... 8 - 9 - aus!

Monika Detering/ Horst-Dieter Radke – „Bittere Liebe an der Ruhr“

von Robert Sernatini

Da fehlt die Reife
 
Nicht wirklich ein 50er-Jahre-Krimi
Mülheim 1957. Der Naturfotograf Heiko Harms findet frühmorgens in den Saarner Ruhrauen  eine Wasserleiche – und gerät selbst in Versacht, zumal er dem ermittelnden Kriminalkommissar Alfred Poggel und seinen Assistenten Jürgen Schnittger und Rosemarie Stankowski mit einem spekulativen Zeitungsbericht mächtig auf die Füße tritt. Doch auch andere rücken in den Kreis der Verdächtigen ein, nachdem die Obduktion Mord ergeben hat, so eine Gang von halbstarken Motorradrowdys, zu denen der Schläger Rudi Deuker gehört, und, als die Identität des Toten feststeht, auch ein privater Mülheimer Literaturzirkel mit seinen überwiegend weiblichen Mitgliedern, dessen Angehöriger der Tote war und zu dem seit Kurzem wundersamerweise auch Alfred Poggels nicht unbedingt literaturkundige Vermieterin Anna Puff zählt. Die Diagnose „Gift“ schließlich gibt der Tat einen Stoß in die richtige Richtung – denn wer mordet im Krimi-Klischee mit Gift... ?
 
Das Autorenduo knüpft, um Originalität und Wendungen gleichermaßen bemüht, eine Vielzahl von Handlungssträngen, von denen etliche unbefriedigend ins Leere laufen und der entscheidende Ermittlungsansatz wenig schlüssig belegt wird. Eine Menge Personal, zugeben einige  interessant skizzierte Figuren, wird aufgeboten, jedoch nicht so charakteristisch gezeichnet, daß man sie wirklich vor sich hat. Einige werden aufgeboten und kommentarlos wieder fallen gelassen. Nach Logik zu fragen, wäre im wesentlichen müßig. Eingebaute Episoden, so diverse angerissene Liebesabenteuer unserer Dramatis personae und eine um und mit dem Boxer Max Schmeling, nutzen ein wenig dem Unterhaltungswert, bringen die vor sich hin dümpelnden Ermittlungen der Kriminalpolizei aber nicht wirklich voran. Das trifft auch die Figur der Anna Puff zu, die zwar einen veritablen Busen und mächtigen Liebeshunger zu haben scheint, aber nicht viel Grütze im Kopf, was sie bei ihrer stümperhaften Einmischung in Poggels Ermittlungen in unmittelbare Gefahr bringt.
 
Echtes Zeitkolorit des Jahre 1957, in dem der Krimi angesiedelt ist, ist kaum zu erkennen. Auch das gelegentliche Einstreuen von Modestichwörtern, Markennamen von Dosenmilch, Frisiercreme, Romanheft-Serien oder Autos macht aus dem Romänchen nicht wirklich einen 50er-Jahre-Krimi. Das Ganze wirkt unausgereift und wie ein Schnellschuß, der an den Vorgänger „Chrom, Koks und feine Leute“ anknüpfen sollte. Mehr als ein netter Groschenroman ist es nicht geworden. Und „Biker-Jacken“ hat es 1957 in Mülheim noch nicht gegeben.
 
Monika Detering/ Horst-Dieter Radke – „Bittere Liebe an der Ruhr“
Krimi
© 2017 Edition Oberkassel, ca. 189 Seiten, Broschur - ISBN: 978-3-95813-1088 (TB)
12,00 €
Weitere Informationen:  www.editionoberkassel.de