Glas aus Murano (Le forme del vetro)

Glas des frühen 20. Jahrhunderts im LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim

Red./Are/Bec

Vase mit floralen Motiven, Fratelli Toso, um 1920. Foto: Luca Maserà
Glas aus Murano
(Le forme del vetro)
Glas des frühen 20. Jahrhunderts aus Murano
 
Eine Ausstellung im LWL-Industriemuseum
Glashütte Gernheim, Petershagen
 
Le forme del vertro“ heißt eine Ausstellung mit Glaskunst des frühen 20. Jahrhunderts von der venezianischen Insel Murano, die bis zum 10. Oktober im Industriemuseum Glashütte Gernheim des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe  in Petershagen gezeigt wird.
Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts gelten als erfolgreichste und innovativste Phase der Glasproduktion Muranos. Die Gläser aus den Hütten der venezianischen Inselgruppe sind heute Klassiker und werden auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt. Die Ausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt von Gläsern dieser prägenden Phase.
 
Mit der Ausstellung knüpft die Glashütte Gernheim an die 2014 gezeigte Schau zum venezianischen Glas des 19. Jahrhunderts an. Diesmal steht die Formgebung im Mittelpunkt – daher auch der Titel „Le forme del vetro“ (Die Formen des Glases). Kurator der Ausstellung ist der italienische Kunsthistoriker Aldo Bova.
Die Glashütten Muranos lösten sich Anfang des 20. Jahrhunderts von den überlieferten Gestaltungen des vorhergehenden Jahrhunderts und entwickelten eine aus heutiger Sicht moderne Formensprache. An die Stelle üppiger Dekore und detailreicher Applikationen trat nun eine reduzierte Gestaltung mit klaren Konturen und oft monochromen Glasmassen.
Zu den bekanntesten Gestaltern der Epoche gehören Vittorio Zecchin und Napoleone Martinuzzi. Beide Entwerfer schöpften aus der Tradition, orientierten sich aber an den klar konturierten Gläsern des 16. und 17. Jahrhunderts und an antiken Glastypen. Sie stilisierten diese historischen Vorbilder zu räumlich geometrischen Hohlkörpern und paßten sie so dem neuen Stil an.


Vase mit drei Henkeln, Maestri Vetrai Muranesi Cappellin & C., 1925-1928. Foto: Luca Masarà
 
Die Gläser der Ausstellung zeigen das spannungsreiche Verhältnis zwischen Tradition und Neuschöpfung, wie sie sich in jener Zeit auch andernorts entwickelte. So verbindet die besondere Formgebung und die Materialität die Muraneser Produktion mit den zeitgenössischen Formen des „Neuen Stils“ in Österreich und Deutschland oder des Art Déco, wie er ein Jahrzehnt später in Frankreich aktuell wurde.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10  bis 18 Uhr geöffnet.
LWL-Industriemuseum Glashütte Gernheim - Gernheim 12 - 32469 Petershagen
 

Zweig mit weißen Knospen, Napoleone Martinuzzi für Venini, 1928-1930. Foto: Luca Maserà

Redaktion: Frank Becker