ARENA / keramische Plastik

Elke Tenderich-Veit im Kunstverein Langenfeld

von Jürgen Koller

Foto © Joachim Koch
Elke Tenderich-Veit:
ARENA / keramische Plastik
im Kunstverein Langenfeld
 
Keine Retrospektive - ich bin noch nicht tot“, das hatte sich die Monheimer Bildhauerin Elke Tenderich-Veit ausbedungen als der Langenfelder Kunstverein anläßlich des 70. Geburtstages, den sie in wenigen Wochen begeht, der Künstlerin eine Ausstellung ausrichten wollte. Tenderich-Veit, 1947 in Dortmund geboren, hat nach einer Ausbildung zur Holz-und Steinbildhauerin bei N. Ahlmann ein Studium an der Folkwang-Universität der Künste Essen, Abteilung Plastik, bei Prof. Wamper absolviert. 1985 gab sie eine wirtschaftlich sichere Festanstellung als Restaurateurin am Ruhrland Museum Essen zugunsten einer kreativ freiberuflichen Arbeit auf. Sie lebt und arbeitet in Monheim am Rhein. Ihr künstlerisches Umfeld hat sie jedoch im benachbarten Langenfeld, weil sie im dortigen sehr aktiven Kunstverein Gleichgesinnte, darüber hinaus eine interessierte Kunst-Öffentlichkeit findet. Auch hat sie dort die Möglichkeit, Bildhauer-Symposien mit internationalen Künstlern vorzubereiten und gemeinsam mit den künstlerischen Mitgliedern des Kunstvereins Konzepte und Projekte zu erarbeiten. Die von ihr sehr geschätzte gestalterisch-plastische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen kann sie dort mit Engagement und Verve betreiben.
 
Die gegenwärtige Schau im Kunstverein Langenfeld ist im wesentlichen der keramischen Skulptur vorbehalten. Erstmalig zeigt die Künstlerin auch ihre großformatigen Zeichnungen und Mischtechniken. 19 Skulpturen und 29 Arbeiten auf Papier werden der Öffentlichkeit vorgestellt. Elke Tenderich-Veit hat ihre Schau mit ARENA betitelt – Arena als 'Kampfplatz', als großes zirzensisches Theater, als ein Ort, wo Menschen aktiv sind und andere zuschauen. So läßt die Künstlerin ihre Skulpturen – überwiegend im Bereich von 50 bis 100 cm Größe - im Ausstellungsraum wie in einer Arena agieren, die großformatigen Blätter an den Außenwänden bilden dazu eine Kulisse. Der Betrachter hat einen guten Blick auf das Treiben in der Arena. Es werden überwiegend Arbeiten aus den letzten beiden Jahrzehnten präsentiert. Dominant das Thema Zirkus-Kunst – Seiltanz, Handstand oder Balancen auf einer Kugel. Die Menschen im Zirkus, aber auch die gezeigten Ganzkörper-Figuren sind durchweg weiblich und von beachtlicher körperlicher Fülle, die in ihrer physischen Präsenz jedoch stets ein ästhetisches Maß finden. Jede dieser weiblichen Skulpturen zeugt vom Willen der Künstlerin, ihre Frauengestalten als aktiv agierende, emanzipierte Persönlichkeiten zu zeigen. Dabei geht es Tenderich-Veit bei den gezeigten Porträts um den Typ, nicht um Individualität, das schließt Verletzbarkeit an Körper und Seele nicht aus. Die Künstlerin hat sich längere Zeit mit der in der Spätfolge der in den 68er-Jahren entstandenen Sub-Kultur auseinandergesetzt, etwa der Punk- Bewegung. Junge Leute, denen alles zuwider war, was einengte. Diesen letztlich orientierungslosen Nonkonformismus hat die Bildhauerin mit Halbmaske bzw. dicker Brille vor den Gesichtern versinnbildlicht. Erwähnenswert ist noch, daß sich Tenderich-Veit nicht nur des Erdmaterials „Ton“ bedient, sondern auch mit naturgewachsenem Material wie Leder, Filz und Federn experimentiert, aber auch Ton mit Blei kombiniert.


Bildmitte – „Serie Arena“,  Keramik, Leder, Blei, 2017 - Foto © Margot Koller 

Die erstmalig gezeigten Zeichnungen und Mischtechniken gehen in ihrer Gesamtheit weit über Bildhauer-Zeichnungen hinaus. Sie geben dem Betrachter Einblick in das Denken und Wollen der Künstlerin und bezeugen zugleich, wie die Kunst auf Papier mehr und mehr zu einem eigenständigen, expressionistisch geprägten Werkbereich im Schaffen von Tenderich-Veit geworden ist. Einige der Blätter sind ihrer Teilnahme an internationalen Symposien in Denizil (Türkei), Kattowitz (Polen) und St. Margarethen (Österreich) zu verdanken. Seit 1969 hat Elke Tenderich-Veit regelmäßig bundesweite Ausstellungen ausgerichtet und sich an Gemeinschaftsausstellungen im In- und Ausland beteiligt. Auch hat sie an bedeutenden Wettbewerben teilgenommen, etwa Fassadengestaltung Rathaus Garbsen (1997) oder Kunst am Bau, Hoogeschool Enschede (1998). Einen 2. Preis hat sie für Kunst am Bau, Universität Oldenburg (1974) und den 1. Preis, Fama, Neuer Sächsischer Kunstverein Dresden (1996) erhalten.


„Porträt E.“, Eiche, Blei, 2017 - Foto © Margot Koller

Die Schau ARENA , noch bis zum 23. Dezember 2017 zu sehen, bezeugt ein in Jahrzehnten gereiftes Werk. Sie ist auch deshalb ein gelungener Abschluß des Ausstellungsjahres 2017 des Langenfelder Kunstvereins, weil die drall-fülligen Artistinnen, die Elke Tenderich-Veit aus Ton erschaffen hat, voller Humor und Witz sind. Beides ist in unserer gegenwärtigen Kunst ja nicht so häufig zu finden.
 
Für die Veröffentlichungs-Freigabe der Skulpturen- und Zeichnungs-Abbildungen ist der Bildhauerin Elke Tenderich-Veit zu danken. Alle Fotos © Margot Koller
Kunstverein Langenfeld
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