Entdeckung des Ruhrgebiets in der Literatur

Eine Meldung

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

Tagung zur "Entdeckung des Ruhrgebiets
in der Literatur"
 
Dortmund - Der "Entdeckung des Ruhrgebiets in der Literatur" ist eine Tagung gewidmet, die am 12. und 13. September im Dortmunder Industriemuseum Zeche Zollern stattfindet. Gemeinsame Veranstalter sind die Stadtbibliothek Duisburg, das Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund und die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets in Bochum. Die Tagung gibt zum einen einen Überblick über rund 150 Jahre deutscher Literaturgeschichte im Spiegel des Themenfelds Ruhrgebiet. Zum anderen erschließt sie neue, bislang unbeachtete Themenfelder und regt weitere Forschungen an, teilten die Veranstalter mit.
 
In insgesamt 14 Vorträgen setzen sich Wissenschaftler aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland mit den Fragen auseinander, welche Abbilder und Visionen diese Industrielandschaft in der Literatur hinterlassen hat und in der Gegenwart entstehen läßt. Vielfältige literarische Genres werden ebenso betrachtet wie beispielsweise die Markierung der Region durch die Sprache, das "pathologisch-pathetische" Bild der Ruhrgebietsindustrie und die Ambivalenz zwischen großen Zukunftsentwürfen und rückwärtsgewandter Nostalgie. Im Nachkriegsdeutschland prägten vor allem die "Dortmunder Gruppe 61" und die Romane Max von der Grüns das Bild des Ruhrgebiets in der literarisch interessierten Öffentlichkeit.
 
In den 1970er Jahren schlug der "Werkkreis Literatur der Arbeitswelt" mit den Reportagen Günter Wallraffs und durch Erika Runges "Bottroper Protokolle" ein neues Kapitel der Dokumentarliteratur auf. Mit Jürgen Lodemanns Roman über "Anita Drögemöller und die Ruhe an der Ruhr" (1975) setzte die Entdeckung des Ruhrgebiets für den Kriminalroman ein. Hans Dieter Baroth beschrieb das
Bergarbeitermilieu mit seinen wunderbaren Familiengeschichten. Nicolas Born, Michael Klaus, Horst Krüger, Ralf Thenior und seit den 1990er Jahren vor allem auch Ralf Rothmann brachten einem großen Lesepublikum die Besonderheiten des Lebens im Ruhrgebiet zu Bewußtsein.

Hans Henning Claer (1931-2002) hat 1971 mit "Laß jucken Kumpel" und 1979 in "Bei Oma brennt noch Licht" wohl die handfestesten Portraits der arbeitenden Menschen im Ruhrgebiet geschrieben und dafür viel Schelte einstecken müssen. Heute sind seine damals im März Verlag erschienenen Romane längst Klassiker, die Verfilmungen gesucht und die Welt des Bergbaus Vergangenheit.
Der Dortmunder Grafit Verlag steht heute für eine besondere Qualität des zeitgenössischen Ruhrgebiets-Krimis und der Verlag Henselowsky Boschmann ist mit viel Menschlichkeit, Humor und fundiertem Regionalwissen einer der maßgeblichen Verlage für die Ruhrgebietsliteratur dieser Tage. Nur ein Beispiel ist Sigi Domkes "Die Koplecks in: Freunde der italienischen Oper".

Redaktion: Frank Becker