So langweilig ist noch niemand durch die Wüste geflohen

„Kandahar“ von Ric Roman Waugh

von Renate Wagner

Kandahar
USA 2023
 
Regie: Ric Roman Waugh
Mit: Gerard Butler, Navid Negahban u.a.
 
Kandahar, Pershawar, Kyber-Paß – das waren Ingredienzien, mit denen Hollywood einst in jeder Hinsicht farbige Abenteuerfilme aus dem Mittleren Osten drehte. Aber die Zeiten ändern sich, es sind nicht mehr die Briten, die hier um die Herrschaft kämpfen, die Russen sind auch schon (schwer geschlagen) weg, und heute gibt es hier nicht einmal mehr die Amerikaner. Oder höchstens Reste von ihnen. Die zu langweiligen Filmen herhalten müssen, wie „Kandahar“ einer ist. Offenbar ist auch den Filmemachern die Lust auf das Afghanistan-Thema vergangen, anders läßt sich ein Flop wie dieser kaum erklären.
 
Nun ist Gerard Butler nicht einmal B-Riege, sondern bestenfalls C-Riege, aber dennoch scheint er im unteren Hollywood-Segment sein Geld einzuspielen, wenn er immer wieder harte Helden mimt, die am Ende mit dem Leben davon kommen. Mit dem Regisseur Ric Roman Waugh hat er schon zweimal zusammen gearbeitet, aber nie so ideenlos wie hier. Da geht es um einen amerikanischen Undercover-Agenten, der – nicht nach irgendeiner Logik fragen! – sowohl von den Iranern, den Afghanen und auch noch von einem pakistanischen Killer auf einem Motorrad gejagt wird und sich in 30 Stunden durch die Wüste durchschlagen muß, weil die Amerikaner ihn offenbar nur von Kandahar ausfliegen können…
Diese Wüste ist in mancher Sequenz das Schönste an dem Film, gedreht wurde übrigens in Saudi-Arabien, aber wenn man meint, die Jagd auf den flüchtenden Ami werde in irgendeiner Weise wirklich spannend oder interessant oder gar thrillermäßig actionreich, dann irrt man. So langweilig ist noch niemand durch die Wüste geflohen. Das Drehbuch legt einigen Wert auf den Buddy-Effekt, daß der Held Tom Harris sich mit seinem Begleiter, dem einheimischen Übersetzer Mo (Navid Negahban) menschlich zusammen rauft. Und sonst?
 
Wie ernst es zu nehmen ist, wenn die Afghanen „kritische“ Sätze zu sprechen bekommen, weiß man nicht: „Alle kommen sie hierher, die Briten, die Russen, die Amerikaner, und wir arbeiten für alle“ oder der gute Rat an die Amerikaner: „Ihr müßt heimgehen.“ Was sie ja auch getan haben.
Und es wäre besser gewesen, diesen Rückzug so weit zu treiben, daß man keine Filme hier verortet. Denn, wie man sieht, wenn man an schlechte, dramaturgisch ebenso wirre wie lahme Drehbücher und mediokre Darsteller gerät, gibt das Ganze rein gar nichts her.
 
 
Renate Wagner