Für Fans und Liebhaber feiner Schauspielkunst

„Song to Song“ von Terrence Malick

von Renate Wagner

Song to Song
(USA 2016)

Regie: Terrence Malick
Mit: Michael Fassbender, Ryan Gosling, Rooney Mara, Natalie Portman, Cate Blanchett u.a.
 
Wer je irrtümlich in einen Film von Terrence Malick geraten ist und nichts damit anfangen konnte, wird nicht wiederkommen. Also kann man davon ausgehen, daß nur Eingeweihte und Anhänger des Regisseurs sich seine seltsamen, aber in ihrer Rätselhaftigkeit durchaus reizvollen Werke „antun“. Wobei „Song to Song“ ein wenig mit Etikettenfälschung arbeitet, da auch Pressetexte den Eindruck erwecken, der Regisseur begäbe sich damit in die Welt der Pop-Musik. Diese spielt aber nur am Rande unerheblich mit: Tatsächlich handelt es sich um eine vertrackte Liebesgeschichte.
 
Im Mittelpunkt steht Rooney Mara (die in der US-Verfilmung von Stieg Larssons berühmtem Krimi die Lisbeth Salander verkörperte) als junge Musikerin Faye, die bereit ist, ihre Karriere mit einer von ihr ohne innere Anteilnahme betriebenen Beziehung zu dem Plattenboß Cook zu fördern. Kaum eine Schauspielerin je hat es geschafft, optisch dermaßen Audrey Hepburn zu gleichen, auch ihre Grazilität, ihren zerbrechlichen Charme mitzubringen (ganz abgesehen von den optischen Zitaten). Sie soll als Zaubergeschöpf durch den Film schreiten, und sie tut es.
Nicht der bis in die Fingerspitzen coole Plattenboß von Michael Fassbender ist die eigentliche männliche Hauptfigur, sondern der unangepaßte Musiker mit dem passenden Kürzel-Namen „BV“, der Ryan Gosling direkt auf den Leib geschneidert ist. Wenn er am Ende die ganze leere Glitzerwelt hinter sich läßt, zu seiner Familie zurückkehrt und Bauer wird, macht er das voll und ganz glaubhaft.
 
Diese Dreiecksgeschichte wird jetzt nicht in Form eines spannenden Psychodramas erzählt, sondern in Malicks eigentümlichen, diffusen Stil, der konventionelle Drehungen und Wendungen durchaus nicht verschmäht. (Wie hoch die Reputation des Regisseurs ist, zeigt sich daran, daß Stars wie Natalie Portman und Cate Blanchett gänzlich unwesentliche Nebenrollen übernehmen, teurer weiblicher Aufputz, der nicht wirklich zur Geltung kommt.)
Im Grunde geht es nicht um echte Gefühle, sondern um Mißverständnisse und Einsamkeit, in einer glatten Medien-, Pseudokunst- und Konsumwelt, wie sie hier in das Ambiente von Austin, Texas (mit Ausflug nach Mexico) hingepinselt wird, ohne daß man irgendetwas daran real festmachen könnte (nur eine echte Musikerin, Patti Smith, darf gelegentlich auftauchen – vermutlich sehr autobiographisch. Fans des Milieus werden sich da auskennen).
 
Man weiß, daß Malick auch den Darstellern nichts Definitives über sein Drehbuch erzählt und sie vielfach improvisieren läßt… das gibt dem Ganzen dann seine diffuse Atmosphäre, immer wieder von Erzählerstimmen überlagert. Strikt für Fans, aber auch für die Liebhaber feiner Schauspielkunst. Das zentrale Trio ist superb.
 
 
Renate Wagner