Seitensprünge

„Im Himmel ist kein Zimmer frei“ von Jean Stuart im TaltonTheater

von Frank Becker

v.l.: Moritz Sturberg, Jens Kalkhorst - Foto © TaltonTheater

Seitensprünge
 
„Im Himmel ist kein Zimmer frei“
Von Jean Stuart
 
Regie: Jens Kalkhorst – Bühne: N.N.
Besetzung: Paul Serval (Moritz Stursberg) - André Marsan (Andreas Beutner) - Der Heilige Petrus & Daniel (Jens Kalkhorst) - Irene Marsan, Andrés Frau (Miriam Kalkreuth) - Sophie Lantier, Andrés Freundin (Romina Pampuch) – Maria, Putzfrau (Sigrid Möllmer)
 
Mit dem Dialog zwischen dem ja nach einem Unfall von Rechts wegen toten Paul Serval (sympathisch: Moritz Stursberg) und dem Hl. Petrus (souverän: Jens Kalkhorst) im Himmel beginnt vielversprechend und pointiert eine der beim Publikum so beliebten Tür-auf-Tür-zu-Verwechslungskomödien des Boulevard. „Im Himmel ist kein Zimmer frei“, bescheidet wegen eines Systemfehlers im elysischen PC Petrus den Delinquenten und schickt ihn zurück auf die Erde. Er darf sich bewähren.

Dort weiß man von dem Unfall nichts und wähnt Paul im Urlaub. Für die 14 Tage, die er weg sein sollte, hat sich sein Kompagnon André (hölzern und nervös: Andreas Beutner) nicht nur seiner Wohnung, sondern auch seines Namens bemächtigt, um sich dort ungestört mit seiner Geliebten Sophie (kurzfristig eingesprungen macht sie ihre Sache sehr gut: Romina Pampuch) vergnügen zu können. Mit Pauls Rückkehr, der Begegnung mit André und Sophie und dem unerwarteten Auftauchen von Andrés Frau Irene (lüstern überdreht: Miriam Kalkreuth) entspinnt sich das übliche Verwechslungsspiel, Sie wissen schon: Tür auf, Tür zu inkl. kleiner Frivolitäten. Das Script von Jean Stuart aber ist pfiffig genug, Überraschungen, raffinierte Wendungen und flotten verbalen Schlagabtausch auf diversen Ebenen zu bieten. Das zeigt sich besonders in den köstlich mißverständlichen Begegnungen von Sophie und Irene. Es hätte sicher noch besser gewirkt, wäre nicht die Figur des André eklatant fehlbesetzt gewesen. Andreas Beutner nimmt man den Bonvivant und Herzensbrecher nun wirklich nicht ab, noch kann man sich vorstellen, daß ein junges knuspriges Ding wie Sophie einen so alten Knaster an ihren blutvollen Köper läßt, gar verliebt in ihn ist. Das gleiche gilt übrigens für Andrés junge, attraktive, elegante Gattin Irene, die sich nun endlich auch einmal an einem Jüngeren  für den jahrelangen Betrug des Gatten schadlos hält.


 v.l.: Romina Pampuch (Sophie), Miriam Kalkreuth (Irene) - Foto © TaltonTheater

Für die wirklich komischen Momente sorgen die Dialoge Pauls mit dem Himmelsboten und eine mit Sigrid Möllmer grandios besetzte Nebenrolle, die der drallen Putzfrau Marie. Sie hat trotz weniger und kurzer Auftritte im 2. Akt gefühlt doppelt so viele Lacher auf ihr Konto zu buchen wie der Rest. Daß auf der Boulevard-Bühne gerne kräftig überzogen wird, gehört dazu. Abgerechnet, auch mit dem zu allem Überfluß auch noch betrügerischen Kompagnon, wird zum Schluß. Selbstverständlich ist dem Genre ein Happy End geschuldet – so findet jeder Topf sein passendes Deckelchen. Und der Himmelsbote Daniel kneift ein Auge zu.
Es ist leichte, sehr leichte Kost. Wer sich aber genau das für einen unbeschwerten Abend wünscht, wird gut bedient.
 
Weitere Informationen:  www.taltontheater.de