dann, er wundert sich selbst, das berühmte Schwert Excalibur aus dem Stein zieht, ist es ein Schwarzer (Djimon Hounsou als Sir Bedivere), der ihn mit einer Handvoll Getreuer vor sich hertreibt, um aus dem widerstrebenden Jungen einen König zu machen.
Der Brite Charlie Hunnam, eines der vielen bedeutungslosen Gesichter, das im heutigen Kino in Hauptrollen eingesetzt wird, weil sich anscheinend weder echte Schauspieler noch echte Persönlichkeiten finden, ist mit seinem Realalter (zweite Hälfte 30) ein bißchen sehr reif für den jungen Mann und entsprechend unglaubwürdig. Es gibt übrigens gar keine Romanze für ihn – die einzige Dame, die auftaucht, ist eine geheimnisvolle Magierin (Merlin-Ersatz?) in Gestalt der großäugigen Àstrid Bergès-Frisbey (spanisch-französische Mischung), die ein bißchen aussieht wie Liv Tyler, die früher wahrscheinlich so eine Rolle gespielt hätte. Sie rollt die Augen und setzt kämpfende Geier oder einstürzende Bauten in Gang…
 
Nach und nach – es wird dauernd gekämpft, Arthur ist nicht sehr heldenhaft, einmal liegt sein Kopf schon auf dem Block, um abgehackt zu werden – wächst der potentielle König in seine Rolle, und wenn sich der Film, fortwährend unübersichtlich zwischen Kampf, Fantasy-Geschöpfen und den Alpträumen unseres Nicht-gerade-Helden dem Ende zuneigt, ja, da wird dann der runde Tisch gezimmert und die Getreuen erweisen sich als die Gralsritter. Und Arthur als König.
Da ist man von ihm und dem ganzen Geschehen aber schon so genervt und gelangweilt, daß einem das auch schon herzlich wurscht ist…
 
 
Renate Wagner