Film als Aufenthaltsort des Todes

Ein Feature zur Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum

von Andreas Rehnolt

"Film als Aufenthaltsort des Todes"



Karlheinz Böhm und Anna Massey in Michael Powells "Peeping Tom"
Foto © Filmmuseum Düsseldorf

Das Düsseldorfer Filmmuseum präsentiert ab morgen eine sehenswerte Schau über

"Die Kunst des Sterbens - Todesbilder im Film"


Düsseldorf - "Im Alltag der Menschen ist der Tod fast ausgeblendet und in Nischen wie Heime und Kliniken abgedrängt. Der Film dient somit auch seit Jahrzehnten als Aufenthaltsort des Todes, dem der Betrachter im Kino oder im heimischen Wohnzimmer nahe kommt." So Kurator Matthias Knop heute bei der Präsentation der Ausstellung "Die Kunst des Sterbens - Todesbilder im Film", die ab morgen, Samstag 18. April bis zum 13. Juli im Filmmuseum Düsseldorf zu sehen sein wird. Über 500 Filmaufnahmen, zahlreiche Gerätschaften, Originalkostüme und -requisiten, Plakate, Automaten und natürlich 50 bis 60 Filmausschnitte aus der Geschichte der bewegten Bilder werden präsentiert.

Es ist laut Knop die erste Ausstellung in Deutschland, die sich mit der Darstellung des Todes in der Filmgeschichte befaßt. "Im Film bleibt der Tod allgegenwärtig. Er begegnet uns allerdings nur indirekt als Tod des Fernen, der Anderen und berührt den eigenen Lebensbereich kaum", betonte Knop, der mit seinem Team neun Monate an der Umsetzung der Schau gearbeitet hat, die später auch in Nürnberg und Wien sowie in anderen Städten zu sehen sein wird. Gleich zu Beginn entdeckt der Zuschauer eine Art Gewehrkamera, die ein Franzose um 1898 entwickelt hat, um mehrere Phasen einer Bewegung bei Tieren festzuhalten. "Es bestand also ein direkter Zusammenhang zwischen Waffentechnik und Kamera", betonte der 53-jährige Experte.


Bengt Ekerot in Ingmar Bergmanns "Das siebente Siegel"
Foto © Filmmuseum Düsseldorf


Der Gang durch die Ausstellung wird von Filmszenen, Originaltönen wie Schreie und Röcheln von Opfern, und natürlich von Schüssen begleitet. Da kuschelt sich der Tod an das Mädchen, Nosferatu schleicht über ein fast ausgestorbenes Schiffsdeck, Vampire tanzen den Todestanz, bevor sie sich auf ihre Opfer stürzen. Aber da ist auch der Tod als Person. Ausschnitte und Bilder des Stummfilms "Der müde Tod" von Fritz Lang aus dem Jahr 1921 und der unvergessliche Streifen "Das 7. Siegel", in dem der Tod persönlich zu jedem Einzelnen kommt, um ihn darauf vorzubereiten, daß er ihn in Kürze heimsucht. Natürlich fehlt in der üppigen Präsentation weder der Vamp, noch der Tod als Rächer wie etwa in den Django-Filmen der 70er Jahre.


Boris Karloff in James Whales  "Frankenstein"
Foto © Filmmuseum Düsseldorf
Auf einer riesigen Fotowand haben die Ausstellungsmacher Gesichter von Menschen im Augenblick des Todes festgehalten, die beim Betrachten unter die Haut gehen. Szenen aus Duellen in Westernfilmen, Szenen aus Krimis, Science -Fiction- und Action-Streifen können betrachtet werden. Manches rührt an, vieles schockt und einiges weckt Mitleid mit den Opfern auf Zelluloid. Natürlich fehlt die Duschszene mit tödlichem Dolchstoß aus dem legendären Hitchcock-Thriller "Psycho" ebenso wenig wie Quentin Tarantinos "Deathproof", wo Leichenteile nur so herumwirbeln.

Der Bedeutung der Uhr als Todessymbol der abgelaufenen Lebenszeit wird thematisiert, wie auch die Rolle von Käuzchen oder schwarzen Katzen, die des Spiegels und der des fehlenden Spiegelbildes. "Wenn im Film der Spiegel nicht mehr 1:1 die Person wieder gibt, ist der Held in Gefahr", betonte Knop beim Ausstellungsrundgang. Der Farbe Rot als Todessignal gehen die Macher der Schau ebenso nach wie dem Phänomen des lukrativen Merchandisings mit zum Teil gruseligen, zum Teil geschmacklosen Produkten aus Filmen, in denen der Tod eine Rolle spielt. Sehenswert auf jeden Fall der kleine Kinosaal im Museum, wo der Besucher fünf Minuten non stop tödliche Schüsse, letzte Blicke, fallende Zigaretten oder kreisende Geier in kurzen Sequenzen sieht.

Interaktive Stationen in der Ausstellung zeigen, wie der Film den Tod auch abstrakt darstellt. Man

Peter Lorre in Fritz Langs "M"
Foto © Filmmuseum Düsseldorf
begibt sich an typische Orte des Todes wie etwa die verödete Großstadt in "Batman" und steht dem Kostüm von Klaus Kinski als "Nosferatu" gegenüber oder dem blutroten Jäckchen einer kleinwüchsigen, alten Frau aus dem grandiosen Film "Als die Gondeln Trauer trugen". Sehr interessant auch die Laterna-Magica-Bilder und Spielautomaten, die vorfilmische Darstellungen des Todes mit bewegten Bildern zeigen. So sieht man eine Hinrichtung im England um 1860 oder tanzende Skelette in einem uralten Diarahma. Ganz am Ende der Schau erfährt der Betrachter auch von der Endlichkeit des Films. Alte fast 40 Jahre lang unter widrigen Verhältnissen gelagerte Filmaufnahmen von 1920 flimmern da über eine Wand und zeigen die Fragilität des Film-Materials, das selbst "vom Sterben bedroht" ist, wie ein Mitarbeiter des Düsseldorfer Filmmuseums schmunzelnd betont.

Während der Ausstellung zeigt das Black-Box-Kino im Filmmuseum zahlreiche Streifen rund um das Thema Todesbilder im Film.

Öffnungszeiten: Di und Do-So: 11-17 Uhr, Mi: 11-21 Uhr.
Internet: www.duesseldorf.de/kultur/filmmuseum