Eine bitter durchwirkte Geschichte

„Meine Schöne innere Sonne“ von Claire Denis

von Renate Wagner

Meine schöne innere Sonne
Un beau soleil intérieur
(Frankreich 2017)

Regie: Claire Denis
Mit: Juliette Binoche, Gerard Depardieu, Xavier Beauvois u.a.
 
Zu Beginn – eine wunderschöne, nackte Juliette Binoche. Auf ihr liegt ein Mann, der Sex scheint für beide eher anstrengend und lustlos. Das ist das Problem, den ganzen Film hindurch. Die attraktive, aber nicht mehr ganz junge Frau auf der krampfhaften Suche nach Liebe und einer Beziehung – und was sie findet, ist bestenfalls guter, schlechterenfalls nicht guter Sex. Und die Liebe? Man verrät nicht zu viel, wenn man sagt – die Suche gelingt nicht.
Der Film der französischen Regisseurin Claire Denis kümmert sich (nach dem Buch „Fragmente einer Sprache der Liebe“ von Roland Barthes) um einen Outcast unserer Gesellschaft – die ältere Frau, die auch dann in ihrer Eigenschaft als sexuelles und emotionales Wesen beiseite geschoben wird, wenn sie wie Isabelle nicht niemand, sondern eine einigermaßen erfolgreiche Malerin ist… Aber.
 
Sie hat einen ältlichen Liebhaber (Xavier Beauvois), der fast noch stolz darauf ist, daß er ihretwegen seine Frau nicht verläßt, und der keinen Anlaß sieht, Isabelle wirklich gut zu behandeln. Sie blickt immer wieder suchend um sich – aber wenn ihr Auge auf einen mittelalterlichen, leidlich gut aussehenden Schauspieler fällt (Nicolas Duvauchelle), weiß der Kinobesucher früher als sie, daß es sich bei diesem Mann um einen Schnösel handelt, der sofort „fremdelt“, nachdem er sie im Bett hatte. Aber auch die anderen Männer, mit denen sie sich einläßt (darunter der Exgatte, mit dem sie auch sofort im Bett landet oder ein einfacher Arbeiter, mit dem sie es auch versucht), liegen nicht auf ihrer Wellenlänge.
Das Gesicht der Binoche erzählt alles, von der Hoffung, die immer wieder aufglimmt, und von der Enttäuschung, die unvermeidlich ist. Es ist tragisch und berührend, wie sie es immer wieder versucht und im Laufe der Ereignisse auch einige Tränen vergießt (als ob eine Frau ihrer Intelligenz nicht aus ihren Erfahrungen lernen könnte und es nicht langsam besser wissen sollte…).
Wenn sie am Ende bei dem Wahrsager Denis landet, ahnt man auch, warum im Zusammenhang mit diesem Film immer wieder von einer „Komödie“ die Rede war, denn so wie Gérard Depardieu da wie eine Unke hinter seinem Schreibtisch hockt und Banalitäten labert, weil er natürlich nichts Wirkliches zu sagen hat … ja, das ist komisch. Und wieder das Gesicht der Binoche, Zweifel, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Resignation, oder doch nicht alles verloren, sie lacht? Man kann ihre Mienen, wie sie da wechseln, nach Wunsch interpretieren, denn Schnitt – und der Film ist zu Ende.
 
Nein, eine Komödie war das nicht, vielmehr ein Stück sehr trauriger Alltag über jene, die nicht aufgeben wollen, denen das Glück aber nur in einem kitschigen Drehbuch beschert würde. Und damit haben wir es bei dieser bitter durchwirkten Geschichte nicht zu tun.
 
 
Renate Wagner