Operndebakel in Köln:
Was gab es nun am Samstag, dem 17. Mai, auf der Bühne der Bretter, die einstmals (!) die Welt bedeuteten? In den heiligen Hallen der Kölner Oper? Primo: Szenisches Grauen – falls man im Dunkel der Bühne und der Taschenlampen etwas erkannte, Regiedilettantismus erster Provenienz, übergewichtige Sänger mit maximal 3 Metern Aktionsradius, Rampengesang, Emotionslosigkeit pur, Spannungslosigkeit im Continuo, Einfallslosigkeit allerorten, depressive Langeweile von Anfang bis zum Ende und auch noch ein grobschlächtiges Dirigat, welches über das Stadium der Hauptprobe eigentlich kaum hätte hinaus gehen dürfen. Was für eine Zumutung, damit überhaupt an die Öffentlichkeit zu treten. Ja, gibt es denn überhaupt keine kompetenten Menschen im Direktorium der Kölner Oper mehr? Da wurde dem Zuschauer schlimmstes Schülertheater geboten in Kulissen, die man sich wahrscheinlich aus der 451. Produktion einer verstaubten Schenk-Inszenierung aus Wien geliehen haben könnte. Die Rede ist von einem der großartigsten Werke der Operngeschichte, nämlich Verdis „Un ballo in maschera“ - neu „inszeniert“ (besser: verhunzt!) an der vielgescholtenen ehemals großen, internationalen KÖLNER OPER. Allerdings würde das Wort „Inszenierung“ alle rechtschaffenen Opernregisseure dieser Welt beleidigen. Dem Kritiker fehlen hier die weiteren Worte. Das ist der bisherige absolute Tiefpunkt auf der nach unten offenen negativen Kritiker-Scala. Während ganz Deutschland den „Superstar“ suchte, hat man in Köln jeden Anspruch an ernstzunehmendes Musiktheater rüde begraben. Ein Debakel! Über die Handlung bzw. deren Auslegung durch Cura, lachen geradezu die Hühner – Verdi würde sich im Grab umdrehen: Ein Schwarzafrikaner, nennen wir ihn „Idi Amin“, weil er dem Massenmörder so verteufelt ähnlich sieht, ist Herrscher in einem feudalistischen Staatssystem multikultureller meist weißer Generationen (vom Indianer bis zum Eskimo!) wird vom engsten Freund, Renato, durch eine Intrige dessen holder Gattin (sie täuscht vor ihn, Idi, zu lieben!), auf einem Maskenball ermordet. – Das dauert 3,5 Stunden. Das künstlerische Personal dieser mißratenen Produktion kann dem Rezensenten nur leid tun, daher verzichtet DER OPERNFREUND erstmalig auf konkrete Bewertungen, was in der 37-jährigen Geschichte unserer traditionellen Zeitung bisher noch nie vorgekommen ist. Peter Bilsing Übernahme mit freundlicher Genehmigung des "Opernfreund"
Redaktion: Frank Becker |