6. Sinfoniekonzert "Broken Star" Sonntag, 11. Februar 2007, 11 Uhr Historische Stadthalle Wuppertal, Großer Saal - Uraufführung - Henri Tomasi (1901 - 1971): Igor Strawinsky ( - 1976): Ausführende: Inspiriert worden zu seiner neuen Komposition, einem Auftragswerk des Sinfonieorchester Wuppertal, ist Cornelius Hummel (Jahrgang 1957) durch Daniel Libeskinds viel gerühmten Museumsbau für das Jüdische Museum Berlin. Dessen Form, die an einen Blitz wie an einen aufgebrochenen Davidstern erinnert, hat der Komposition schließlich auch den Namen gegeben: Broken Star. Der Versuch, „Architektur und Konzeption des mittlerweile weltberühmten Bauwerkes in Musik zu übersetzen“ – so in der Ankündigung des Konzerts zu lesen – stimmt bedenklich, braucht doch der Museumsbau (dessen metaphorische Funktion ohnehin überstrapaziert wird) wahrlich keine musikalische Kommentierung, droht aber die Musik zur Randerscheinung zu degradieren. Man tut gut daran, Titel und „Programm“ eher als lockere Assoziation beim Hören von Hummels Komposition auffassen, so zumindest der Eindruck nach der Uraufführung. Klangflächen, zerklüftet in Form und Klang. Die einzelnen Partikel sind meist tonal wie Relikte aus einer vergangenen Zeit, die sich mehr im Sinn eines Mosaiks denn einer Collage zusammenfügen. Hummel nutzt raffiniert die klanglichen Möglichkeiten eines Symphonieorchesters in großer Besetzung, lässt Klänge durch den Raum wandern (die vergleichsweise hallige Akustik der Wuppertaler Stadthalle kommt dem sehr entgegen) und die Musik zwischenzeitlich in einer riesigen Generalpause verstummen. Das hält die Spannung durchaus über die rund 25 Minuten Spieldauer. Ambivalenter ist eine zweite Ebene, in der Hummel mit konkreten Zitaten arbeitet (aus der 9. Symphonie von Gustav Mahler – obwohl der früh zum Katholizismus konvertierte, hält die Musikgeschichte hartnäckig am Bild des „jüdischen“ Komponisten Mahler fest) oder, wenn auch in Fragmente zerlegt, ausführlich Klezmermusik einbaut. Zwar lässt sich das gut anhören, streift aber auch gängige Klischees, auf die das Judentum beinahe folkloristisch immer wieder reduziert wird. Nach dem dennoch starken Eindruck von Broken Star fiel das Konzert für Posaune und Orchester von Henri Tomasi ein wenig ab, sowohl was die Intensität des Orchesters als auch die Komposition anbelangt. Tomasi, der als Kinopianist begann und nach einer Karriere als Dirigent künstlerischer Leiter der Opera Monte Carlo wurde, war Theaterpraktiker und als Komponist Pragmatiker, der einen direkten Zugang zum Hörer sucht. Das Posaunenkonzert (komponiert 1956) ist ein hübsches, neoklassizistische Anlage mit Tanzrhythmen und impressionistischem Klangbild koppelndes Werk, das zwischen den beiden anderen, recht schroffen Programmpunkten ein wenig belanglos wirkt. Peter Stuhec, Soloposaunist des Wuppertaler Orchesters, spielte mit berückendem Piano (beeindruckend, wie er bruchlos den Ton an die tiefen Streicher „weitergibt“); oberflächliche Brillanz versagte er sich weitgehend – obwohl ein wenig mehr davon dem Stück durchaus bekommen hätte. Weitere Informationen unter: www.sinfonieorchester-wuppertal.com |