Der automobile Winter - Alltag und Ferienreisen im Schnee

Alexander F. Storz – „Zwei Spuren im Schnee“

von Frank Becker

Titel: Opel Rekord A 1964
Der automobile Winter
 
Alltag und Ferienreisen im Schnee
 
Zu den Winterferien geht es noch heute bevorzugt in die Alpen. Die alljährlichen Karawanen und Endlos-Staus auf den bayerischen Autobahnen in Richtung Süden (die ich mir jedes Mal vergnügt vom Fernsehsessel aus anschaue, anstatt drin zu stehen) sind der Beleg. Doch auch schon in den 50ern und 60ern tuckerte, wer es sich leisten konnte – die meisten fuhren in überfüllten Sonderzügen -, per Opel oder VW Käfer, mit Borgward, Porsche und Leukoplastbomber, die Skier aufs Dach geschnallt, ab in die Berge, um mit Juchhei die Hänge hinunterzusausen. Wer´s mag…Natürlich gehörte schon ein gewisser Wohlstand dazu, denn billig war der Spaß noch nie, vor allem in den mondäneren Wintersportorten. Alexander F. Storz hat nun auch diese Saison in den Blick genommen und nimmt uns nach seinem heiteren Blick auf die Sommerferien in dem Buch „Pack die Badehose ein“ nun passend zur Jahreszeit auf eine bilderreiche Zeitreise in die automobile Winter-Vergangenheit mit: „Zwei Spuren im Schnee“. Den etwas Älteren unter unseren Lesern klingen da sicher die Ohren, weil sie sogleich in Gedanken den unsterblichen Schlager von Vico Torriani trällern.
 
Wer es zu weit zu den Alpen gehabt hätte, blieb natürlich zu Hause und hatte auch in den Mittelgebirgen, im Sauerland, im Schwarzwald, im Taunus, im Harz, der Eifel oder dem Bergischen Land das „Vergnügen“, mit dem Auto zwei Spuren im Schnee zu hinterlassen – oder drin stecken zu bleiben. In schwierigen Situationen mußten eben die Schneeketten aufgezogen werden. Hi-Tech-Winterreifen kamen etwas später, zwischendurch auch mal die mit den wunderbaren Spikes, die Ideal-Lösung z.B. im Bergischen Land. Sie aber wurden nach wenigen Jahren wieder abgeschafft, weil sie irreparable Furchen in die Straßen frästen. Salz war noch kein Thema. Schnee wurde entweder vom Schneepflug weggeschoben oder zu einem berechenbar glatten Straßenbelag fest gefahren. Darauf war das Risiko weit geringer als heute auf angefrorenem Salz-Schneematsch.


   Ford Taunus 17M P3 im Winter 1967/68 - Foto © Frank Becker


   Ford Taunus 17M P3 und Rudi Becker im Winter 1967/68 - Foto © Frank Becker

Wer sich also damals, also in den 50er bis 70er Jahren mit dem Auto durch die verschneiten Winterlandschaften bewegen mußte, tat gut daran, Im Kofferraum die Schneeketten und eine Schaufel mitzunehmen. Der luftgekühlte VW Käfer erwies sich in solchen Zeiten als unverwüstliche Bergziege mit einzigartiger Straßenlage, wenn auch die Heizung miserabel war und das Anspringen gelegentlich viel Geduld brauchte. Der R 4 war da schon ein etwas unsicherer Kandidat - und man ließ ihn auch gerne mal stehen. Alexander F. Storz hat aus seinem unerschöpflichen Bildarchiv für dieses wieder unterhaltsame und informative rund 230 Fotos zusammengestellt, die den automobilen Winter in allen Aspekten zeigen. Auch habe ein wenig in meinen Alben nach der Winterwelt des Bergischen Landes gestöbert – so sah es damals aus. Dank der weit geringeren Verkehrsdichte, der fehlenden Salz-Sünden und des festgefahrenen Schnees (und der Spikes) kam man durch und an. Immer.


    R 4 im Winter 1970/ 71 - Foto © Frank Becker

Den fleißigen Straßendiensten zur Ehre hat Storz ein kleines Kapitelchen angehängt, das von deren Großtaten berichtet, ohne die man da und dort hoffnungslos verloren gewesen wäre - und ein noch kleineres, thematisch etwas abwegiges über Kettenfahrzeuge im Schnee.


 Porsche 356 A Baujahr 1956 und 356 B Baujahr 1960 - Werksfoto Porsche, Archiv Storz

Alexander F. Storz – „Zwei Spuren im Schnee“
So rollten wir in den Winterurlaub
© 2017 Motorbuch Verlag, 160 Seiten, gebunden, 23 x 26,5 cm, 85 s/w Bilder & 144 Farbbilder  -  ISBN: 978-3-613-03999-5
24,90 €
Kapitel:
1. Ein Skitrip in die Alpen: Das Privileg des zweiten Urlaubs (135 Seiten)
2. Weg mit der weißen Pracht: Von Pflügen und geräumten Straßen
3. Raupe statt Räder: Von Pistenbullys, Halftracks und Ganztracks


Diese Regelung galt übrigens auch im Sommer, weil die Straße grundsätzlich nur eine Autobreite zuließ - Aber kein Bergler
hielt sich je daran. - Foto: Archiv Storz

Weitere Informationen:  www.paul-pietsch-verlage.de