Revolutionär und Malerfürst

Museum Kunstpalast würdigt das Malergenie Andreas Achenbach

von Andreas Rehnolt

Heinrich von Angeli, Porträt Andreas Achenbach 1887

Revolutionär und Malerfürst
 
Museum Kunstpalast würdigt
das Malergenie Andreas Achenbach
mit einer großen Ausstellung
 
Von Andreas Rehnolt
 
In Petersburg empfing Andreas Achenbach als Kind von drei Jahren an einer Mädchenschule den ersten Unterricht im Zeichnen. Im Alter von sechs Jahren, so erklärte der Zeichenlehrer, habe Andreas ausgelernt und der Vater sagte, Andreas könnte alles“. So der Sammler von Kunstwerken Achenbachs, Wolfgang Pfeiffer am Donnerstag in Düsseldorf, wo im Museum Kunstpalast die Ausstellung „Andreas Achenbach - Revolutionär und Malerfürst“ gezeigt wird. Die bis zum 1. Oktober angesetzte Schau präsentiert nach den Worten von Kuratorin Bettina Baumgärtel insgesamt 130 Exponate aus der wohl bedeutendsten Sammlung über das Werk des Malers, Grafikers und Karikaturisten. Zu sehen sind 20 teils großformatige Ölbilder, 30 Zeichnungen, 60 Druckgrafiken und Karikaturen sowie diverse Briefe, Dokumente und Skizzenbücher.

Der Künstler Andreas Achenbach (1815-1910) gilt als einer der bedeutendsten Protagonisten der Düsseldorfer Malerschule und war laut Museumsdirektor Beat Wismer „vielleicht der wichtigste deutsche Maler des 19. Jahrhunderts.“ Achenbachs Leben und Werk umspannt, so Baumgärtel „eine ganze Epoche zwischen Spätromantik und Naturalismus.“ Der hochbegabte Künstler galt schon früh in ganz Europa als Leitfigur einer neuen Landschaftsmalerei.
Das Spektrum der Bilder reicht von meditativen Stimmungslandschaften bis hin zu dramatischen Seestürmen, die Achenbachs Ruhm als Marinemaler begründeten. Einfach herrlich das riesige Ölgemälde mit dem Titel „Einschiffung bei Sturm“ aus dem Jahre 1871 oder das Bild „Große Marine mit Leuchtturm“, das er 1836 als Zwanzigjähriger fertigstellte.


Andreas Achenbach, Küstenlandschaft 1837


Am Horizont sieht man ein kleines Schiff, auf dem Feuer ausgebrochen ist. „Ein Beispiel dafür, daß Achenbach auch in seinen Bildern seine freiheitsliebende Haltung zum Ausdruck brachte. Er malte das Bild quasi als Vorbote der nahen Märzrevolution 1848“, so die Kuratorin. Achenbach hat sich nach Angaben von Baumgärtel „nie vereinnahmen lassen“ und war immer auch rebellisch.
Zeitgenossen des Künstlers seien sich in der Einschätzung einig gewesen, daß der Maler „großes Talent hatte, aber sich nicht benehmen konnte“, so Baumgärtel schmunzelnd beim Gang durch die äußerst sehenswerte Ausstellung. Bei den zahlreichen Seestücken in der Schau hat man als Betrachter häufig das Gefühl, man würde das Schäumen und Toben des Meeres förmlich aus der Leinwand heraus hören. Wunderbar auch die kleinen Druckgrafiken oder Bleistiftzeichnungen mit Hafenlandschaften, Booten im Nebel oder Uferszenen im Abendlicht.
Trotz seines Ruhms bewahrte sich der Künstler nach den Worten von Pfeiffer zeitlebens seine Unabhängigkeit und freiheitliche Gesinnung. Dafür stehen in der Düsseldorfer Schau auch die zahlreichen oft bitterbösen, satirischen Karikaturen, mit denen er sich während der 1848er Revolution gegen den preußischen Obrigkeitsstaat und dessen „schlechte Kulturpolitik“ wandte. Diese Arbeiten Achenbachs sind mit den gesellschaftskritischen Werken des großen französischen Zeichners und Karikaturisten Honoré Daumier (1808-1879) zu vergleichen.
1823 kam Achenbach mit seinen Eltern von St. Peterburg nach Düsseldorf. Dort ging er bereits mit zwölf Jahren in die damals wie heute renommierte Kunstakademie. Und er blieb dieser Stadt - von kurzen Ausflügen nach München und Frankfurt abgesehen - treu. Achenbach starb 1910 in seinem 95. Lebensjahr. „Die Beisetzung glich einem Staatsbegräbnis“, so Baumgärtel.


Andreas Achenbach, Große Marine mit Leuchtturm

Noch zu seinem 90. Geburtstag hatte der hochgeehrte und angesehene Andreas Achenbach die vom Kaiser angebotene Erhebung in den Adelsstand abgelehnt. Die Ausstellung im Museum Kunstpalast gibt Gelegenheit, dieses große Malergenie des 19. Jahrhunderts neu zu entdecken.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet.
Kontakt: Museum Kunstpalast - Ehrenhof 4-5 - 40479 Düsseldorf - Tel: 0211 - 56642100
Internet: www.smkp.de