Frauen und ... (viele andere) Fragezeichen

Thomas Reis stellt sich der Frage, ob Frauen wirklich glücklich machen

von Frank Becker
Frauen und ... – (viele andere) Fragezeichen

Thomas Reis ist eine lobenswerte Ausnahmeerscheinung im kabarettistischen Gewerbe: äußerlich höchst korrekt mit Dreiteiler und Krawatte, doch in seinem Programm „Machen Frauen wirklich glücklich?“ einer der erfrischend „politisch unkorrektesten“ in einer Liga mit Hagen Rether, Wilfried Schmickler und Wolfgang Nitschke. Das ist wiederum sehr korrekt. Er macht sich nicht bange vor der Konfrontation mit dem natürlichen Feind des Mannes - der Intelligenz. Ha, erwischt, was dachten Sie denn?

Seine Stellungnahmen zur Tagespolitik im aktuellen Bühnenprogramm („Hilary ist ein guter Mann“), zur Bankenkrise („ Die Deutsche Bank hat den Kettenbrief als Kreditmodell“), zur Werbung („Wie gut, daß es Beton ist – Haider hat das Beste daraus gemacht“) oder Fragestellungen zu gesellschaftlichen Phänomenen („Ist schwul sein nicht schon ein frauenfeindlicher Akt? Mehr Ablehnung geht nicht.“) haben Substanz. Daß er sich auch moslemischer Unarten annimmt, ist für einen anständigen Kabarettisten selbstverständlich. Sein Programm steht auf den soliden Füßen der philosophischen Erkenntnisse von Hegel und Kant, Marx und Nietzsche. Wer wollte daran rütteln?

Das Weibliche regiert. Die meisten Regierungs- und Gesellschaftsformen sind weiblich: die Demokratie, die Republik, die Monarchie, die Diktatur, die Tyrannei. Männlich ist nur der Kommunismus. Aber der ist eine Utopie – und das ist wieder weiblich. Unanfechtbar seine Feststellungen zu den wesentlichen Unterschieden im Verhalten von Mann und Frau. Während der Mann über der Frage grübelt: „Sein oder Nichtsein“, denkt die Frau. „Was soll ich nur anziehen“. Reis weiß, daß Frauen uns Trost bei den Sorgen geben, die wir ohne sie nicht hätten, daß die Ehe eine idyllisch verlängerte Sackgasse ist und die Fortpflanzung eine Endlosschleife der Vergeblichkeit. Mit Thomas Reis nehmen wir - Männer und Frauen - ein Bad in köstlichen Klischees und herrlichen Gemeinheiten.

Frauen und Literatur: „Es gibt sicher gute Schriftstellerinnen – wir kennen sie nur nicht.“ Oder wie wäre es hiermit: „Wir bauen überall schöne Frauenhäuser und dann müssen wir sie hineinprügeln.“ Wer Frauen liebt, muß mit Kollateralschäden leben, denn die Frau ist die Gans, die den Fuchs stiehlt, das Aas, das den Geier fleddert. Da sind die Männer nur noch Dienstleistungsgewerbe: Kuschel-Caritas. Frauen sind wie Computer, sie verweigern den Zugriff. All das stellt Reis fest und weiß, was Zicken-Alzheimer ist: „Daran würde ich mich erinnern!“, und er kommt als multiple Person in der Diskussion mit seinen alter egos zu dem Schluß: „Der Sinn ist das Ziel, die Frau ist der Weg.

Das geht auf der Bühne zweieinhalb Stunden mit einer winzigen Pause Schlag auf Schlag (auf der Doppel-CD genauso lange ohne Pause), mit gelegentlichen Exkursen über Kollegen („Thomas Gottschalk und Mario Barth sind lebende Beweise für die Berechtigung der Humangenetik“) und schreibende Politiker („Kurt Becks Buch ist Waldschändung – hat´s einer gelesen? Na also!“). Eloquent, witzig und man staune: vor allem von der weiblichen Hörerschaft anerkannt. Denn eines stimmt nicht: „Und ewig bockt das Weib.“ 
Aber zurück zur Kernfrage: Machen Frauen wirklich glücklich? Ja - äh - nein - vielleicht - nö...
Beispielbild

Thomas Reis
Machen Frauen wirklich glücklich?
 
2 CD

© con anima 2008
 
Inhalt CD 1:
1. Machen Frauen wirklich glücklich 4:00
2. Die Herrchenrasse 3:55
3. Ich denke, ich bin 3:45
4. Daseinsfertigmänner 9:54
5. Die handelsübliche Frau 10:51
6. Vater und Sohn 8:36
7. Hilde ist ungünstig 2:44
8. Das Unwesentliche 5:08
9. Frau und Schöner Wohnen 1:39
10. Das China-Syndrom 5:24
11. Nu, Schnecke 3:06
12. Wenn's der Moslem halt so mag 6:05
13. Don't marry, be happy 5:48
14. Vom Wesen der Frau 6:10

Inhalt CD 2:
1. Ich seh' doch, dass Du guckst 2:22
2. Frau im Glück 6:35
3. Das bisschen Haushalt, sagt meine Frau 5:29
4. Wer hat die Braut geklaut 2:12
5. Vögel ohne Perspektive 3:44
6. Der kleinste gemeinsame Pfälzer 7:57
7. Lustig ist das Nazileben 1:34
8. Die Tragik der Religionsstifter 4:04
9. Frau und Literatur 3:37
10. Staatstheater 2:16
11. Kinder sind das größte Glück 6:46
12. Dr. Holzmichel 4:30
13. Mütter nerven nie 3:05
14. Babymarkt 3:31
15. Sex ist Physik 1:47
16. Monogamie 1:50
17. Das Runde muss in das Eckige 2:45
18. Noch zwei Hochzeiten 2:03

Gesamtspielzeit: 143 Minuten
 
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