Abgeschlafft

„The Expendables 4“ von Scott Waugh

von Renate Wagner

The Expendables 4
USA / 2023

Regie: Scott Waugh
Mit: Jason Statham, Megan Fox, Sylvester Stallone u.a.
 
2010, da hatte er gerade wieder einen „Rocky“- und einen „Rambo“-Film hinter sich, wandte sich Sylvester Stallone einem neuen Projekt zu, das er auch inszenierte. Unter seiner Führung sollten die „Expendables“ (warum sie gerade die „Entbehrlichen“ heißen…) eine Gruppe harter Männer sein, die – wie auch anders – stets zu Missionen aufbrechen würden, die Welt zu retten.
 
Jason Statham war Mann Nr. 2, Dolph Lundgren der Scharfschütze, und auf Anhieb schauten höchst karätige Action-Kollegen wie Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger vorbei. Das funktionierte so gut, daß es gleich 2012 die Fortsetzung gab, aber bei Nr. 3 im Jahre 2014 war die Luft draußen. Nichts verzeiht Hollywood weniger als einen Flop, schon gar nicht, wenn er Stars passiert.
Warum Stallone doch noch den vierten Film machen wollte, ist unklar, weil er sich hier schon so sehr aus dem Ganzen zurück gezogen hat, daß er quasi nur noch im Prolog und im Epilog (beim Saufen, wenn die anderen die Arbeit erledigt haben) dabei ist. Aber es geht wohl darum, hoffnungsvoll das Format für Jason Statham zu erhalten, der, wie man weiß, Action-Filme wirklich tragen kann. Die vierten „Expendables“ sind allerdings so schwach ausgefallen, daß man für die Zukunft der Reihe schwarz sieht – wenn nicht Power und ein paar Starnamen (die hier total fehlen) dazu kommen.
Zu Beginn scheint vielleicht eine neue Ära eingeläutet zu werden – in ihren bewährten Rollen, Stallone als Barney Ross und Statham als Lee Christmas, geben sie sich offenbar geschlagen angesichts der streitbaren Frauenpower, die Megan Fox ausstrahlt. Attraktiv, schwarzhaarig, CIA-Agentin und die Freundin von Christmas ist sie neu im Team. Aber sie hat in der Folge keine weitere Rolle, als einfach da zu sein.
 
Und die Handlung ist so abgeschlafft, daß man sie kaum nacherzählen kann. Ein Bösewicht (der nicht übertrieben ausdrucksstarke Indonesier Iko Uwais als Suarto Rahmat) hat in Libyen (das Böse von Gaddafi ist noch immer fürs Kino zu brauchen) Atomwaffenzünder gestohlen, und die „Expendables“ sollen sie zurückbringen. Teil 1, Waffenfabrik in der Wüste, und leider, das Unternehmen gelingt nicht. Teil 2 spielt dann auf einem Schiff, und die ganze Zeit kämpft jeder gegen jeden, mit den Körpern, Martial Arts, Waffen aller Art, schmutzig, untergriffig und brutal, regelmäßig explodiert etwas, und ein Testosteron-gequältes junges, vermutlich vordringlich männliches Publikum bekommt die „harte Action“, die diese Reihe verspricht. Die nur leider hier nicht sonderlich interessant ist, Regisseur Scott Waugh kam gegen das Gefühl der Lustlosigkeit, die das Unternehmen ausstrahlt, nicht an. Und dabei haben sie am Ende doch die Welt gerettet – wenn es in Wirklichkeit auch so einfach wäre, den Dritten Weltkrieg zu verhindern.
In den früheren Filmen konnte man wenigstens hoffen, daß mal Mel Gibson oder Antonio Banderas um die Ecke kommen, aber hier tummelt sich bloß eine B- und C-Besetzung. Kein Wunder, daß der Film jetzt schon in den Videotheken und Online-Shops ist. Das macht Hollywood mit Sachen, die man als geringfügig gelungen erachtet.
 
 
Renate Wagner