Sommerstunden des Lebens (4)

Tagebuchblätter und Skizzen

von Gisela von Baum
Sommerstunden des Lebens

Oberländische Seen, August

Näher kommt der Glanz des im letzten Abendpurpur erstrahlenden Sees, vorbei an einem Hof segle ich aus dem Dunkel des Kanals in diese glimmende Wasserfläche.

Die Ufer rücken fort, - einsam gleite ich im letzten Licht auf eine bewaldete Insel zu, bis der Kiel in einer flachen Bucht im Sande knirscht. Ich sitze noch lange bei meinem kleinen Feuer, sehe in der
dunklen Ferne die Menschenlichter verlöschen und Himmelslichter sich entzünden. - Warme Sommernächte, geladen von der Sonnenglut des Tages, - stilles Träumen in Mittagshitze unter den Flötentönen des Pan.

Frühmorgens paddele ich zurück zum Hof am Kanal und hole mir Milch, rieche das frische Heu und dampfenden Mist, schwatze mit der Bäuerin, die mit braunroten, kräftigen Armen Wäsche auf die Leine hängt. Nun leuchtet die Wäsche weithin durch das Grün. - Dann ziehe ich schwimmend das Boot zu Insel zurück. -

Masuren, im August

Stürmische Tage folgen; wilde Wolkenfetzen jagen am Himmel, Bäume biegen sich und schwanken, das Schilf rauscht, Möwen wippen auf hochgepeitschten Wellen, die kleine, sibrige Kämme tragen, - mühsam erkämpft mein Schifflein sich seinen Weg und fordert die ganze Kraft meiner Arme. - Da mußt Du aufpassen, daß die Wellen nicht die Breitseite des Bootes packen, sonst wirst Du mit einem Schwupp umgestülpt und findest Dich samt Seinen Siebensachen im Wasser wieder, und so ein Faltboot geht leider unter, wenn es voll Wasser schlägt.




Folgen Sie unserer jungen Freundin am kommenden Sonntag weiter durch ihre "Sommerstunden des Lebens"!

Der Merkur-Verlag existiert nicht mehr. Die Autorin ist nicht zu ermitteln. Wir haben alle zur Verfügung stehenden Quellen befragt und konnten doch niemanden finden, der uns hätte Auskunft geben können. Sollten Sie einen Hinweis auf die Autorin oder Rechteinhaber für uns haben, bitten wir um Nachricht. Illustrationen: Gisela von Baum