There Will Never Be Another You

Chet Baker – „Born to be blue“ – The Music of his Life

von Frank Becker

The Thrill Is Gone
 
Born to be blue“ ist ein ziemlich zutreffender Titel für ein Album zu Leben und Werk des unerreichten Jazztrompeters Chet Baker, dessen Leben, Werden und Ende von höchster Dramatik waren. Baker, eine Galionsfigur des Jazz, unerreicht an Trompete und Flügelhorn und von berührender Zerbrechlichkeit, hat dem Jazz und einigen Standards seinen eigenen Stempel aufgedrückt.
Es gibt kaum ein Stück, das Chet Baker häufiger und seelenvoller interpretiert hat als das 1937 von Richard Rodgers komponierte „My Funny Valentine“. In Bakers sprühendem Kielwasser haben ungezählte Jazzmusiker versucht, sich der legendären ersten Aufnahme Bakers mit Gerry Mulligan aus dem Jahr 1952 zu nähern, viele haben sie annähernd erreicht, doch niemand hat sie je übertroffen. Aus den ungezählten von Chet Baker eingespielten Versionen hat das Label Jazz Classics für das Album „Born To Be Blue – The Music of his Life“ ausgerechnet zwei ausgewählt, die ausgerechnet nicht zu den besten zählen: eine aus dem Jahr 1954, die Chet Baker rein vokal zwar als zärtlich-spröden Sänger vorstellt und eine weitere aus dem Jahr 1959, die in großer italienischer Orchestration schwelgt und einen butterweichen Sänger, aber nur marginalen Trompeter Baker vorstellt. Interessant, gewiß, aber weitab von Chet Bakers wirklich genialen Interpretationen.
 
Es folgt eine bunte Kette aus internationalen Produktionen der Jahre 1954-62 zusammengestellter Titel, deren Auswahl sich an die 2016 in die Kinos gekommene Filmbiographie „Born To Be Blue“ und ihren Soundtrack anlehnt. Aufnahmen aus Los Angeles und New York sowie von seinen eher als Flucht denn als Erweiterung seines Horizonts angetretenen Europa-Tourneen mit Aufenthalten in Paris, Mailand und Rom mischen sich mit Fremdeinspielungen anderer Stars. Helen Merrill und Clifford Brown (tp) z.B. singen und spielen 1954 unter Quincy Jones den Titelsong „Born to be blue“ ebenso wie 1960 Nancy Wilson und George Shearing (p). Das Charles Mingus Sextett steuert dessen „Hawiian Fight Song“ mit Mingus´ genialem Kontrabaß-Solo bei und Odetta + Buck Clayton (tp) den Chicago Blues „Go Down Sunshine“ (1962). Wir feiern ein Wiederhören mit dem Chet Baker Quartet von 1954 mit Russ Freman (p), Carson Smith (b) und Bob Neel (dr) und dem europäisch besetzten Chet Baker Sextet mit Bobby Jaspar (ts, fl), René Thomas (g), Amadeo Tommasi (p), Benoit Quersin (b) und Daniel Humair (dr). Ein Booklet mit einigen brillanten historischen Fotos begleitet die fast 80 Minuten historischer Jazz-Aufnahmen.
 
 
Chet Baker – „Born to be blue“ – The Music of his Life (CD)
© 2017 American Jazz Classics
Chet Baker (tp, flh) - Helen Merrill (voc) - Clifford Brown (tp) – Danny Bank (fl) – Jimmy Jones (p) – Barry Galbraith (g) – Milt Hinton (b) – Osie Johnson (dr) - Quincy Jones (arr, ld) - Nancy Wilson (voc) - George Shearing (p) - Charles Mingus (b) – Jimmy Knepper (tb) – Curtis Porter (as) – Wade Legge (p) – Donnie Richmond (dr) - Odetta (voc) - Buck Clayton (tp) - Russ Freman (p) - Carson Smith (b) - Bob Neel (dr) - Bobby Jaspar (ts, fl) - René Thomas (g) - Amadeo Tommasi (p) - Benoit Quersin (b) - Daniel Humair (dr) – Mario Pezzotta (tb) – Glauco Masetti (as) – Gianni Basso (ts) – Fausto Papetti (bs) – Giulio Libani (p) – Franco Cerry (b) – Gene Victory (dr) u.v.a.m.
 
1. My Funny Valentine - 2. Over The Rainbow - 3. Let`s Get Lost - 4. I`ve Never Been In Love Before - 5. There Will Never Be Another You - 6. Go Down Sunshine [Performed By Odetta] - 7. The Thrill Is Gone - 8. Everything Happens To Me - 9. There`s A Small Hotel - 10. Born To Be Blue [Performed By Nancy Wilson With George Shearing] - 11. Ballata In Forma Di Blues - 12. Someone To Watch Over Me - 13. Haitian Fight Song [Performed By The Charles Mingus Sextet] - 14. Deep In A Dream - 15. Grey December - 16. My Funny Valentine - 17. Born To Be Blue
Gesamtzeit:  1:17:27
 
Weitere Informationen:  www.in-akustik.com