Ein Bilderbuch des Schreckens

Roger Moorehouse – „Das Dritte Reich in 100 Objekten“

von Robert Sernatini

Ein Bilderbuch des Schreckens
 
„Das Dritte Reich in 100 Objekten“
 
 
Über wohl keine andere Epoche der deutschen Geschichte ist so viel geschrieben worden wie über die Zeit der Nazi-Schreckensherrschaft, der nur zwölf Jahre des „Tausendjährigen Reichs“ von 1933 bis 1945. Der englische Historiker und Buchautor Roger Moorhouse hat den Versuch unternommen, diese Zeit in 100 Objekten zusammenzufassen, die er als typisch für das Dritte Reich empfindet und mit denen er dem englischen Publikum - das Buch erschien ursprünglich beim englischen Verlag Greenhill Books – quasi in einem historischen Bilderbuch das düsterste Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte vermitteln und damit die Geschichte des „Dritten Reiches“ auf eine neue Art zugänglich machen wollte. In deutscher Übersetzung von Birgit Lamerz-Beckschäfer ist der Band nun auch im Theiss Verlag zu bekommen.
 
Was sucht man aus, wenn man sich auf 100 „typische“ Dinge begrenzt, um diesem Anspruch gerecht zu werden? Vorgestellt werden Gegenstände und Objekte des Alltags, wie u.v.a. die allgegenwärtige Hakenkreuzfahne, der Katalog der Großen Deutschen Kunstausstellung, Bezugskarten für Lebensmittel, eine Hitler-Spielzeugfigur, eine HJ-Uniform, ein SA-Dolch, Hitlers „Mein Kampf“, der Volksempfänger, die Sammelbüchse des Winterhilfswerks, das Mutterkreuz, Hindenburglichter, die Reichsautobahn, der KdF-WAgen und das Berliner Olympiastadion.
Aber auch Objekte, die die Schrecken des nationalsozialistischen Terrorregimes symbolisieren, wie die Hetze gegen die jüdischen Mitbürger im „Stürmer“ und im Film, das Haus der „Wannsee-Konferenz“, der Judenstern, die Gestapo-Marke, ein Zyklon B-Behälter aus den Vernichtungslagern der SS, die KZ-Winkel und das Torhaus in Auschwitz-Birkenau werden gezeigt. Das geht unter die Haut.
In den 100 Artikeln dazu skizziert der Autor den Alltag der NS-Zeit, die zur Hälfte im Zweiten Weltkrieg stattfand. Wichtig sind daher für das Verständnis auch militärische Ausrüstungsgegenstände, Waffensysteme, Orden und Ehrenzeichen. Der Wehrmachtshelm, die Stielhandgranate, Militärstiefel, die Todesnachrichten an Hinterbliebene gefallener Soldaten, die MP 40, die Enigma-Chiffriermaschine, U-Boot und Tiger-Panzer gehören dazu. Vielleicht hätte ein deutscher Historiker, womöglich sogar Zeitzeuge, eine etwas andere Auswahl getroffen.
Was allerdings Eva Brauns Lippenstiftetui, Rudolf Hess´ lange Unterhosen oder Geli Raubals Büste in das Buch verschlagen hat, bleibt trotz Erläuterung einigermaßen rätselhaft.


 
Roger Moorhouse, geboren 1968 in Stockport/Cheshire, ist ein einglischer Historiker und Autor, der sich mit der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzt. Er hat lange mit Norman Davies zusammengearbeitet und eine Vielzahl von Büchern über die NS-Zeit publiziert. Sein bekanntestes Buch ist „Killing Hitler“. Die Attentäter, die Pläne und warum sie scheiterten (2006, deutsche Übersetzung 2007), das in eine ganze Reihe von Sprachen übersetzt wurde.


Roger Moorehouse – „Das Dritte Reich in 100 Objekten“
Aus dem Engl. von Birgit Lamerz-Beckschäfer, Vorwort von Richard Overy
© 2017 Theiss Verlag /WBG, 272 Seiten, gebunden, Schutzumschlag, 21 x 27 cm, 200 Illustrationen  -  ISBN: 978-3-8062-3552-4
29,95 €
 
Weitere Informationen:  www.wbg-wissenverbindet.de