Klingers Tierleben

Joachim Klinger – „Was wären wir ohne Tiere?“

von Frank Becker

Klingers Tierleben
 
Das Wildschwein wohnt im Waldesgrund.
Wo - wird hier nicht verraten.
Das Hausschwein, rosig-kugelrund,
das endet meist als Braten.
 
Joachim Klinger hat es wieder getan. Zum Glück, denn seine so klugen wie launigen Verse, wie wir sie aus „Pegasus und Flügelschwein“, „Wadenkrampf bei Waterloo“, „In Hafenkneipen trifft sich gern…“, „Morgensterns Kater…“, „Palmströms Taschentuch…“ oder zuletzt 2012 „Kleinod oder Kultklamotte…“, (um nur ein paar seines umfangreichen Œuvres zu nennen) haben wir schon schmerzlich vermißt. Jetzt aber liegt, wie bewährt beim Grupello Verlag erschienen, seine jüngste Sammlung vor: „Was wären wir ohne Tiere?“

Die Frage ist nur allzu berechtigt, wissen wir doch alle, daß Tiere vermutlich ja doch die besseren Menschen sind. Also sollten wir uns an sie halten. Von A wie Affe bis Z wie Zebra stellt Joachim Klinger in Wort und Karikatur 33 Vertreter der Tier- und Phantasiewelt vor, mitunter durchaus menschlich, ergänzt durch 16 Kurzfassungen für Eilige. Er widmet sein Bändchen allen Tierliebhabern, mit der Betonung aus „vor allem Kinder(n)“. Womit er die Innigkeit ehrt, mit der Kinder Tiere annehmen und lieben können. Da zeigt sich dann auch die Vielschichtigkeit seiner Texte: Was das Kind erheitert und belehrt, genügt mit Hintersinn auch dem Verstand des humorbegabten Erwachsenen.
Wir begegnen der sagenumwobenen Dronte, dem Nilpferd, der Mücke und der Schleiereule, treffen auch wieder Ringelnatzens Pinguin, Morgensterns Perlhuhn – und freuen uns an der häuslichen Schnecke, die trefflich auch von Klingers lyrischen Ahnen Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz bedichtet worden ist. Joachim Klinger setzt angemessen (s)eins drauf. Sie möchten wissen, wie mir Klingers Tier-Gedichte gefallen? Bitte sehr:
 
Ich hab das Nasobem gefragt
als es mit mir das Nachtmahl nahm,
was es von diesen Versen hielte.
Es hielt kurz inne, kaute, bis die Antwort kam:
„Mein Meister hat voll Lob gesagt
(ich stellte jene Frage ihm, gleich nach dem Lesen ohne Zagen),
daß lang er schon mit dem Gedanken spielte,
das Du Herrn Klinger anzutragen.“
 
Was muß ich mehr sagen, als lediglich zu fragen: Was wären wir ohne Joachim Klinger?
 
Joachim Klinger – „Was wären wir ohne Tiere?“
Gedichte - Mit 70 Zeichnungen des Autors
© 2017 Grupello Verlag, 79 Seiten, Klappenbroschur, 13 x 21 cm
ISBN 978-3-89978-291-2
12,90 Euro
Weitere Informationen:  www.grupello.de