Until l Find You

Frederik Köster – „Die Verwandlung – Stufen“

Red./Bec.

 Frederik Köster – „Die Verwandlung – Stufen“

Seit 10 Jahren spielt Frederik Kösters Band Die Verwandlung zusammen, mit jedem Album überraschen die vielfach ausgezeichneten Musiker (diverse Jazz-Echos, Neuer Deutscher Jazzpreis, WDR-Jazzpreis) durch neue Klangvariationen. 2018 verblüffte das Quartett mit der spektakulären Orchester-Produktion Homeward Bound Suite, 2020 präsentierte es auf Golden Age individuelle Fusionen von akustischer Virtuosität und kluger Elektro-Ästhetik. Das Album stand auf der Longlist des Preises der deutschen Schallplattenkritik und erhielt viel Medien-Resonanz.

Auf dem neuen Album Stufen vollziehen Köster und seine kreativen Partner wiederum eine Wende und konzentrieren sich ganz auf die akustischen Möglichkeiten ihrer Instrumente. „Ich wollte einen Kontrast zum Vorgängeralbum, zudem standen schon beim Komponieren alle Zeichen auf Natur“, erklärt Frederik Köster den aktuellen Fokus. „Fast alle Stücke habe ich während des ersten Lockdowns geschrieben, als ich oft im Wald war. Die herausragenden spielerischen Möglichkeiten des Solistenensembles kommen so vielleicht noch eindrücklicher zur Geltung. Dank ihrer nuancierten Klangsprache und ihres persönlichen Gestaltungswillens können die Stilisten sogar punktuell an historische Aspekte anknüpfen und gleichzeitig ihre zeitgemäße Haltung bewahren. Zumal Köster sich von Klavierstücken des Impressionismus und der Spätromantik inspirieren ließ, letztere klingen beispielsweise im Titelstück des Albums an. Oder von Steve Reichs Minimalismus, erkennbar im letzten Teil von Until I Find You. Nicht nur in Rhyme Or Reason faszinieren Jonas Burgwinkels klangvoll- aufstachelndes Schlagzeug, Joscha Oetz' ruhige und trotzdem kraftvolle Bass-Grundierungen, Sebastian Sternals moderne, lyrische bis dringliche Klavierphantasien, die Kösters strahlendes, zwischen Eleganz und Expression changierendes Spiel beflügeln.

Die Idee, eine Krise als Chance zu betrachten, ist dem 1977 geborenen Musiker aus Köln vertraut, daher ergreife ihn Hermann Hesses Gedicht Stufen, das „um den Beginn von etwas Neuem kreist, das aber Zeit braucht, um sich zu entwickeln“ immer wieder. Auch andere Titel des Albums sind mehr oder weniger stark von poetischen Worten oder einem literarischen Geist beeinflußt. Etwa Until l Find You durch John Irving und natürlich Further ln Summer, bei dem Köster den Text von Emily Dickinson in einen atmosphärischen Song kleidet und mit versierter Ausdruckskraft singt. Hingegen stellt das vehement vorwärts strebende Road Trip mit seinen agil-rasanten Stakkato-Motiven und gewundenen Linien eine Verbindung her zu den arabischen Einflüssen auf Golden Age.
Aus dem Material wurden jene Stücke ausgesucht, die nun ohne Nachbearbeitung auf Stufen zu erleben sind. Einzig Further In Summer wurde an einem Nachmittag ohne Publikum aufgenommen. „Obwohl wir zuvor lange nicht gemeinsam aufgetreten sind, war das Verständnis bei der ersten Probe auf Schnipp wieder da“, beschreibt Köster das Langzeitgedächtnis des Band-Organismus. Das Arbeitsprinzip, daß er selbst den Rahmen der Stücke komponiere und das Quartett sämtliche Details bezüglich Form und Ausführung beim gemeinsamen Spielen entwickelt, habe sich in der vergangenen Dekade bewährt.
 
Frederik Köster – „Die Verwandlung – Stufen“
Traumton Records (CD)
VÖ: 27.01.2023
Frederik Köster (tp, voc) - Sebastian Sternal (p) - Joscha Oetz (b) - Jonas Burgwinkel (dr)
1. Stufen 08:31 - 2. Rhyme or Reason 07:11 - 3. Your Silence Is Killing Me 07:46 - 4. Until I Find You 07:40 - 5. Further In Summer 06:16 - 6. Roadtrip 06:11 - 7. Stella 04:50
Gesamtzeit:  49:02
 
Weitere Informationen: www.traumton.de  -  www.frederikkoester.de