Abracadabra!

Robin McKelle - "Modern Antique"

von Frank Becker
Honig und Rauch

Es gibt Stimmen, bei deren Anhören man in Schwärmerei gerät. Die von Robin McKelle ist so eine. Man verfällt ihr rettungslos bereits beim Opener ihrer aktuellen CD "Modern Antique", die mit einer grandiosen Bigband unter der Leitung von Willie Murillo eingespielt wurde: "Abracadabra" - da ist sie, wie aus dem Hut gezaubert. Bläsersätze mal wie aus Platin gestanzt (Count Basie und Stan Kenton lassen grüßen), dann wieder leicht wie ein Baiser, ein Kontrabaß, der singt und swingt (Reggie McBride liegt gleichauf mit seinem Namensvetter Christian) und ein Klavier von der Leichtigkeit einer Ballerina, dazu scattet Robin McKelle sich swingend aufs Siegertreppchen des musikalischen Olymp.

Schmelz und Verführung, Honig und Rauch - alles ist in Robin McKelles Stimmbändern, die sie raffiniert und virtuos einsetzt, ein Tanz auf gläsernem Parkett. "Comes Love", ein stimmartistischer Hochseilakt im Rumba-Rhythmus, "I Want To Be Loved", "Lover Man", längst sind wir auf einem anderen Stern - da nimmt sie uns an der Hand und tanzt mit uns über den Regenbogen "Cheek To Cheek", eine Schwester Bobby Darins. Mehr? Gut. Sammy Kahns "Day By Day" macht mit großem Streicherapparat eine artige Verbeugung vor Nelson Riddle und Ol´ Blue Eyes. "Lullaby Of Birdland" mit dem gewissen Kick ist eine Offenbarung, der Scat auch hier wieder Weltklasse. Das butterweiche "Make Someone Happy" und das gedankenvolle "Remember" runden prophetisch und sehnsuchtsvoll sanft ein traumhaftes Album. Da geht einem das Herz auf.

Schon muß sie sich Vergleiche mit den ganz großen Ladies der Jazz-Geschichte gefallen lassen, da werden ganz zu Recht Namen
wie der von Ella Fitzgerald oder auch der von Barbara Streisand genannt, ich selber denke Mal um Mal an die unvergleichliche Anita O´Day. Das sind Ehrbezeugungen, doch Robin McKelle ist mehr als nur "vergleichbar", sie ist anders - Robin McKelle träufelt einen, nein: ihren neuen Sound wie Honigseim in unser geneigtes Ohr. Robin McKelle läßt die ganz große Zeit des Jazz fröhliche und äußerst delikate Urständ´ feiern. Etwas besseres und schöneres als ihr grandioses Album war seit vielen Jahren nicht zu hören. Sie denken vielleicht: jetzt gehen aber dem begeisterten Rezensenten die Pferde durch. Wissen Sie was, hören Sie sich doch einfach  "Modern Antique" an - und "Abracadabra" weiß ich Sie nach wenigen Akkorden auf meiner Seite. Wetten?

Beispielbild
Cover-Foto: Yann Orhan

Robin McKelle
Modern Antique

Robin McKelle  -  Gesang
Quinn Johnson  -  Klavier
Larry Kuhns  -  Gitarre
Reggie McBride  - 
Kontrabaß
Bernie Dresel  -  Schlagzeug
u.v.a.m. (Bigband)

Produziert von Willie Murillo & Requiem, Robin McKelle

(P) + © 2008 Cheap Lullaby Records  EMI France

Titel:
01. Abracadabra   3:31
02. Comes Love   3:22
03. I Want To Be Loved   3:36
04. Lover Man   4:40
05. Cheek To Cheek   3:44
06. Day By Day   3:23
07. Save Your Love For Me   6:14
08. Go To Hell   2:50
09. Lullaby Of Birdland   3:26
10. Make Someone Happy   4:42
11. Remember   4:39

Gesamtzeit:  44:37

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